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Der geheimnisvolle Highlander

Der geheimnisvolle Highlander

Titel: Der geheimnisvolle Highlander
Autoren: Monica McCarty
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1
    Lochalsh, Inverness-shire, Juni 1605
     
    N ach Hause.
    Alex MacLeod trieb sein Pferd schneller den schmalen Pfad entlang. Das mächtige schwarze Streitross gehorchte sofort und preschte durch den dichten Wald, als hätten sie erst eine Meile und nicht schon hundert zurückgelegt. Alex steigerte das halsbrecherische Tempo, das er vor drei Tagen vorgelegt hatte, sogar noch, je näher sie ihrem Ziel kamen. Er wusste, dass er seinen Männern alles abverlangte, doch sie waren solche Härte gewohnt, ja, sie liefen dabei sogar zu Höchstform auf. Sie waren schließlich nicht durch Verweichlichung zur meistgefürchteten Kriegerschar des schottischen Hochlands geworden. Sein Bruder, Rory MacLeod, Clanoberhaupt der MacLeods, hatte Alex wegen einer wichtigen Mission nach Hause beordert. Und wenn sein Chief ihn brauchte, dann zögerte Alex keine Sekunde.
    Rorys Botschaft war knapp und vorsichtig formuliert, doch Alex wusste genau, was sie bedeutete. Die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte, war zum Greifen nah. Alex war bereit. Kampfgestählt, scharf geschmiedet wie die Klinge seines Claymore und für jede Aufgabe gerüstet, die ihm sein Bruder aufzutragen gedachte.
    Fast drei Jahre waren vergangen, seit er das letzte Mal die zerklüftete, felsige Küste der Isle of Skye und die trutzigen Steinmauern von Dunvegan Castle, seit nahezu vierhundert Jahren Festung der MacLeods, erblickt hatte. Er hatte nicht
vorgehabt, so lange fortzubleiben. Doch er hatte im Leben eines Gesetzlosen, unter primitivsten und brutalsten Bedingungen, seine Berufung gefunden.
    Auf dem Schlachtfeld war er in seinem Element. Es war der einzige Ort, an dem er seine Dämonen und die Rastlosigkeit, die ihn umtrieb, zum Schweigen bringen konnte. Doch selbst die Jahre andauernden Kampfes konnten das Feuer, das in ihm brannte, nicht löschen. Im Gegenteil, die Flamme loderte noch heißer.
    Denn nun hatte sich der Kampfschauplatz in die Nähe seines Heims verlagert.
    Heim. Eine Welle von etwas, das fast an Schwermut erinnerte, erfasste ihn. Alex erlaubte sich selten, darüber nachzudenken, was er alles zurückgelassen hatte. Seine Familie. Frieden. Sicherheit. Diese Dinge waren nicht für ihn bestimmt. Sein Schicksal lag woanders, das wusste er.
    Als sie an eine Lichtung kamen, zügelte er das Pferd und gab seinen Männern Gelegenheit, ihn einzuholen. Sein Knappe Robbie schloss zu ihm auf. Obwohl er noch keine siebzehn Jahre alt war, war der Junge bereits auf dem besten Wege, ein geschickter Krieger zu werden. Wer durch das Schwert lebte, durfte sich nicht viele Fehler erlauben. Jungen wurden entweder schnell zu Männern … oder zu Leichen.
    Robbie schnaufte heftig, und Schweiß strömte ihm über das Gesicht, doch Alex wusste, dass sich der Junge lieber einen Dolch in die Eingeweide rammen lassen würde, als zuzugeben, dass er erschöpft war.
    »Glaubt Ihr, dass wir es schaffen?«, wollte Robbie wissen.
    Alex folgte seinem Blick. »Bevor es anfängt zu regnen?«
    Der Junge nickte.
    Alex sah durch das Blätterdach der Bäume zum immer dunkler werdenden Himmel hinauf. Ein Sturm braute sich
zusammen, der schwülen Luft und den dicken schwarzen Wolken nach zu urteilen würde er ziemlich heftig. Er schüttelte den Kopf. »Nein, Junge. Ich befürchte, wir werden ordentlich durchnässt.« Während er sich den Schweiß von der Stirn wischte, fügte er hinzu: »Und das können wir alle gut gebrauchen.«
    Der Junge schnitt eine Grimasse und Alex fühlte einen seltenen Anflug von Heiterkeit. In letzter Zeit hatte es reichlich wenig Grund zu lachen gegeben. Es war nicht das erste Mal, dass sie bei solch heimtückischem Wetter unterwegs wären. Zumindest mussten sie dieses Mal nicht den Gefolgsmännern des Königs ausweichen.
    Sie waren bereits ungefähr eine weitere Meile geritten, als ein schwacher Laut an Alex’ Ohr drang. In den letzten drei Jahren hatte er sich den Tod nicht allein durch sein Geschick im Umgang mit dem Breitschwert vom Leib gehalten. Er hatte auch gelernt, seinen Instinkten zu vertrauen. Und in diesem Moment schlugen alle seine Instinkte Alarm.
    Er zügelte das Ross und gab den Männern mit erhobener Faust den stummen Befehl, es ihm gleichzutun. Die Krieger brachten ihre Pferde sofort hinter ihm zum Stehen.
    Mit einem leisen Rascheln trieb ein leichter Windstoß verstreute Blätter über den Waldboden und trug zugleich den kaum hörbaren Klang eines Schreis mit sich.
    Alex’ Blick traf den seines obersten Wachmanns. »Vielleicht ein Tier?«,
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