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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande
Autoren: Stefan Wolf
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„Peter Carsten und Willi Sauerlich. Dürfen wir reinkommen?“
    „Ich warte doch schon.“
    „Aus dem Weg, Beifahrer!“ sagte
Tim durch die Zähne. „Schleich dich zu deinem Ossi.“
    „Ihr kriegt’s noch, ihr
Angeber!“ schnaubte Jo und schob seine lange Gestalt zur Straße.
    Er selbst, dachte Tim, hat
keine Maschine. Aber gleich wird Freund Ossi herbeidonnern und ihn abholen.
Vielleicht wollen sie wieder Mädchen belästigen, diese Fieslinge.
    Eine Wolke Lavendel-Parfum
quoll ihm aus der Diele entgegen. Oma Unken strahlte. Feierlich reichte sie Tim
die Hand, was zweifellos eine Huld war.
    „Wir sind pünktlich, Oma
Unken“, meinte der TKKG-Häuptling. „Ein schöner Tag heute. Befinden Sie sich
wohl?“
    „Mir geht es gut“, lachte sie
und begrüßte auch Klößchen. „Leider war Johannes eben sehr frech zu mir.“
    „Weshalb?“ Tim schloß die Tür
hinter sich.
    „Ich sagte, daß ihr kommt. Das
hat ihn aufgebracht. Kennt ihr euch eigentlich? Was ich plane, habe ich
natürlich nicht gesagt. Das wäre ja dumm.“
    „Wir kennen uns flüchtig“,
sagte Tim. Mehr nicht. Wozu der alten Dame das Herz noch schwerer machen?
Johannes im Schlepptau von Oswald Krenk — das konnte nur dazu führen, daß
kriminelle Neigung geweckt wurde. Bettinas Angst vor dem Enkel war begründet.
    Sie führte die beiden in den
Wohnraum. Alte Möbel — viel zu groß für ca. 28 Quadratmeter. Sie hätten eher in
ein Schloß gepaßt. Oder auf den Rübenfelder-Landsitz, den die von Unkens früher
bewohnt hatten.
    Die alte Dame hatte gerade
ihren Kamillentee getrunken und sich zum Ausgehen fertiggemacht.
    Sie war hochgewachsen, schlank,
und die von Unken-Rückenschwäche war bei ihr nur geringfügig ausgeprägt.
Vielleicht wurde die Erblast ausgeglichen durch richtiges Atmen. Wie man weiß:
Eine gute durchlüftete Lunge stützt einen schwachen Rücken.
    Silbergraues Haar, echt lockig
— und größtenteils lila gefärbt — nur nicht an Scheitel und Schläfen, wo es
nachgewachsen war. Dunkle Augen mit prüfendem Blick und ein wirklich adeliges
Gesicht voller Falten. Große Silber-Ohrringe mit grünen Steinen zogen die
Ohrläppchen lang.
    Man sah’s noch: Zu ihrer Zeit
war Bettina eine schöne Frau gewesen — und auch als Großmutter ansehnlich.
Klößchens Urteil traf zu.

    „Habt ihr schon gefrühstückt?“
fragte sie. „Oder möchtet ihr eine Tasse Kamillentee?“
    Die Jungs hatten gefrühstückt.
Sogar Klößchen nickte.
    Oma Unken seufzte. „Es tut weh.
All den Schmuck gebe ich nun her. Er ist wertvoll und alt. Eine Überlieferung
aus alter Zeit endet damit. Aber ich bin vernünftig und hänge nicht an
Gefühlen, die keinen Inhalt mehr haben. Die von Unkens gibt es bald nicht mehr.
Johannes benimmt sich so, daß er diesen Namen gar nicht tragen dürfte. Er wird
ihm keine Ehre machen und verdient es auch nicht, daß der Schmuck — der
ausschließlich mir gehört — ihm zufällt, nach meinem Ableben. Er würde ihn
verschleudern und das Geld durchbringen mit seinem schrecklichen Freund — nein,
das kann nicht der Sinn sein. Mit dem Geld aus dem Erlös will ich den von
Unkens ein Denkmal setzen. Das Geld soll eine nützliche und sinnvolle
Verwendung finden. Deshalb werde ich’s spenden für bedürftige Kinder und
Waisenhäuser.“
    Tim nickte. „Eine edelmütige
Entscheidung, Oma Unken.“
    „Sehr selbstlos“, pflichtete
Klößchen bei. „Sie könnten das Geld ja auch verprassen, Weltreisen machen,
Champagner schlürfen und im Spielcasino zocken. Aber davon hätten die
bedürftigen Kinder nichts.“
    „Sie wollen den Schmuck bei
einem Juwelier verkaufen?“ erkundigte sich Tim.
    „Ja. Ich habe da eine sehr gute
Adresse erfahren. Das Juwelier-Geschäft Irene Lobitz.“
    Der Name sagte Tim nichts.
„Schon einen Preis ausgehandelt?“
    „Frau Lobitz wird meine
Kostbarkeiten taxieren (schätzen) und sich dann daran machen, Käufer zu
finden.“
    „Käufer finden?“ fragte Tim.
    Oma Unken nickte. „Ich gebe
meinen Schmuck in Kommission.“
    „Wohin?“ fragte Klößchen.
    „In Kommission geben“, sagte
Tim, „bedeutet: Frau Lobitz verkauft den Schmuck im Auftrag von Oma Unken,
sucht also Käufer, vermittelt sozusagen nur.“ Er wandte sich an die alte Dame.
„Das kann natürlich eine Weile dauern. Besser wäre, die Juwelierin kaufte auf
eigene Rechnung. Aber soviel Geld hat sie wohl nicht?“
    „Sie könnte mir nicht soviel
bezahlen“, erwiderte Oma Unken, „wie ein Kunde, der sich für ein
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