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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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Er starrte versonnen auf die beiden Briefumschläge von unterschiedlicher Größe, die vor ihm lagen.
    Wenn mich die Kerle an die Luft setzen, müssen sie damit rechnen, daß ich der Polizei einiges erzähle. Das aber dürfen sie nicht riskieren. Also werden sie mir ein Pflaster aus Geld auf den Mund kleben. Das wäre auch gar nicht übel. Eine Erhöhung meines Verdienstes täte mir sehr gut.
    Trotzdem muß ich natürlich vorsichtig sein. Wenn sie ganz rabiat sind, werden sie versuchen, mich gründlich in die Zange zu nehmen. Deshalb empfiehlt es sich, eine Sicherung einzubauen.
    Fizzy schmunzelte. Immerhin hatte er sich eine Sicherung einfallen lassen, die nicht alltäglich war. Wenn er ihnen davon erzählte, würden sie vor Staunen die Augen aufreißen und ihn wie ein Weltwunder anstarren.
    Fizzy nahm einen Stift und malte in großen Blockbuchstaben auf den kleinen Umschlag:
    AN DEN FBI, FEDERAL BUREAU OF INVESTIGATION, NEW YORK.
    Dann nahm er den zweiten, größeren Umschlag und schrieb ebenfalls in Blockbuchstaben die Adresse eines Büros der New Yorker Telefongesellschaft darauf.
    Schließlich vermerkte er auf einem Zettel:
    ›Sehr dringend! Bitte sofort mit zuverlässigem Boten an den FBI weiterleiten!‹
    Den Zettel, und den mit der Aufschrift ›FBI‹ versehenen Brief schob er in den größeren Umschlag, den er sorgfältig zuklebte.
    Fizzy hielt sich für einen schlauen Burschen. Sie würden ihn ungeschoren lassen, wenn er ihnen von diesem Brief erzählte. Sie könnten ihm dann kein Haar krümmen.
    Vor dem Spiegel band Fizzy sich eine schwarze Schleife, zog das Jackett an und fuhr in den abgetragenen Mantel. Er stülpte sich den Hut auf und zog die Handschuhe an.
    Als er das Zimmer verließ, hörte er seine Mutter in der Küche rumoren. Er steckte den Kopf durch den Türspalt.
    »Hallo, Mammy! Ich gehe!«
    »Ja, Fizzy! Vergiß nicht, für deine Schwester heute abend eine Flasche Gin mitzubringen. Du bekommst sie doch billiger in eurer Bar.«
    »Ich denk’ schon ’dran.«
    »Das will ich hoffen!«
    Fizzy Combers schüttelte den Kopf. Nun war er zweiundvierzig Jahre alt geworden, aber er sollte den Tag wohl nicht erleben, an dem seine Mutter ihn wie einen erwachsenen Menschen behandeln würde. Seine Mammy erzog . noch immer an ihm herum, als sei er ein kleiner ungeratener Bengel.
    »Kannst du beim Einholen einen Brief von mir zum nächsten Briefkasten mitnehmen?« fragte Fizzy.
    »Selbstverständlich kann ich das. Aber warum nimmst du ihn jetzt nicht selbst mit?«
    »Weil ich keine Briefmarken habe. Wenn ich jetzt auch noch irgendwo Briefmarken kaufen soll, dann komme ich zu spät; Ich muß mich beeilen. Also, tu mir den Gefallen, und besorge mir den Brief, okay?«
    »Natürlich, mein Junge. Vergiß den Gin nicht.«
    Combers verdrehte die Augen.
    »Ich schwöre, daß ich ihn nicht vergessen werde!« rief er aus und machte sich davon.
    Mit der U-Bahn fuhr Fitzgerald Combers durch die unterirdische Welt von Manhattan. Er stieg an der gewohnten Haltestelle aus und .ging vom Ausgang vierundneunzig Schritte zu Fuß, wie er das nun schon seit ein paar Monaten jeden Morgen tat. Dann hatte er den Eingang von ›Reynolds Bar‹ erreicht.
    Es war punkt neun Uhr dreißig, als er die Bar betrat.
    Die letzte Putzfrau fuhr gerade in ihren Mantel, griff zur Einkaufstasche und verließ mit mürrischem Gruß das Lokal. Hinter der Theke stand Sam Lieser und stellte die Gläser für den Ansturm zurecht, der um zehn Uhr einsetzen würde, wenn die umliegenden Fabriken eine Viertelstunde Frühstückspause machten.
    Die Frau, die nur die Kaffeemaschine zu bedienen hätte und damit acht Stunden lang voll beschäftigt sein würde, band sich gerade ihr weißes Schürzchen um. Sie hieß Reila Baker und war mindestens vierzig Jahre alt.
    »Guten Morgen allerseits«, sagte Fitzgerald Combers und durchquerte das Lokal.
    Die Baker erwiderte seinen Gruß so freundlich wie immer. Sam Lieser erwiderte den Gruß nicht. Vielleicht hatte er ihn wirklich nicht gehört, denn mit seinen Ohren stand es nicht zum besten. Es war aber auch möglich, daß er absichtlich schwieg.
    Fizzy zuckte die Achseln, ging in die kleine Küche und legte Hut und Mantel ab. Er nahm seinen Abrechnungsblock aus dem Fach, in dem auch Spielkarten, Bleistifte und anderer Kleinkram aufbewahrt wurden.
    Als Fizzy ins Lokal zurückkam, hatte schon ein Gast die Bar betreten. Er saß hinter einer auseinandergefalteten Zeitung versteckt und bestellte eine Tasse Kaffee und ein
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