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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande
Autoren: Stefan Wolf
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und
versuchte, geduldig zu bleiben. Noch reichte die Zeit. Aber er wollte lieber
überpünktlich sein, etwas zu früh vor Ort. Verspätung wäre absolut unhöflich
gewesen.
    Tim seufzte abermals, öffnete
die Tischlade, holte eine Rolle Strippe hervor und warf sie neben Klößchen auf
dessen Bett.
    „Strippe?“ Empört hob das dicke
TKKG-Mitglied den Kopf. „Soll ich etwa damit... Wie sieht denn das aus! Ich
renn’ doch nicht rum wie ein Penner.“
    „Meistens siehst du schlimmer
aus. Und wer schaut schon auf deine Füße! Dumm wäre, wenn du beim Laufen die
Schuhe verlierst. Also mach! Sonst fahre ich allein zu Oma Unken.“
    „Oma von Unken!“
    „Ich weiß, daß sie adelig ist.
Sie selbst legt keinen Wert drauf.“
    Klößchen griff zur Schere und
schnitt ein Stück Strippe ab. Viel zu lang. Als er die Verpackungsschnur durch
die Ösen des Turnschuhs gefädelt hatte, konnte er fünf Schleifen aufeinander
machen.
    Tim sah kopfschüttelnd zu.
„Hast jetzt eine Art Schmetterlingsschuh. Vielleicht wird das modisch.“
    Klößchen erhob sich vom Bett.
„Nur noch meine Schokolade. Dann bin ich bereit.“
    Er holte seinen Vorratskarton
vom Schrank und nahm zwei Tafeln raus.
    Tim hängte sich ein leichtes,
rostrotes Sweatshirt über die Schultern und verknotete die Ärmel vor dem Hals.
Der TKKG-Häuptling hatte weniger geschlafen als sein Budenkamerad, war trotzdem
munter und voll Unternehmungsdrang.
    Vor dem Fenster der Internatsbude
ADLERNEST zog ein sonniger Mai-Tag auf. Tim war zur üblichen Zeit aufgewacht,
hatte auf dem Sportplatz ein paar schnelle Runden gedreht und dann lange
geduscht. Kurzes Frühstück im Speisesaal — anschließend Klößchen wecken, der
heftig maulte. Das gelang nur, indem er ihm die Bettdecke wegnahm und aus dem
Fenster hängte.
    Samstag, schulfrei. Wer da noch
pennt, dachte Tim, ist selbst schuld.
    „Ich bin soweit“, verkündete
Klößchen.
    Sie verließen das ADLERNEST.
    Es war noch ruhig im Haupthaus
und auf dem Internatsgelände. Unten im Speisesaal klapperte Geschirr. Nichts
sonst störte die Stille. Tim sprang die Stufen hinunter, gefolgt von Klößchen.
Im Parterre-Flur unterhielten sich zwei Erzieher. Oberstufen-Schüler kamen aus
dem Speisesaal.
    Tim sah auf die Armbanduhr.
Dann liefen beide über den Pausehof zum Fahrrad-Schuppen, den Hausmeister Mandl
neuerdings nicht mehr abschloß. Nicht mal nachts.
    Bis unsere Drahtesel geklaut
werden, dachte Tim. Ob dann die Versicherung zahlt? Allerdings — daß hier was
wegkommt, ist unwahrscheinlich. Wir sind zu weit entfernt von der Stadt, und
die Straße endet am Tor. Zu mühselig für Diebe.
    „O Gott!“ rief Klößchen
plötzlich. Wie angewurzelt blieb er stehen.
    „Was ist? Reißt die Strippe?“
    „Ich... ich habe nicht
gefrühstückt.“
    „Na und? Eins geht nur:
Ausschlafen oder frühstücken.“
    „Aber... als Leibwächter muß
ich bei Kräften sein.“
    „Bist du auch ohne Morgenmampf.
Außerdem hast du deine Schoko.“
    „Ein Glück! Da werde ich gleich
mal..
    „Nichts wirst du jetzt! Wir
fahren in die Stadt zu Oma Unken. Naschen kannst du später.“
    Klößchen brummelte. Sie holten
ihre Stahlrosse. Auf dem Rasen im Internatsgelände lag Tau, ebenso auf den
Wiesen und Feldern rechts und links der Chaussee. In den Bäumen schmetterten
Singvögel Morgenlieder, und Tim dachte nach über seinen — und Willis —
Leibwächter-Job.
    Gaby hatte darum gebeten. Gaby
kannte Frau Bettina von Unken, die in einem kleinen Haus der Maisrainer-Straße
wohnte — zusammen mit ihrem Enkel Johannes.
    Den kannte Gaby zur Genüge als
Ossis Kumpan. Deshalb wunderte Tims Freundin sich nicht, als Bettina ihr Herz
ausschüttete und gestand: Sie wurde von ihrem Enkel bestohlen. Er nahm Geld.
Manchmal fehlten auch kleinere Wertgegenstände. Vermutlich verkaufte er die.
    Dennoch — Bettina ließ ihn
nicht fallen, liebte ihn sogar mit großmütterlicher Hingabe und fühlte sich
verantwortlich. Was ein bitteres Los war, denn Jo geriet immer mehr auf die
schiefe Bahn. Das drückte der alten Dame das Herz ab vor Kummer.
    Allmählich begann sie, sich vor
ihm zu fürchten. Jemand, der stahl — wozu war der sonst noch fähig?
    Bettina besaß Schmuck,
wertvolle Kostbarkeiten, die zum Teil 200 Jahre alt und in der Familie vererbt
worden waren. Die alte Dame hatte keine Verwendung mehr dafür, und Johannes war
nicht würdig, den Schmuck zu erben. Bettina wollte ihn verkaufen — und das Geld
für wohltätige Zwecke spenden. Soweit ihre
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