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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung
Autoren: Achim Müller Hale
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Hochland-Loch.
    Eine hölzerne Brücke führte auf eine bewaldete, nierenförmige Insel, die sich in der Nähe des Ostufers über circa einen Kilometer erstreckte. Davor zwang ein Schlagbaum den Mercedes zum Halten. Drei Uniformierte kamen aus einer kleinen Wachhütte auf die Limousine zu. Einer von ihnen begann mit einer Taschenlampe das Innere des Wagens auszuleuchten.
    »Was soll das?«, rief Kraneck, während er die Seitenscheibe herunter kurbelte. »Das sind die Schwester von Frau Goebbels und ihr Ehemann aus London.«
    »In Ordnung, passieren lassen«, befahl einer der drei, als er Kraneck erkannte. Er beugte sich zum Fenster des Wagens herunter und sagte in freundschaftlichem Ton: »Tut mir leid, verschärfte Kontrollen. Du weißt ja, wie das ist, wenn der Chef auf der Insel ist.«
    Die Schranke hob sich und der Wagen rollte gemächlich über die knarrenden Holzplanken der Brücke.
    Kraneck drehte sich zu Clarson und Ariane um. »Sie müssen das entschuldigen. Auf der Insel lebt eine Reihe von führenden Repräsentanten des Reiches, in erster Linie Reichsminister Dr.   Goebbels selbst natürlich. Trotzdem ist die Sperre eigentlich nur da, um Schaulustige draußen zu halten. Aber Sie platzen in hohen Besuch heute Abend.«
    »Der Chef?«, fragte Clarson.
    »Höchstpersönlich.«
    »Wer ist dieser Chef ?«
    Kraneck lachte kurz und auch der Fahrer erlaubte sich ein Grinsen.
    »Sie werden von ihm gehört haben. Der Posten an der Absperrung war von der Leibstandarte. Die sprechen von ihrem Schutzbefohlenem als dem Chef. Der Rest der Welt nennt ihn den Führer.«
    »Adolf Hitler ist hier auf dieser Insel?«
    »Trinkt gerade Tee mit ihrer Schwägerin.«
    Schwanenwerder beherbergte ein Dutzend repräsentativer Villen, die durch Waldstücke voneinander getrennt waren. Der Name der Insel war in der Weimarer Republik synonym für bürgerlichen Reichtum gewesen. Als vor einigen Jahren das Brettspiel Monopoly in Deutschland auf den Markt gekommen war, hatte die teuerste Straße konsequenterweise Schwanenwerder geheißen. Joseph Goebbels, Neubürger der Insel, nachdem der jüdische Vorbesitzer seines Hauses zum Verkauf unter Wert gezwungen worden war, hatte den Beigeschmack von Bonzentum befürchtet und das Spiel verbieten lassen.
    Der Wagen bog, von der Wache lässig durch ein Gittertor gewinkt, in einen großen Kieselsteinhof und passierte eine Reihe schwarzer Limousinen mit SS-Runen auf den Nummernschildern, die ordentlich wie zu einer Parade aufgereiht im Licht gelber Laternen zu erkennen waren. Das Haus, das den Hof übersah, war eine zweigeschossige Villa aus rotem Backstein, efeubewachsen und umrahmt von Birken und hohen Fichten. Auf den ersten Blick erkannte man kaum, wie groß die Villa tatsächlich war. Sie wirkte nicht wie ein Anwesen mit über zwanzig Zimmern und die derzeit beliebte Überdimensionalität ging ihr gänzlich ab. Lediglich das am Eingang nachträglich angebrachte Vordach mit seinen grauen Sandsteinsäulen erinnerte an die herrschaftlichen Nazibauten, die allerorten aus dem Boden gestampft wurden.
    Ein junger Bursche in Pagenuniform war zur Stelle und öffnete die Wagentür. Clarson kletterte aus dem Fond und traf auf die neugierigen Blicke des umstehenden Wachpersonals. Ein älterer Herr, an seinen weißen Handschuhen als der Butler des Hauses erkennbar, lächelte freundlich, bat sie einzutreten, nahm sich ihrer Mäntel an und ließ sie in einem Foyer aus hellem Marmor stehen.
    Der Raum war ungeheizt und erinnerte Clarson an die Eingangshalle eines Museums. Von der hohen Decke hing ein riesiger Kristallleuchter herab und auf einem Gemälde an der dahinterliegenden Wand nahm preußische Artillerie französische Stellungen unter Beschuss. Der eigentliche Blickfang war jedoch ein vergrößertes Foto in einem schlichten Holzrahmen an der seitlichen Wand, das jedem Besucher deutlich vor Augen hielt, wessen Räumlichkeiten man betreten hatte. Das Bild zeigte Hitler in Parteiuniform, wie er dem glücklich strahlenden Hausherrn auf einem Podium vor den angetretenen Massen des Reichsparteitags pathetisch die Hand schüttelte.
    Ihre langen, schlanken Hände auf seiner linken Schulter abgelegt, wippte Ariane unruhig mit den Füßen. Clarson schaute sie schmunzelnd an und war im Begriff sie zu küssen, als er das näher kommende Klacken von Damenabsätzen vernahm. Er wandte sich um und umfasste den Griff seines Stockes fester in Erwartung des Auftritts der Gastgeber.
    Durch den Korridor näherte sich eine
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