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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung
Autoren: Achim Müller Hale
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gescheiterten Offensive mit Bauchschuss in einem schlammigen Loch im Niemandsland gelegen, bevor ein nächtlicher Spähtrupp über ihn gestolpert war. In den endlosen Stunden des Ausharrens hatte er die schlimmsten Qualen erlebt, die ein irdisches Dasein zu bieten hatte. Danach war nicht mehr viel geblieben, an das er noch glaubte.
    »Es würde bedeuten, einen Mann der nicht halb das Format des Führers hat, an dessen Stelle setzen«, wandte Erich Hoepner ein. Dem Generalleutnant unterstand die einzige Panzerdivision in der Umgebung von Berlin, dreihundert der modernsten Panzer geführt von ihm treu ergebenen Offizieren. Es war seine Beteiligung, die der Gruppe militärische Schlagkraft verlieh.
    »Meine Herren«, appellierte Halder, »führen Sie sich bitte vor Augen, dass unsere Aktion einen Großteil des Volkes gegen uns aufbringen wird und Feinde haben wir, weiß Gott, genug. Wir können es unmöglich alleine schaffen, wir brauchen Verbündete.«
    »Aber ausgerechnet er ?«, gab Hoepner in gleichmütigem Ton zurück, verzog dabei jedoch das Gesicht, als habe er einen bitteren Geschmack im Mund.
    »Er ist noch der Beste der ganzen Bande«, erwiderte Halder. »Ohne ihn auf unserer Seite würden wir Deutschland bloß in einen blutigen Bürgerkrieg stürzen   – sofern sie uns nicht gleich wie feige Verräter am nächsten Baum aufknüpften.«
    »Außerdem ist er ein Mann, der erkannt hat, dass uns Hitlers Politik in den Abgrund führt«, ertönte ein sonorer Bass aus dem Hintergrund. Er gehörte zu General Erwin von Witzleben, Kommandant des Wehrkreises Berlin und Hoepners Vorgesetzter. »Franz«, sagte er an Halder gerichtet, »ich stehe zur Verfügung. Meine Bedingung ist, dass wir uns zu einer offenen Konfrontation und Aussprache mit dem Führer entschließen. Er verdient einen ordentlichen Prozess, in dem er sich rechtfertigen kann. Erwägst du jedoch ein Attentat, verzichte bitte auf meine Dienste.«
    »Ich danke dir, Erwin«, antwortete Halder, »das bedeutet sehr viel.«
    »Hitler verdient den Tod«, fuhr von Dannegger dazwischen. »Es ist der einzige Weg.«
    »Wir alle haben unseren Eid auf den Führer abgelegt«, warf Oberst Clemens Nausitz mit gerecktem Kinn ein und machte einen Schritt nach vorne. »Wir können nicht einfach zu Meuchelmördern werden, das ist mit der Ehre eines deutschen Offiziers unvereinbar.«
    »Ehre?«, erwiderte von Dannegger. »Die ist uns doch längst abhanden gekommen.«
    »Was reden Sie denn da?«, fuhr Nausitz ihn an, ehe er sich wieder an Halder wandte. »Wir stimmen alle mit Ihnen überein, Herr General. Der selbstmörderischen Politik Hitlers muss ein Ende bereitet werden. Wenn Sie sich dazu entschließen, im Sinne von General von Witzleben vorzugehen, dann stehe ich ebenfalls bereit und mit mir mein Regiment.«
    Halder schüttelte Nausitz dankbar die Hand, der daraufhin Haltung annahm und salutierte.
    Von Dannegger schüttelte aufgebracht den Kopf. »Solange Hitler am Leben ist   …«
    Halder hob die Hand, um seinem Vertrauten Einhalt zu gebieten, und fing dabei dessen aufgebrachten Blick auf. Sekundenlang blieben ihre Augen wie zu einem Duell ineinander verhaftet. Dann riss sich von Dannegger zusammen und der Augenblick war verflogen.
    »Es ist schon spät, meine Herren«, wandte sich Halder an die Runde. »Lassen Sie uns die Diskussion hier beenden.« Sie waren heute weiter gekommen, als er hatte hoffen dürfen. »Ich möchte Ihnen allen nochmals für Ihr Kommen und Ihr Vertrauen danken. Wie immer die Geschichte urteilen mag, ich bin überzeugt, wir haben die Pflicht zu handeln. Mag dies jeder Einzelne von Ihnen mit Gott und seinem Gewissen ausmachen. Alles, was ich von Ihnen erwarte, ist eine baldige Entscheidung, denn die Zeit droht uns davonzulaufen.«

4
    Sie war eine der technischen Errungenschaften, mit denen Nazi-Deutschland so gerne prahlte. Der Fahrer bog auf die Doppelfahrspur der am späten Abend nahezu verwaisten Autobahn ein und beschleunigte auf ein atemberaubendes Tempo. Oberscharführer Kraneck unterhielt seine Fahrgäste derweil mit etwas Konversation über das Berliner Wetter und pries die Vorzüge des neuen Blaupunkt-Autoradios AS5 mit Fernbedienung an der Lenksäule. Die kerzengerade Hochgeschwindigkeitsstrecke durchschnitt den Grunewald im Westen Berlins und endete am Wannsee, dem Lieblingsziel für Wochenendausflügler aus der Hauptstadt. In der Dunkelheit erinnerte der in üppige Vegetation eingebettete See an ein beschauliches schottisches
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