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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt
Autoren: Herbie Brennan
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PROLOG
     
    A ußerhalb der großen unterirdischen Städte aus Metall, die durch einen Zauber geschützt und vor Wettereinflüssen gefeit waren, herrschten in der Hölle extreme klimatische Bedingungen. In der Atmosphäre aus Kohlendioxid stiegen die Oberflächentemperaturen bis zu achthundertsechzig Grad Fahrenheit – ein Treibhauseffekt, so gewaltig, dass er Blei zum Schmelzen brachte. Dreißig Meilen über dem Boden bedeckte eine fünfzehn Meilen hohe schwefelsäurehaltige Wolke die Welt und tauchte alles unter sich in ewige Dunkelheit.
    Diese Bedingungen zwangen jedes Mitglied von Beleths Gefolge in seine traditionelle dämonische Gestalt: gedrungen, ungeheuer kräftig, mit lederner Haut und kurzen Flügeln. Beleth selbst hingegen hatte sich in jenen riesenhaften, muskelbepackten Prinzen der Finsternis verwandelt, dessen gehörnter Kopf den Anhängern der schwarzen Magie bestens vertraut war.
    Die Gesellschaft saß im Großen Saal von Beleths Wohnturm, einem Basaltbau, der wie eine Riesenkröte auf seiner einsamen Steilklippe hockte. Gegen das trübe Fenster peitschte saurer Regen, getrieben von einem Wirbelsturm, der sich nur selten legte. Die Blicke aus den anpassungsfähigen Facettenaugen der Anwesenden durchdrangen das stark zerkratzte Glas sowie die Dunkelheit dahinter und fielen auf eine leicht hügelige Ebene mit einzelnen flachen Felsstücken, nach Osten begrenzt durch einen aktiven Vulkan.
    »Die Spezialportale …?«, grollte Beleth.
    Ein stinkender Dämon, Asmodeus, beeilte sich zu antworten: »Sind bereit, Meister.«
    »Alle?«
    »Jawohl, Meister.«
    »Die Truppen?«
    »Zur Stelle, Meister.«
    »Illusionszauber?«
    »Bereit, Meister.«
    »Blumen?«
    »Reif zur Ernte, Meister.«
    Der Vulkan im Osten rülpste schwarzen Rauch und spie Lava, die sich als feuriger Fluss über die weite Ebene ergoss. Eine kleine Kolonie stahlzähniger Niffe ergriff in Panik die Flucht.
    Beleth beugte sich vor, sein Blick verfinsterte sich. »Der Junge?«
    »Ber …« Asmodeus hielt gerade noch rechtzeitig inne, um keine falsche Antwort zu geben. »Der Junge, Meister?«
    Normalerweise hätten sie telepathisch kommuniziert, das hätte die Möglichkeit eines Missverständnisses ausgeschlossen. Hier jedoch, fernab der Telepathie-Verstärker in den Städten, war es einfacher, sich wieder der gesprochenen Sprache zu bedienen.
    »Der Junge, der Junge, dieser Dummkopf!«, knurrte Beleth ungeduldig.
    Asmodeus leckte sich die Lippen. »In ein paar Tagen, Meister.« Er hoffte inbrünstig, dass es so sein würde. Beleth würde ihn auspeitschen lassen, falls irgendetwas schief ging.
    Doch für den Moment schien der Meister zufrieden. Er erhob sich und durchmaß die gesamte Länge des alten Saals. Seine Augen funkelten. Er lächelte.
    »Nun gut«, sagte er triumphierend. »Dann kann unser Siegeszug gegen das Elfenreich ja beginnen!«

 
EINS
     
    D er Geruch von verschiedensten Gewürzen war betäubend.
    Gleich hinter der Tür standen drei offene Säcke: Im ersten waren getrocknete Vanilleschoten, im zweiten Pfefferkörner, im dritten goldgelbes Halud, fein zermahlen, damit sich die Düfte entfalten konnten. Hinter den Säcken standen Fässer und Kisten, die überquollen von duftenden Substanzen. Viele warfen leuchtende Prismen in Orange, Rot und Grün an die Decken und Wände. Weiter hinten befand sich die Ladentheke aus dunklem Holz, in deren Fächern ein Wundermittel neben dem anderen lag: Asa foetida zum Bezwingen von Dämonen, zu Puder vermahlene Lotuswurzel, Tilosa-Knollen, Zimtstangen, Kardamomkapseln, Sesamkörner und Spezialmischungen von Mandragoren zum Öffnen magischer Schlösser.
    Der Gewürzmeister lugte hinter seinem Ladentisch hervor und musterte Blue. Er war ein kleiner, hagerer Mann mit einem stark gekrümmten Rückgrat, der entweder Verjüngungskuren immer schon abgelehnt hatte oder inzwischen so alt war, dass sämtliche Mittel zum Färben der Haare oder zum Straffen des Gesichts versagten. Seine Augen aber waren sehr hell, und sein Blick wirkte außerordentlich intelligent.
    Blue näherte sich zögernd, besorgt, ob er ihre Tarnung wohl durchschauen würde. Diesmal hatte Jungenkleidung natürlich nicht zur Debatte gestanden – das Risiko eines Skandals war einfach zu groß. Aber ihre aktuelle Erscheinung musste eigentlich jeden täuschen. Ein raffinierter Illusionszauber hatte sie in eine Frau von Anfang dreißig verwandelt (ungefähr das Doppelte ihres tatsächlichen Alters!), und sie trug die nichts sagenden
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