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Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe

Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe

Titel: Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
Autoren: Elisabeth Naughton
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1
    Auktionshaus Worthington
    New York City, Innenstadt
    Für eine sechs Jahre alte Leiche sah sie gar nicht mal so schlecht aus.
    Katherine Meyer musterte sich ein letztes Mal im Badezimmerspiegel und strich sich ein paar widerspenstige Strähnen aus dem Gesicht. Die schwarze Hose mit dazu passender Jacke war perfekt. An nichts daran würde sich später irgendjemand erinnern. Niemand, dessen Blick sie heute Abend kreuzte, würde in ihr irgendetwas anderes vermuten als die Fachassistentin, nach der sie aussah. Und das war genau das, was sie wollte. Je weniger Aufmerksamkeit sie auf sich zog, desto besser für alle Beteiligten.
    Ihr Magen rebellierte, als sie in den langen Gang bog. Nur das leise Geräusch ihrer flachen Absätze auf dem Betonboden und die gedämpfte Musik von der Feier im Foyer drangen an ihre Ohren. Vor ihr am Ende des Korridors blickte ein Wachmann von seinem Posten auf und musterte sie kurz.
    Als sie näher kam, schenkte sie ihm ein Lächeln, von dem sie hoffte, dass es selbstbewusst wirkte, und zückte ihren Hausausweis, den sie schon vor Tagen einem Worthington-Mitarbeiter stibitzt hatte. Das Foto war digital verändert worden, sodass es zu ihrer derzeitigen Verkleidung passte: dunkelbraune Bob-Perücke, blau gefärbte Kontaktlinsen, Schildpattbrille. Sofern der Mann vor ihr nicht allzu genau hinsah, war sie aus dem Schneider.
    »Warten Sie mal!«
    So viel zum Thema einfach.
    Der Wachmann kam hinter seinem Tresen hervor und versperrte ihr den Weg – ein Muskelpaket von gut einem Meter neunzig Körpergröße. Er trug eine blaue Standarduniform und kurz geschorenes dunkles Haar, war groß und stämmig und geradezu der Inbegriff des engstirnigen Pförtners der Marke Keiner-kommt-ohne-Ausweis-an-mir-vorbei.
    Kat atmete tief durch und warf einen raschen Blick auf das Namensschild, das an der Brust des Mannes prangte – James Johnson –, und dann auf seine Hüfte, wo in einem Funktionsgürtel ein Funkgerät steckte.
    Keine Waffen – jedenfalls nicht, soweit sie sehen konnte. Und das war die bisher beste Nachricht des Abends.
    »Ab hier nur autorisiertes Personal«, sagte er in barschem Ton. »Ich muss Ihren Ausweis kontrollieren.«
    Sie lächelte, löste den Klipp des Ausweises von ihrer Jacke und schaffte es irgendwie, ihn dem Mann zu reichen, ohne dass ihre Hände zitterten. »Ganz schön was los da draußen«, sagte sie beiläufig.
    Atmen, Kat! Einfach nur atmen!
    Seine Augen flogen von ihrem Ausweis zu ihrem Gesicht. »Was haben Sie im Lagerraum zu tun, Ms Anderson?«
    »Ich arbeite mit Marsha Griffin zusammen, der Kontaktfrau von Worthington, und mit der Odyssey Gallery. Ich will nur noch mal durchgehen, bevor Ms Griffin kommt und die Auktion beginnt. Sie wissen ja, wie pingelig diese unabhängigen Galeristen an ihrem großen Abend manchmal sein können.« Sie verdrehte die Augen, um die Aussage zu unterstreichen.
    »Sie sind doch Jim, oder?« Sie griff nach seinem Ausweis, um ihn diesmal gründlich zu studieren. »Wir sind uns vor ungefähr zwei Monaten schon einmal begegnet, als ich für das Met gearbeitet habe.«
    Verwirrt zog er die Stirn kraus, als hätte er Schwierigkeiten, sich zu erinnern.
    Perfekt . Genau das hatte sie beabsichtigt.
    Sie befestigte ihren Ausweis wieder an ihrer Jacke, lächelte ein wenig und tat ihr Bestes, lässig zu wirken. »Wie geht’s Ihrer Tochter? Heilt der gebrochene Arm gut?«
    Seine Augen weiteten sich überrascht. Es war nicht zu übersehen, dass er sein Gedächtnis nach ihrem letzten Gespräch durchkramte. Zu blöd nur, dass er nichts finden würde.
    »Äh, ja.« Er kratzte sich am Kopf. »Sarah bekommt Dienstag den Gips ab. Woher – «
    »Da ist sie sicher froh.« Kat machte einen Schritt an ihm vorbei und steuerte auf die Stahltür hinter ihm zu. Verwirren, verunsichern, verpissen. Das war ihr Lebensmotto. Oder zumindest ihr neues Lebensmotto. »Hab mir mit sieben den Arm gebrochen. Waren echt die längsten sechs Wochen meines Lebens.«
    An der Tür blieb sie stehen, sah über die Schulter, hob die Augenbrauen und wartete.
    Er starrte sie gut eine Sekunde lang an, dann schüttelte er leicht den Kopf und drehte sich um. »Ach ja. Entschuldigung. Sie müssen sich erst eintragen, Ms Anderson. Reine Routine.«
    »Na klar!« Kat nahm das Klemmbrett, unterschrieb mit ihrem falschen Namen und wartete, bis er die Tür von seinem Platz aus entriegelt hatte.
    »Danke, Jim. Es dauert nur ein paar Minuten.«
    Sie schlüpfte in den Raum und schloss die Tür hinter
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