Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cobra

Titel: Cobra
Autoren: T Zahn
Vom Netzwerk:
1
    Rekrut: 2403
    Den ganzen Vormittag über hatten sie jene kämpferische Musik gebracht, die den Äther schon seit Wochen beherrschte, doch wer genau hinhörte, vernahm einen unerbittlichen Unterton, wie ihn die Musik seit den allerersten Anfängen der Invasion der Aliens nicht mehr gehabt hatte. Als die Musik dann plötzlich abbrach und die Lightshow-Muster auf der Bildwand vom Gesicht des Top-Nachrichtenmannes auf Horizon ersetzt wurden, schaltete Jonny Moreau sein Laserschweißgerät aus, beugte sich mit einem unguten Gefühl im Bauch vor und hörte zu.
    Die Nachricht war so kurz und schlecht, wie Jonny befürchtet hatte. »Das Vereinte Militärische Oberkommando des Imperiums auf Asgard gibt bekannt, dass Invasionsstreitkräfte der Trofts vor vier Tagen Adirondack besetzt haben.« Über der rechten Schulter des Reporters erschien ein Kartenholo, auf dem siebzig weiße Flecke das Imperium der Menschen darstellten, links begrenzt von den rötlichen Farben des Troft-Imperiums, oben und rechts von den grünlichen der Minthisti. Zwei der weißen Flecken am äußersten linken Rand blinkten jetzt rot. »Berichten zufolge bauen die Truppen der StarForce des Imperiums ihre neuen Stellungen in der Nähe von Palm und Iberiand aus. Man erwartet, dass die bereits auf Adirondack gelandeten Bodentruppen die Guerilla-Aktivitäten gegen die Einheiten der Besatzer fortsetzen werden. Einen ausführlichen Bericht mit offiziellen Stellungnahmen des Zentralen Komitees und des Militärischen Oberkommandos können Sie in unserer Nachrichtensendung um sechs sehen.«
    Musik und Lichtmuster setzten wieder ein, und als Jonny sich langsam aufrichtete, legte sich ihm eine Hand auf die Schulter. »Sie haben Adirondack, Dad«, sagte Jonny, ohne sich umzudrehen.
    »Hab schon gehört«, meinte Pearce Moreau leise.

    »Gerade mal drei Wochen haben sie dafür gebraucht.« Jonny zerdrückte fast den Laser, den er immer noch in der Hand hielt. »Drei Wochen.«
    »Man kann den Verlauf eines Krieges nicht nach den ersten Gefechten hochrechnen«, sagte Pearce und nahm seinem Sohn den Laser aus der Hand. »Die Trofts werden noch lernen, dass es beträchtlich komplizierter ist, eine Welt zu beherrschen, als sie bloß einzunehmen. Und vergiss nicht, wir wurden schließlich überrascht. Sobald die StarForce ihre Reserven mobilisiert hat und sich im vollen Kriegszustand befindet, werden die Trofts schon sehen, dass man uns nicht so leicht zurückdrängen kann. Vielleicht verlieren wir noch Palm oder Iberiand, aber ich denke, dann ist Schluss.«
    Jonny schüttelte den Kopf. Es hatte etwas Unwirkliches, über die Gefangennahme von Milliarden Menschen zu sprechen, als handelte es sich lediglich um Bauern in einem kosmischen Schachspiel. »Und was dann?«, fragte er mit mehr Bitterkeit in der Stimme, als sein Vater verdient hatte. »Wie werden wir die Trofts auf unseren Welten wieder los, ohne die Hälfte der dortigen Bevölkerung umzubringen? Was, wenn sie bei ihrem Abzug auf die Idee kommen, einen ›Verbrannte-Erde-Rückzug‹ zu veranstalten? Angenomm…«
    »He, he«, unterbrach ihn Pearce, stellte sich vor ihn und sah ihm in die Augen. »Deine Aufregung entbehrt jeder Grundlage. Der Krieg dauert mal kaum drei Monate, und das Imperium ist längst noch nicht in Schwierigkeiten. Also vergiss das Ganze und mach dich wieder an die Arbeit, einverstanden? Die Motorhaube muss fertig sein, bevor du nach Hause gehst und deine Schularbeiten machst.« Er hielt ihm den Laserschweißer hin.
    »Ja.« Jonny nahm das Werkzeug mit einem Seufzer entgegen und schob seine Schutzbrille wieder über die Augen. Er beugte sich über die halbfertige Schweißnaht und versuchte, die Invasion aus seinen Gedanken zu verbannen … und wenn sein Vater nicht noch eine letzte, abschließende Bemerkung gemacht hätte, wäre ihm das vielleicht sogar gelungen.

    »Davon abgesehen«, meinte Pearce, bereits wieder auf dem Weg zurück zu seiner Werkbank, »was auch immer geschieht: Im ganzen Universum gibt es nichts, wogegen wir von hier aus etwas unternehmen könnten.«
     
    Beim Abendessen an jenem Abend war Jonny sehr still, im Haus der Moreaus jedoch genügte eine mehr oder weniger schweigsame Person nicht, um den Lärmpegel entscheidend zu verringern. Wie üblich dominierte die siebenjährige Gwen die Unterhaltung, wechselte von Neuigkeiten aus der Schule und von Freunden zu Fragen über alle möglichen Themen hin und her, angefangen damit, wie die Wetterleute Tornados eindämmten, bis hin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher