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Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)

Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)

Titel: Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)
Autoren: Simone Keil
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    Fuchs hatte gute Arbeit geleistet. Ohne seinen unermüdlichen Einsatz hätten sie den Wechselbalg , wie die Presse den Verbrecher getauft hatte, nicht in dieser kurzen Zeit dingfest machen können. Guy Lacroix schüttelte die Hand des frischgebackenen Kommissärs. »Gute Arbeit, Fuchs. Ich gratuliere zur Beförderung.«
    »Danke, Herr Kommissär.« Fuchs deutete eine Verbeugung an. »Ich durfte vom Besten lernen, der Ruhm gebührt also Ihnen.«
    Lacroix winkte ab. »Am Ende zählen nur Erfolge. Und ich hatte meine Stücke vom Ruhm.« Er klopfte sich auf den leichten Bauchansatz. »Wahrscheinlich zu viele davon. Nun verschwinden Sie schon, Ihr Dienst ist beendet und Sie wollen sicher noch feiern. Also, Abmarsch, das ist ein Befehl. Wir sehen uns morgen zur Einsatzbesprechung am Frachthafen.«
    Fuchs schlug die Hacken zusammen und stürzte den Rest seines Champagners herunter. Er reichte Fräulein Schiermann das leere Glas, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er lachend zum Ausgang eilte.
    Die Sekretärin errötete. »Frecher Lümmel«, murmelte sie und räumte summend die leeren Gläser zusammen.
    Guy sah Fuchs nach und schüttelte leicht den Kopf. Ungestüme Jugend. Aber Fuchs war ein fähiger Polizist, in fünf, sechs Jahren konnte er Hauptkommissär sein.
    »So, dann wären nur noch wir beide übrig. Die alte Garde, sozusagen.«
    Lacroix drehte sich um. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Molter noch anwesend war. »Alte Garde und bald altes Eisen«, antwortete er und schenkte Molter den Rest aus der Flasche ein. Dann legte er ihm die Hand auf die Schulter. »Machen Sie sich nichts draus, beim nächsten Mal sind Sie an der Reihe.«
    Molter nippte an seinem Glas und nickte langsam. »Ja, sicher.« Dann ging er ans Fenster und sah in den Hof hinaus.
    Lacroix betrachtete den gebeugten Rücken des Assistenten. Er wusste, dass es für Molter kein nächstes Mal geben würde, und Molter wusste es auch. Der Mann war zuverlässig, immer bereit Überstunden zu machen, wenn es nötig war. Aber ihm fehlte der Biss, Intuition, der richtige Riecher, das, was einem Polizeibeamten im Blut liegen musste. Deshalb war er immer noch Assistent und würde es für den Rest seiner Dienstjahre auch bleiben.
    Guy sah auf seine Taschenuhr. Wenn er zu spät nach Hause käme, würde Hedwig ihn teeren und federn. Er hatte versprochen, pünktlich zu sein.
    Er nahm seinen Mantel vom Haken und setzte den Hut auf. »Es wird Zeit für mich, Molter. Wir sehen uns morgen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er den Raum.
    Molter starrte noch einige Minuten aus dem Fenster, dann stellte er das halbvolle Glas ab und ging in das Büro der Assistenten, setzte sich an seinen Schreibtisch, entzündete die Lampe und nahm eine der Akten von dem Stapel. »Guter Molter«, murmelte er. »Machst Überstunden, kümmerst dich um die Ablage der Herren Kommissäre. Braver Molter.«
    Als Fräulein Schiermann die Lichter löschte und ihm beschwingt einen guten Abend wünschte, hob er nicht einmal den Kopf. Er hatte viel zu tun. Und er hatte Zeit, niemand wartete auf ihn. Niemand wartete auf den guten, alten Molter. »Dummer alter Mann«, sagte er und nahm den nächsten Ordner vom Stapel.
     
    Guy Lacroix ging die wenigen Blocks zu Fuß nach Hause. Der Abend war lau. Er atmete tief ein. Kaum Ruß in der Luft und es roch nur schwach nach Rauch. Fast wie früher. Er erinnerte sich an die Tage, als die Welt noch in Ordnung gewesen war, noch kein Schutzschild die Stadt vor der Strahlung schützen musste. Das war lange her, die Zeiten hatten sich geändert, die Menschen hatten sich mit ihrem Schicksal arrangiert. Was man nicht ändern konnte, musste man akzeptieren.
    Frau Lehmann winkte ihm zu. »Einen guten Abend, Herr Hauptkommissär«, rief sie fröhlich.
    Lacroix griff an die Krempe seines Hutes und nickte der Blumenfrau zu. »Einen besonders schönen Abend!«
    »Ich hab in der Zeitung gelesen, dass Sie das Monster gefasst haben. Endlich können wir wieder ruhig schlafen.«
    Ruhig. Wenn Frau Lehmann wüsste, was sich in den Armenvierteln abspielte, keine fünf Kilometer von ihrem Blumenstand entfernt, hinter hohen Zäunen und vergitterten Toren, sie würde kein Auge mehr zumachen. Vor Angst und vor Scham. Aber das waren Informationen, die die Zeitungen nicht druckten. Nicht drucken durften. Die Dampfmagische Gesellschaft beschützte die Bürger der Stadt vor schlechten Meldungen.
    »Sie können schlafen wie ein
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