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Die Gelbe Maske Kommissar Morry

Die Gelbe Maske Kommissar Morry

Titel: Die Gelbe Maske Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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aufzuklären, und er galt als Spezialist im Auf spüren von Wagendiebstählen. Alles in allem waren seine beruflichen Leistungen — soweit es Apron Town betraf, wo das letzte Gewaltverbrechen mehr als zwanzig Jahre zurück lag — durchaus zufriedenstellend. Wenn es dem Leutnant trotz dieser Umstände versagt blieb, die rechte Popularität zu genießen, so lag das ohne Zweifel an seiner jungen Frau.
    Die rothaarige Claire Cheerwater war ungemein hübsch und attraktiv. Sie flirtete gern mit anderen Männern, und sie schaffte es regelmäßig ohne Mühe, ihre Konkurrentinnen auszustechen. Obwohl ihr niemand nachsagen konnte, daß sie dabei die gebotenen Grenzen überschritt, galt sie unter den Frauen von Apron Town als gefährlicher, männermordender Vamp, dem es nur darum ging, die Ehen der anderen zu stören.
    Claire Cheerwaters miserabler Ruf gründete sich noch auf andere Dinge. Am wenigsten verzieh man ihr die Tatsache, daß sie vor ihrer Heirat in New York als Tänzerin in Nachtkabaretts aufgetreten war. Cheerwater hatte sie dort kennengelernt und mit nach Apron Town genommen. Die Geschichte von Claires beruflicher Vergangenheit war durch einen Zufall ans Licht gekommen . . . und seit dieser Zeit galten sowohl die junge, rothaarige Frau als auch ihr Mann, der Detektivleutnant, in Apron Town nur als bedingt gesellschaftsfähig.
    „Unsere Stadt erfreut sich einer ausgezeichneten Statistik", meinte der Sheriff. „Während die Kurve der Verbrechen in anderen etwa gleichgroßen Orten beständig steigt, haben wir es geschafft, sie weit unter dem Durchschnitt zu halten. Ich bestreite nicht, daß das auch Ihr Mitverdienst ist, Leutnant. Sie müssen deshalb, genau wie ich, daran interessiert sein, daß das mysteriöse Verschwinden von Mr. Myers ..."
    Der Sheriff unterbrach sich, da es in diesem Moment an der Tür klopfte.
    „Herein!"
    Die Tür öffnete sich und Bryan Sutton betrat das Office. Der Sheriff und der Leutnant erhoben sich. Bryan Sutton war der beste Steuerzahler der Stadt; die Sutton-Werke beschäftigten immerhin knapp tausend Menschen.
    Sutton gab erst dem Sheriff die Hand, dann klopfte er Cheerwater lässig auf die Schulter. Sheriff Brick war um den Schreibtisch herum gekommen und schob Sutton eifrig einen bequemen Stuhl zurecht.
    „Danke, Tom", sagte Sutton und ließ sich mit einem Seufzer auf den Stuhl fallen. „Eine Affenhitze heute, was?"
    „Ein heißer Juli", gab der Sheriff zu. „Ich würde dir gern etwas zum Rauchen anbieten, Bryan, aber ich weiß ja, daß du deine eigenen Zigarren vorziehst."
    „So ist es", meinte Sutton und zog ein flaches Lederetui aus der Tasche, dem er eine Brasil entnahm. Der Sheriff gab ihm Feuer.
    „Tja, da kann ich wohl gehen", sagte Cheerwater, der sich ziemlich überflüssig vorkam.
    Sutton schenkte ihm einen raschen Blick. „Es ist besser, Sie bleiben, Leutnant."
    Bryan Sutton war ein großer, stämmiger Mann, der um die Taille herum schon den ersten Ansatz zur Fettleibigkeit zeigte. Er hatte ein scharfkantiges Gesicht mit einer vorspringenden Nase und hellen, grauen Augen. In der Selbstsicherheit seines Auftretens spiegelte sich die Macht, die er in dieser kleinen Stadt genoß.
    Sheriff Brick nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz und bedeutete dem Leutnant, sich ebenfalls hinzusetzen. Sutton rauchte mit halbgeschlossenen Augen. Man hörte nur das monotone Summen eines Ventilators, der die warme Luft des Raumes mühsam durcheinanderquirlte.
    „Wie steht es mit Myers?" fragte Sutton plötzlich und blickte den Leutnant an.
    „Ich habe gerade dem Sheriff Bericht erstattet", antwortete Cheerwater.
    „Soll das heißen, daß Sie ihn gefunden haben?" fragte Sutton mit hochgezogenen Augenbrauen.
    „Unsinn", schaltete der Sheriff sich ein. „Von Myers fehlt bis jetzt jede Spur. Cheerwater glaubt, er sei in Chicago unter die Räder gekommen."
    „Unter die Räder gekommen?" wiederholte Sutton.
    „Cheerwater nimmt an, Myers sei dort einigen Gangstern in die Hände gefallen und das Opfer eines Gewaltverbrechens geworden", erklärte der Sheriff. „Ich habe dem Leutnant klargemacht, daß es für diese Theorie keine konkreten Anhaltspunkte gibt."
    „Meinen Informationen zufolge ist John Myers nicht in Chicago", sagte Sutton.
    „Sondern?" fragte der Sheriff verblüfft.
    „Hier ... in Apron Town."
    „Das ist doch ausgeschlossen!" sagte der Sheriff verblüfft.
    „Er ist hier, und er ist tot", meinte Sutton, der das glühende Ende der Zigarre betrachtete und dann
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