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Die Gelbe Maske Kommissar Morry

Die Gelbe Maske Kommissar Morry

Titel: Die Gelbe Maske Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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geschäftsschädigenden Luxus leisten konnte, in unserer kleinen Stadt mit den Töchtern seiner Kunden anzubandeln, fuhr er nach Chicago, weil er dort nicht zu befürchten brauchte, unangenehm aufzufallen. Wir dürfen voraussetzen, daß er sich für diese Streifzüge mit genügend Bargeld eindeckte. Ich fürchte, daß er dabei einem oder mehreren Gangstern auffiel, die ihn mit Gewalt von seinem Geld befreiten."
    „Sie glauben, daß er beraubt und ermordet wurde?"
    Cheerwater hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Solange seine Leiche nicht gefunden wurde, können wir ein solches Verbrechen nur vermuten, aber es sollte mich wirklich wundern, wenn wir je wieder von ihm hörten. In Chicago ist schon mancher verschwunden, ohne daß man auch nur das Schwarze unter dem Nagel von ihm wiedergefunden hätte."
    „Verschonen Sie mich mit diesen allgemeinen Feststellungen", knurrte der Sheriff. „Ich weiß genau, mit welchen Methoden die Unterwelt von Chicago arbeitet. Schließlich habe ich zehn Jahre in der Stadt am See gelebt. Haben Sie übrigens mit Sally gesprochen?"
    Cheerwater nickte. Sally Richman war eine vertrocknet aussehenden Mittfünfzigerin, die manchmal, besonders an Sonnabenden, in Myers Geschäft aushalf. Sie hatte sich auch am Sonnabend vor Myers Verschwinden als Verkaufshilfe betätigt.
    „Sicher. Sally wußte nicht mal, daß Myers vorhatte, am Sonntag wegzufahren. Er sprach mit ihr immer nur das nötigste. Sie konnte mir keinen verwertbaren Tip geben."
    „Ist sie über seine Buchführung informiert?“
    „Ja, recht gut sogar. Myers bezahlte die meisten Rechnungen sofort nach Eingang, um den Skonti abziehen zu können. Sally Richman sagt, daß er nirgendwo Schulden gehabt habe."
    „Sie haben sich in seiner Wohnung umgesehen?"
    „Sehr gründlich sogar. Am auffälligsten war eine Fotosammlung von jungen, hübschen Mädchen; einige der Aufnahmen waren mit Widmungen versehen. Keine der jungen Damen stammt aus Apron Town. Vereinzelte Daten auf den Bildern liegen zum Teil vier bis fünf Jahre zurück, andere sind nur ein paar Monate alt. Ich glaube allerdings nicht, daß sich unter diesen Fotos ein Anhaltspunkt für Myers Verschwinden befindet."
    „Wie steht es mit den Briefen?"
    „Mit welchen Briefen?" fragte Cheerwater.
    „Na, er muß doch mit einigen der Mädchen korrespondiert haben!"
    „Wenn das zutreffen sollte, hat er die Schreiben nicht aufbewahrt. Ich habe nicht einen einzigen Brief gefunden."
    „Hm. Wie sieht es mit Wertsachen aus?"
    „Außer einer teuren deutschen Kamera und einer Schatulle mit zwei Brillantringen von insgesamt etwa tausend Dollar Wert habe ich in der Wohnung nichts von Bedeutung entdeckt. Immerhin sind die Kamera und die Ringe Beweise dafür, daß niemand in die Wohnung eingedrungen ist. Ein Raub liegt also nicht vor. Im übrigen wissen wir ja, daß das Verbrechen außerhalb von Apron Town passiert sein muß."
    „Noch wissen wir gar nichts! Wir haben also auch keine Berechtigung, von einem Verbrechen zu reden. Aber lassen wir das einmal beiseite. Was haben Sie unternommen, um Myers wiederzufinden?"
    „Ich habe meine ausführlichen Berichte an die zuständigen Behörden weitergeleitet. Ab sofort wird nach ihm und seinem Wagen Ausschau gehalten."
    „Ausschau halten!" höhnte der Sheriff. ^Versprechen Sie sich irgend etwas davon?"
    „Nicht viel", gab Cheerwater zu, „aber es ist das einzige, was ich im Augenblick tun kann. In Amerika verschwinden täglich so viele Menschen, daß es einfach unmöglich ist, ihre Spuren im einzelnen zu verfolgen. Da es sich bei den meisten der untergetauchten Männer nicht um Verbrecher und auch nicht um die Opfer eines Verbrechens handelt, sondern um Personen, die irgendwelchen Schwierigkeiten in der Ehe oder im Beruf davonlaufen, werden die Nachforschungen seitens der Behörden nur lau und mit halber Kraft betrieben."
    „Mit anderen Worten: Sie werden eine Vermißtenakte anlegen, auf der sich schon sehr bald eine dicke Staubschicht festsetzen dürfte", sagte der Sheriff sarkastisch. „Ich kann nicht behaupten, daß Sie in diesem Fall Ruhm geerntet haben, Leutnant."
    Cheerwaters Gesicht blieb bei diesem Vorwurf völlig ungerührt. Er hatte es sich schon lange abgewöhnt, die bissige Art des Sheriffs als beleidigend zu empfinden.
    Leutnant Cheerwater war vierunddreißig Jahre alt; zusammen mit zwei Assistenten leitete er die kriminalpolizeiliche Abteilung der Stadt mit großer Umsicht; es war ihm gelungen, mehrere Einbrüche
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