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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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müssen Wachen aufstellen. Die Koloftuma laufen zwar nachts selten herum, aber wir könnten einen Shan oder einen Yeki anlocken. Der beste Schutz ist ein schönes helles Feuer.« Reith hielt inne und lauschte der Symphonie aus Summen, Zirpen, Trillern und Knacken, den Geräuschen des krishnanischen Insekten-Nachtlebens. »Und jetzt hol dein Schwert raus, alter Knabe, und plazier es in Reichweite!«
    Marot kramte in seinen Sachen herum. »Zum Glück hatte ich die Waffe auf diesen Aya gepackt. Ich bin nicht gewöhnt, bewaffnet herumzulaufen, weil ich selbst in den soi-disant wilden Gegenden Terras immer unbehelligt arbeiten konnte. Als ich nach Texas reiste, um dort in den permischen Schichten zu graben, warnten mich meine Freunde vor den Texanern, die angeblich ein wilder, gefährlicher Haufen seien. Wenn einem Texaner meine Nase oder mein Akzent nicht passen würde, würde er ›Zieh!‹ schreien und seinen Colt zücken, und peng! gäbe es einen Paläontologen weniger auf der Welt. Aber ich hatte überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil: Ich fand die Texaner ungemein höflich und gastfreundlich. Sag mal, wer ist eigentlich in Chilihagh gewesen, um die Bedingungen dort zu erforschen?«
    »Strachan und sein Partner Lund haben das Dashtat von Chilihagh vermessen, nachdem sie mit ihrer Arbeit an der Eisenbahn in Dur fertig waren. Sie mussten es mit simplen Meßtischmethoden machen, weil Novo ihnen nicht gestattete, moderne Wellenimpuls-Stadiometer mitzunehmen.«
    »Ich habe Mister Lund nicht getroffen.«
    »Er ist zur Zeit in Ruz, wird aber in Kürze zurückerwartet«, erklärte Reith. »Die beiden haben sich überworfen.«
    »Wie kam das denn?«
    »Wegen einer Frau. Sie waren beide hinter Kristina Brunius her, der Sekretärin.«
    »Das ist doch die große Blonde, nicht?«
    »Ja. Sie nahm Sigvard Lund, weil er der einzige weit und breit war, mit dem sie Schwedisch sprechen konnte. Siggy und Kristina heirateten, und wir tanzten schwedische Volkstänze um sie herum. Strachan zog einen Flunsch und übernahm einen Auftrag in der Republik Katai-Jhogorai; damit war ihre Partnerschaft beendet. Wirklich albern, vor allem wenn man bedenkt, dass Ken seine Nudel wahrscheinlich in mehr Frauen beider Spezies drin hatte als jeder andere Terraner auf diesem Planeten.«
    »War sonst noch jemand in Chilihagh?« wollte Marot wissen.
    »Der einzige andere Terraner, von dem ich weiß, dass er in jüngster Zeit dort war, ist Esteban Surkow, der Schriftsteller. Zumindest war er auf dem Wege dorthin, als wir das letzte Lebenszeichen von ihm vernahmen.«
    »Ein komischer Name.«
    »Er ist Südamerikaner – frag mich nicht, aus welchem Land –, hat aber russische Vorfahren. Er wollte nach Chilihagh, um dort Material für ein neues Buch zu sammeln, und seitdem -Funkstille.«
    »Willst du damit sagen, dass er verschollen ist?« fragte Marot.
    »Soweit Novo informiert ist, ja. Gut möglich, dass wir nie erfahren, was ihm zugestoßen ist. Ich hab Castanhoso versprochen, mich ein bisschen umzuhören.«
    »Kommt so was oft vor, dass jemand einfach verschwindet?«
    »Es ist zumindest nicht ungewöhnlich. Leute brechen von Novo auf und verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Und hin und wieder erfährt Novo dann, dass Senhor Soundso von einem Yeki gefressen wurde oder in einem Fluss ertrank oder Häuptling von irgendeinem Hinterwaldstamm oder wegen Verletzung irgendeines religiösen Tabus einen Kopf kürzer gemacht wurde.«
    »Unternimmt Novo nichts, um seine Leute zu schützen?«
    »Man schließt Verträge mit den Anrainerstaaten und versucht, auf die anderen Staaten einzuwirken, dass sie Terranern gegenüber Nachsicht walten lassen. Aber da der Interplanetarische Rat alles verbietet, was auch nur den leisesten Geruch von Imperialismus an sich hat, kann Novo im Grunde nicht viel mehr tun, als die betreffenden Terraner darauf hinweisen, dass es dort, wo sie hin wollen, gefährlich sein könnte. Wenn sie dann trotzdem hinreisen, dann auf eigene Gefahr.«
    »Was für eine Art von Mensch war dieser Surkow?«
    Reith zuckte im Dunkeln die Achseln. »Nichts Besonderes eigentlich; ein kleiner, dunkler Mann. Mir kam er ein bisschen blauäugig vor – verstehst du, was ich meine? Unpraktisch, ein wenig romantisch und verträumt. Solche Eigenschaften machen einen nicht gerade beliebt bei Lebensversicherungen.« Reith gähnte. »Okay. Willst du die erste Wache übernehmen?«
    »Schlaf du erst mal. Unsere Unterhaltung hat mich wieder wach gemacht. Macht es dir was
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