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Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe

Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe

Titel: Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
Autoren: Elisabeth Naughton
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sich. An das kalte Metall gelehnt, atmete sie tief aus. Ihre Vorstellung war beinahe oscarreif gewesen.
    Sie hob die Hände und rieb sich über die Stirn. Erstklassige Schauspielkunst – und dabei schwitzte sie Blut und Wasser. Ein Wunder, dass Jim-der-Wachmann es nicht bemerkt hatte. Schon ein winziger Fehler konnte sie ins frühe Grab bringen.
    Oder in ein spätes – je nachdem, wie man es betrachtete.
    Da Katherine Meyer offiziell in Ägypten durch eine Autobombe ums Leben gekommen war, konnte sie unmöglich in eines der renommiertesten Auktionshäuser der Welt einbrechen. Und doch war sie hier. Der Trick bestand lediglich darin, auf keinem Radar aufzutauchen. Der Trick bestand darin, immer tot zu bleiben.
    Sie sah sich im Lagerraum um. Er war groß – mindestens neun mal neun Meter. Lange, in geraden Linien aufgestellte und mit schwarzem Stoff bedeckte Tische. Auf den Tischen aufgebaut Artefakte, davor jeweils eine Bestandskarte mit aufgedruckter Nummer.
    Sie sah auf die Uhr. In wenigen Minuten würde es hier vor Menschen nur so wimmeln. Spezialisten des Auktionshauses und Assistenten würden Gegenstände aus der rechts angrenzenden Tür auf die Bühne des Auktionssaals tragen. Das war der Grund, warum sie mit ihrem Schritt noch gewartet hatte. Chaos war das beste Mittel, ihre Spuren zu verwischen. Ihr blieben jedoch nur noch wenige Augenblicke, bis sich die Gelegenheit eröffnen würde, und vorher musste sie ihn finden.
    Ohne Zeit zu verschwenden, schlängelte sie sich zwischen den Tischen mit ägyptischen Kunstwerken hindurch und versuchte, sich nicht mit einem Blick auf den Schmuck der ägyptischen Spätzeit oder die noch älteren Schnitzereien aus dem Mittleren Reich ablenken zu lassen. Doch angesichts der Vergangenheit, die sie umgab, stieg ein Gefühl der Wärme in ihrem Inneren auf, doch gleichzeitig auch die alte Angst, die sie, schon solange sie denken konnte, in den Klauen hatte.
    Sie verdrängte das Gefühl und suchte weiter. Panik machte sich in ihr breit, als sie sich dem hinteren Ende des Raums näherte und ihn immer noch nicht gefunden hatte. Mit einem tiefen Atemzug, von dem sie hoffte, dass er ihren Puls beruhigen würde, blieb sie stehen und drehte sich im Kreis. Da zog ein Funkeln drei Tische weiter ihren Blick auf sich. Ihre Hand zitterte, als sie sich rasch durch den Raum bewegte und nach der Statuette des kauernden Pharaos griff, nicht größer als acht Zentimeter und zwischen ein in Stein geschlagenes Relief der Königin Teje und eine Sphinx-Statue gezwängt. Das Metall fühlte sich kühl an. Durch ein kleines Loch an der Hinterseite war die goldene Kette geschlungen, deren Glätte sie zwischen den Fingern spürte. Die Statuette war schwerer als in ihrer Erinnerung, und obwohl sie massiv aussah, wusste Kat, ohne nachzusehen, dass sie in Wirklichkeit hohl war.
    So viel Zeit war vergangen, und nun hatte sie die Statuette hier gefunden. Genau, wie sie gehofft hatte. Er hatte die Figur schließlich doch nicht verkauft.
    Mit flinken Fingern knöpfte sie ihre Jacke auf und nahm die Fälschung aus der kleinen Bauchtasche, die sie sich umgebunden hatte. Sie weigerte sich, darüber nachzudenken, warum er das Relikt jetzt verkaufte. Weigerte sich, einzusehen, dass jeder sentimentale Wert, den es einmal für ihn gehabt haben mochte, nun vergangen war.
    Sentimentaler Wert? Ja, genau.
    Okay, dann versetzte es ihr also immer noch einen Stich ins Herz, wenn sie an ihn dachte, aber heute hatte sie ihre Sinne beisammen. Und sie würde auf gar keinen Fall jemals wieder dieselben Fehler machen wie damals.
    Gelobt seien weite Jacken und Wachmänner, die einen nicht abtasteten. Sie schickte ein kurzes Dankgebet an den heiligen Judas Thaddäus und Schwester Mary Francis, die Frau, von der sie alles über hoffnungslose Fälle gelernt hatte, und ließ das Artefakt in die Tasche gleiten. Nachdem sie die Fälschung auf dem schwarzen Stofftuch zurechtgerückt hatte, knöpfte sie sich die Jacke wieder zu und begab sich zum Ausgang.
    Ein Rütteln am Türknauf ließ sie zwei Schritte vor dem Tor zur Freiheit innehalten. Eine gedämpfte, wütende Frauenstimme drang durch das Metall, gefolgt von dem Klimpern von Schlüsseln.
    Kats Herzfrequenz erhöhte sich schlagartig.
    Sie waren ihr auf die Schliche gekommen! Jim-der-Wachmann musste jemanden angerufen haben, weil ihre Unterschrift nicht zu der registrierten passte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie hereinstürzen und ihr Handschellen anlegen würden. Sie würde
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