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Die Gelbe Maske Kommissar Morry

Die Gelbe Maske Kommissar Morry

Titel: Die Gelbe Maske Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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mit offizieller Erlaubnis Ihres Mannes", stellte Sutton fest.
    „Wirklich?" fragte Claire ungläubig. „Das ist doch nur ein Trick, nicht wahr?"
    „Trick oder nicht Trick. Wenn Sie mich noch länger vor der Tür stehen lassen, wird bald die ganze Straße wissen, daß ich Sie besucht habe."
    „Kommen Sie herein", sagte Claire und trat zur Seite. „Ich bin wirklich neugierig, was Sie diesmal wünschen."
    „Immer das gleiche", meinte Sutton, der der jungen Frau in das mäßig große, ziemlich bescheiden eingerichtete Wohnzimmer folgte. Er blieb mitten im Raum stehen und schaute sich kritisch um. „Hier müssen Sie leben?" fragte er dann. „Sie haben etwas Besseres verdient."
    Claire zuckte die Schultern. Sie trug hauteng anliegende Baumwollslacks und einen knapp sitzenden dunkelblauen Pullover. „Ein Detektivleutnant ist nun mal kein Krösus; in New York kannte ich allerdings mal einen, der eine luxuriöse Vierzimmerapartment Wohnung besaß. Der Kerl war bestechlich..."
    Sutton blickte Claire an. „Auch eine Methode, um reich zu werden", meinte er.
    „Sie machen mir Spaß!"
    „Jeder versucht auf seine Weise und mit den ihm gegebenen Mitteln zu Geld zu kommen."
    „Sie haben recht merkwürdige Ansichten, Mr. Sutton", erklärte die junge Frau. „Vertreten Sie diese Grundsätze auch zu Hause, Ihrer Frau gegenüber?"
    Sutton lachte. „Lieber Himmel, nein, wie käme ich dazu? Wenn man im Leben Erfolg haben will, muß man das Talent der Anpassungsfähigkeit besitzen. Zu Ihnen spreche ich anders als zu meiner Frau."
    „Weil Sie mich nicht achten, nicht wahr? Weil ich in Ihren Augen nichts anderes bin als Freiwild", sagte Claire bitter.
    Sutton lächelte. „Ach, hören Sie doch auf! Was erwarten Sie denn? Sie sind jung und hübsch, Sie sind reizvoll, und Sie betonen Ihr attraktives Aussehen durch raffinierte Kleidung, die Ihre körperlichen Vorzüge noch hervorhebt. Was wollen Sie eigentlich? Sie bekommen nur das, was Sie letzten Endes herausfordern!"
    „Gehen Sie jetzt!" sagte Claire, die blaß geworden war.
    „Können Sie die Wahrheit nicht vertragen?"
    „Ich habe keine Lust, mich von Ihnen beleidigen zu lassen!"
    „Sie irren, wenn Sie meinen, daß ich Sie verletzen möchte. Ganz im Gegenteil. Aber wenn man, so wie ein Mann in meiner Stellung, gezwungen ist, Jahr für Jahr scheinheilige Konversation zu machen, braucht man ein Ventil. Dann muß man einen Menschen haben, zu dem man ehrlich und offen sprechen kann. Ich weiß und fühle, daß Sie dieser Mensch sind!"
    „Ich bin verheiratet, Mr. Sutton."
    „Ich auch. Das braucht nicht auszuschließen, daß wir gute Freunde werden." Er sprach leise. Seine Blicke glitten über die schlanke Figur der Frau, die sich brüsk abwandte und ans Fenster trat.
    „Gehen Sie jetzt, Mr. Sutton!" wiederholte sie.
    „Sie haben den Abend im Golfklub vergessen", bemerkte Sutton leise. „Er liegt genau vierundvierzig Tage zurück. Wir tanzten auf der Terrasse, ganz allein. Sie waren die Schönste von allen und als wir in den Schatten eines Baumes gerieten, gestatteten Sie mir, Sie zu küssen!"
    Claire wandte sich um. Ihre Wangen brannten und ihre Augen blitzten ärgerlich. „Wie können Sie das nur ernst nehmen? Es war eine Party und wir alle waren guter Laune. Ich hatte vielleicht ein wenig zu viel getrunken..."
    „Mag sein", meinte Sutton mit schwachem Grinsen. „Ganz sicher hatten Sie mehr Alkohol im Leib, als der Dokumentation Ihrer Damenhaftigkeit dienlich sein konnte. Sie küßten sehr, sehr leidenschaftlich."
    „Hören Sie auf! Es ist taktlos und gemein, das zu erwähnen! Wenn Sie ein Gentleman wären, würden Sie niemals darüber sprechen. Aber Sie sind nur ein zu Geld und Macht gekommener Provinzler!"
    Sutton grinste. „Ich liebe es, wenn Sie wütend sind. Da merke ich, was in Ihnen drin steckt. Der Kuß hat mich nicht mehr losgelassen. Seitdem begehre ich Sie."
    Claire schaute ihm schweratmend in die Augen. „Wünschen Sie, daß ich meinem Mann von Ihrem Benehmen Mitteilung mache?"
    Sutton lachte kurz. „Haben Sie vor, die Geschichte mit einer Schilderung des Kusses zu beginnen? Denn das ist doch der Anfang, nicht wahr? Damit ging es los, jedenfalls für mich!"
    „Sie sind dumm und albern, wenn Sie diese Reaktion einer Sektlaune überbewerten!"
    „Ich bewerte sie so, wie sie es verdient", meinte Sutton ernst. „Im Wein liegt Wahrheit nur allein. An jenem Abend auf der Terrasse zeigten Sie Ihr wahres Gesicht: die Leidenschaftlichkeit, die Lust am Leben,
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