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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande
Autoren: Stefan Wolf
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Nichtraucher
hatte er weder Feuerzeug noch Zündhölzer. Konnte er’s wagen, die Lampe über der
Eingangstür einzuschalten?
    Auf der Straße war alles ruhig.
Karl drückte auf den Lichtknopf. Es wurde hell vor dem Eingang.
    Karl las die Adresse, die auf
dem Briefkasten stand, eine Firmenadresse: HEVER GmbH — DR. GALMBERG
& Co.
    Rätselhaft, dachte er, und ganz
bestimmt ein Fall für TKKG.
    Zehn Minuten später war er zu
Hause und schon damit beschäftigt, sich die Zähne zu putzen.

2. Briefkasten-Marder
     
    Der nächtliche Regen kühlte sie
nicht ab: Oswald Krenk, alias Ossi, schien zudampfen.
Johannes von Unken ebenso. In beiden brodelte Wut wie glühende Lava in einem
Vulkan.
    Sie standen tatsächlich — und
noch immer — hinter dem Müllcontainer. Die Maschine war aufgebockt. Ossi hatte
seinen Helm abgenommen, was kein Vorteil war. Mit Helm sah der Typ besser aus.
Ansonsten — Quadratschädel, blonde Haarbürste, breites Gesicht und ein kleiner
Goldring im linken Ohr. Ossi schniefte, wenn er schnell sprach. Jetzt schwieg
er. Die Zigarette — es war schon die dritte, die er hier rauchte — schirmte er
mit der Hand ab.
    Jo war etwas größer und schmal.
Er litt an einer Schwäche, die alle von Unkens betraf. Seit mindestens zehn
Generationen — soweit ließ sich die adlige Ahnen-Kette zurückverfolgen —
mangelte es den Unkens an Rückenmuskulatur. Kein bemerkenswertes Rückgrat —
soweit man zurückblickte. Deshalb war auch kein von Unken geschichtlich
hervorgetreten. Als niederer Landadel, umgeben von Rübenfeldern, hatten sie von
Generation zu Generation überdauert. Aber auch damit war nun Schluß.
    Jos Vater — ein besonders
rückenschlapper von Unken — hatte das restliche Vermögen durchgebracht, bevor
er — wegen eines plötzlichen Bandscheiben-Vorfalls — einen Verkehrsunfall
verursachte. Dem fiel er zum Opfer, zusammen mit Johanna, seiner Frau.
    Der kleine Johannes war damals
erst vier und mußte fortan bei seiner Großmutter leben. Sie — Bettina von Unken
— meinte es zwar gut mit ihm und bot all ihre Liebe auf, verstand aber nicht
das Geringste von Kindererziehung. In den folgenden 15 Jahren entwickelte Jo
sich zu einem selbstsüchtigen, entschlußschwachen Typ mit auffälligem Hang zur
Bosheit. Bettina bemerkte das, konnte es aber nicht ändern. Gram über ihren
Enkel färbte ihre Haut immer gelber, und sie weinte oft, wenn er wieder was
angestellt hatte, wieder in Konflikt geraten war mit der Polizei.
    Ihm war das wurscht. Von seiner
Großmutter, der er eine rosige Kindheit verdankte, sprach er nur in
verächtlichem Ton. Und schon mehrfach hatte er, Jo, die alte Dame bestohlen.
Krumm wie ein Fragezeichen lehnte er jetzt am Container. „Entwischt, Ossi.“

    „Was?“
    „Der TKKG-Typ ist uns
entwischt.“
    „Häh, ja. Verdammt! Wieso?“
    „Der hat uns bemerkt.“
    „Aber er muß hier
vorbeikommen.“
    „Nicht unbedingt. Wenn er einen
Umweg nicht scheut, kann er auch dortlang und dalang und hierlang.“
    „Mir langt’s, verdammt.“
    „Den hätten wir fertiggemacht,
Ossi.“
    „Total. Den und später die
andern.“
    „Besonders diesen Tim, Ossi.“
    „Wir erwischen sie noch, ein
anderes Mal. Angeber-Pack!“
    „Ich könnte Galle spucken“,
knurrte Jo, „wenn ich nur an die denke.“
    Er stieß sich vom Container ab
und stand aufrecht — was aber immer noch eine miserable Haltung war: runder
Rücken mit hängenden Schultern und Hühnerbrust.
    „Habe ich’s dir schon erzählt?“
sagte Jo. „Meine Oma kennt das TKKG-Mädchen. Diese Gaby Glockner. Hält viel von
der, weiß aber nicht, wie ich über sie und ihre Freunde denke. War nur eine
Bemerkung von Oma. Aber mich würde es nicht wundern, wenn sie die vier zur
Blauen Stunde einlädt.“
    „Wozu?“
    „Zur Tee-Stunde. Nachmittags,
etwa um fünf. Oma hält fest an solchem Blödsinn. In unseren Kreisen ist das
seit 100 Jahren üblich. Blaue Stunde mit Tee.“
    „Blau“, feixte Ossi, „werde ich
nur vom Bier. Achtung, da kommt wer!“
    Er blickte zur Biegung der
Lindenhof-Allee. Zwei Männer näherten sich von dort: ein Großer mit Hut und ein
Stämmiger, der seinen Bullenschädel mit einer Schildmütze schützte.
    Sie unterhielten sich,
überquerten jetzt die Fahrbahn und stiegen in einen schwarzen VW-Kombi.
    Der Wagen fuhr an den beiden
Motorrad-Typen vorbei, und für einen Moment fühlten sie sich beobachtet. Dann
verschwand der VW hinter Regenschleiern.
    „Ich warte nicht länger.“ Ossi
stülpte sich den
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