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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande
Autoren: Stefan Wolf
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einzelnes
Stück entscheidet. Für ihre Vermittlung berechnet sie nur eine geringe Gebühr.“
    Naja, dachte Tim. Mich geht’s
nichts an. Und so sehr eilt der Deal (Handel) nicht. Die Waisenkinder
mußten bisher auskommen ohne den Spendenzuschuß. Sie werden’s auch noch eine
Weile schaffen.
    „Ihr Enkel weiß nicht, was Sie
vorhaben?“
    Bettina von Unken schürzte die
Lippen. „Gesagt habe ich ihm nichts. Aber als ich neulich mit Frau Lobitz
telefonierte — ich glaube, da hat er gelauscht. Aus dem Gespräch ging alles
hervor. Nur nicht, daß ich heute zu ihr — zu Frau Lobitz — gehe. Danach, an dem
Tag, hatte Johannes ganz böse Augen. Richtig haßerfüllt hat er mich angesehen.“
    „Und wo ist der Schmuck?“
    Sie lächelte. „In meinem
Tresor.“
    „Hier im Haus?“
    „Nicht direkt.“
    „Also in einem Banksafe? Aber
die Banken haben doch heute geschlossen. Wir haben Samstag.“
    Sie schüttelte den Kopf, und
ihr Lächeln wurde verschmitzt. „Kein Banksafe. Kommt, ich zeig’s euch.“

4. Tim greift durchs Toilettenfenster
     
    Im Garten hüpften Vögel über
den Rasen, Spatzen, Amseln, Meisen. Oma Unken blickte zur Straße. Keine Spur
mehr von Jo. Das schien sie zu beruhigen, wie Tim feststellte.
    „Hier entlang!“
    Mit kleinen, hastigen Schritten
führte sie die Jungs hinter ihre Haushälfteund weiter —
bis sie bei dem Blumen- und Küchengarten waren, der die Kellerräume der
zerstörten Haushälfte bedeckte.
    Eine bemooste Steintreppe
schien blind in der Erde zu enden. Aber das täuschte, denn das Kellergeschoß
war noch vorhanden, obwohl durch Überwucherungen bestens getarnt.
    Tim sah eine rostige Stahltür —
unten am Fuß der Treppe.
    „Ich ahne was“, sagte er: „Der
Tresor ist in dem alten Keller.“
    „Richtig.“
    Sie trippelte die Steinstufen
hinunter. Die Tür war nicht abgeschlossen. Die alte Dame ging voran. Dumpfer
Modergeruch. Nur durch die Tür und zwei leere Fensterhöhlen, in denen Gras und
Taubnesseln wuchsen, drang Licht herein.
    Die Kellerwände sahen noch leidlich
neu aus. Aber Würmer, Käfer und Spinnen hatten sich die Behausung erobert —
Schnecken, Asseln, Hundert- und Tausendfüßer. Ungemütlich!
    Nichts für Gaby, dachte Tim,
aber Oma Unken bleibt cool. Ist ja auch ein tolles Versteck.
    Der Tresor stand in dem ehemaligen
Heizungskeller, wo ein Öltank vor sich hinrostete. Ein meterhoher, sicherlich
zentnerschwerer Stahlwürfel, von Spinnweben umhüllt und sehr schmutzig.
    „Herr Baumgärtl“, sagte Oma
Unken, „hat ihn hiergelassen. Mein ehemaliger Nachbar, der ein ganz reizender
Herr ist. Er hat mir den Tresor geschenkt, als ich darum bat. Nur ich kenne die
Kombination am Schloß. Sie funktioniert noch. Jo weiß nichts davon. Ich glaube,
er war nie hier. Ein gutes Versteck, nicht wahr?“
    „Hm“, meinte Tim. „Sie haben
Glück gehabt. Es gibt Altmetall-Sammler, die solche Stätten abgrasen. Ein paar
kräftige Männer könnten ihn wegschleppen, den Tresor. Und dann?“
    „Von ihm wußte ja niemand.“
    Vor dem Tresor, wo die Tür war,
hingen die Spinnweben herab. Zerrissen.
    „Da war jemand dran“, sagte Tim
und betrachtete den Zahlenkranz am Schloß.
    „Ich“, lächelte die alte Dame.
Sie begann, die Kombination einzustellen. Dann mußte sie alle Kraft aufbieten,
als sie am Griff zog.
    Tim wollte schon helfen. Da
schwang die Tür auf.
    Er starrte in das Behältnis. Es
hatte vier Fächer. Alle waren leer, völlig leer.
    Klößchen röchelte, als hätte er
sich an seiner Zunge verschluckt.
    Lächelnd schloß Oma Unken den
Tresor. „Ich wollte ihn euch nur mal zeigen. Den Schmuck habe ich vorhin schon
geholt, als Jo noch schlief.“
    Tim atmete erleichtert.
    „Jetzt brauche ich ein Stück
Schoko“, meinte Klößchen und holte eine Tafel hervor.
    Sie gingen ins Haus zurück, und
Bettina von Unken erzählte, der Schmuck habe sicherlich einen Wert von 400 000
DM — wenn nicht mehr. Ein besonders schönes Smaragd-Collier sei dabei. Das habe
schon ihre Ahnherrin getragen: Viktorine Clarinda von Unken, die 1789 starb —
also beim Ausbruch der Französischen Revolution, allerdings nicht deshalb,
sondern an einem Lungenleiden.
    „Viktorine war eine Schönheit“,
sagte die Oma, „und wurde umworben vom Landadel der Gegend. Wollt ihr nicht
doch eine Tasse Kamillentee?“
    „Danke, nein!“ sagte Tim rasch.
    Klößchen stopfte sich noch eine
Rippe Schoko in den Mund. „Verstehe“, lächelte Oma Unken. „Wenn ihr heute
nachmittag kommt, gibt es
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