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Handyman Jack 04 - Tollwütig

Handyman Jack 04 - Tollwütig

Titel: Handyman Jack 04 - Tollwütig
Autoren: F. Paul Wilson
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26. April
     
    »Das ist total bescheuert«, schimpfte Macintosh. »Was wollen wir hier?«
    Dr. Luc Monnet beobachtete, wie der ungekämmte junge Mann sich in seine schmutzigen Hände blies und sie rieb, während er im feuchten Gras auf und ab ging. Es hatte fast den ganzen Tag geregnet, doch jetzt hatte sich der Himmel aufgeklärt.
    »Sie hätten eine Jacke anziehen sollen, Tom.«
    »Sie haben mir ja nicht verraten, dass wir um drei Uhr morgens auf einem verdammten Feld herumstehen würden.«
    Ein mondloser Himmel wölbte sich über ihnen. In der Nähe lag das leuchtende Band der Route 290 still und vorwiegend leer in der Nacht. Dahinter erzeugten die Lichter der Innenstadt von Chicago ein falsches Morgengrauen am Himmel. Wuchtige Hotel- oder Bürobauten erhoben sich hier und da auf dem flachen Land wie Sandhügel in der Wüste.
    »Sie sind es doch, der den Ursprung des Moleküls kennen lernen wollte«, sagte Luc.
    Richtiger war, dass er es verlangt hatte, aber das war ein unangenehmes Reizwort. Luc wollte, dass vorerst eine eher ausgeglichene, weitgehend friedliche Stimmung herrschte.
    »Das möchte ich noch immer. Aber warum hängen wir in der Nähe eines Zirkus herum?«
    »Das ist kein Zirkus.« Luc deutete auf den düsteren Schatten des länglichen Zelts hinter ihnen. »Wie auf dem Schild steht, ist dieses ›Oddity Emporium‹ ein Kuriositäten-Kabinett.«
    Macintosh schnaubte. »Ein Euphemismus für Abnormitäten-Show. Das erklärt aber noch lange nicht, was wir hier tun.«
    »Dort befindet sich die Quelle des Moleküls.«
    »Okay, fein. Aber warum stehen wir draußen herum und frieren uns die Füße ab? Meine spüre ich kaum noch. Und ohne sie kann ich schlecht stehen.«
    Luc grinste in die Dunkelheit. Falls Macintosh es sah, würde er es wahrscheinlich für eine Reaktion auf seinen jämmerlichen Versuch halten, lustig zu sein. Doch Luc fand an Macintosh gar nichts lustig. Er fand auch nichts an ihm sympathisch. Vor allem nicht an seinem Aussehen. Sie waren ein ziemlich seltsames Paar. Lucs kurz geschnittenes, sorgfältig frisiertes braunes Haar, seine gepflegte eins siebzig große Gestalt und seine maßgeschneiderte Hose und der teure Pullover bildeten einen scharfen Kontrast zu Macintoshs langem, schlaksigem Oberkörper, seinem zerknautschten Hemd, der abgetragenen Jeans, dem verfilzten Haar und dem schütteren Kinnbart.
    Tatsache war, dass er eigentlich froh war, dass Macintosh sich in der Kälte nicht sehr wohl fühlte. Er wünschte sich, er möge sich gleich hier und jetzt zu Tode frieren. Das Schwein hatte ohnehin nicht viel länger zu leben, und es hätte Luc die Mühe erspart, ihn zu töten.
    Töten, dachte er und schauderte bei der Vorstellung. Ich werde heute Nacht den Tod eines anderen Menschen verursachen. Was noch vor zwei Wochen undenkbar erschienen war, hatte sich jetzt zu einer unumgänglichen Notwendigkeit entwickelt. Er empfand nichts für Macintosh, nur eine bohrende Unruhe, es endlich hinter sich zu bringen.
    »Und war dieses ganze Theater nötig?«, quengelte Macintosh. »Getrennte Flüge, getrennte Hotels – und dass Sie mich erst weit nach Mitternacht auf der Straße aufgreifen und hierher ins absolute Niemandsland bringen. Wie in einem schlechten Film.«
    Luc verkniff sich eine scharfe Entgegnung. Konnte der verdammte Narr nicht endlich die Klappe halten?
    »Denken Sie doch einmal nach, Tom«, sagte er und verlieh seiner Stimme einen ruhigen Ton. Es hatte keinen Sinn, wenn er seine Verachtung für dieses Stück menschlichen Abfalls offen kundtat. Noch nicht. »Denken Sie nur mal in Ruhe darüber nach.«
    Macintosh war für einen Augenblick wohltuend still. Dachte er vielleicht nach? Das hätte er lieber tun sollen, ehe er verlangt hatte, die Geheimnisse des Moleküls kennen zu lernen.
    Macintosh – was hatte er sich gedacht, als er dieses verkommene Subjekt engagiert hatte? Ein brillanter Forscher mit klaffenden Löchern in seinem Intellekt. Der schlagende Beweis: Wenn er auch nur einen letzten Rest gesunden Menschenverstandes besessen hätte, wäre er niemals mit hier heraus gekommen.
    »Ja«, sagte Macintosh schließlich. »Ich verstehe, was Sie meinen. Aber wie lange jetzt noch?«
    Luc hob das Handgelenk und drückte auf den Illuminationsknopf am Außenrand seiner Uhr. Das Zifferblatt leuchtete auf und zeigte 4:11:08. Es war die Ostküstenzeit. Er hatte sich noch nicht die Mühe gemacht, die Uhr umzustellen.
    »Nur noch ein paar Minuten«, sagte er.
    Tatsächlich war der Moment,
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