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Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)

Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)

Titel: Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)
Autoren: Simone Keil
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heute um genau 9.00 Uhr die Übergabe stattfinden wird. Es handelt sich um Ambrosia im Wert von über tausend Cölnmark. Zielobjekte sind ein Straßenhändler und sein Zulieferer, sowie der Fahrer des Automobils. Reine Routine also und selbst mit unseren knappen personellen Möglichkeiten spielend zu bewältigen.«
    Inspektor Voigt zog die Mundwinkel nach unten. Für diesen unangemessenen Hinweis würde Guy eine Rüge kassieren, aber das war es ihm wert.
    »Kommissär Fuchs?« Der Angesprochene erhob sich. »Sie beziehen Stellung an der westlichen Ausfahrt und kümmern sich um den Wagen des Lieferanten. Unsere beiden Anwärter sichern das östliche Tor.« Nervös fingerte der Kleinere an seiner Waffe herum. Hoffentlich schoss er sich damit keinen Zeh ab. »Und ich«, fuhr Guy fort, »werde den Händler übernehmen. Ich beziehe Stellung hinter den Containern. Der Mann wird auf dem freien Gelände zwischen den Anlegeplätzen und den Lagerhallen leicht zu überwältigen sein. Der Einsatz wird keine fünfzehn Minuten dauern. Und das sollte er auch nicht, denn meine Frau wartet mit dem Frühstück auf mich.« Höfliches Gelächter. »Noch Fragen? Gut.« Er sah auf seine Taschenuhr. »Es ist genau 8.40 Uhr. Nehmen wir unsere Plätze ein.«
    »Danke, Kommissär.« Inspektor Voigt klemmte sich seine Aktentasche unter den Arm und zog den Hut auf. »Ich erwarte dann Ihren Bericht.«
    »Selbstverständlich, Inspektor. Gleich Montag früh haben Sie ihn auf dem Schreibtisch.« Guy sah seinem Vorgesetzten nach, als er zum Ausgang eilte, wo sein Dienstwagen mit laufendem Motor wartete. Er hatte das dringende Bedürfnis auszuspucken, besann sich aber, als er sich der Blicke der jungen Anwärter bewusst wurde. »Also, meine Herren, verlieren wir keine Zeit.«
    Die Burschen eilten auf den ihnen zugewiesenen Platz. Guy schüttelte Kommissär Fuchs' Hand und sah ihm nach, wie er sich beeilte, den westlichen Ausgang zu erreichen.
    Um 8.45 Uhr spannte Guy Lacroix den Hahn seines Revolvers und bezog Stellung hinter den Containern. Der Händler erschien pünktlich um kurz vor neun. Guys Pulsschlag erhöhte sich und doch war er ganz ruhig. Er drückte sich mit dem Rücken an den Containern entlang, der Ruß brannte in seinen Augen und trieb ihm die Tränen hinein.
    Der Händler lief auf die Kräne zu, wo soeben ein schwarzes Automobil zum Stehen kam. Das Gefährt dampfte und kleine Explosionen spuckten graue Wolken in die von Rußpartikeln geschwärzte Luft. Die Übergabe ging eilig vonstatten. Der Wagen fuhr davon, noch bevor sich die Tür des Fonds geschlossen hatte. Um ihn würde sich Kommissär Fuchs kümmern. Ein zuverlässiger Mann.
    Guy hob die Waffe. Der Händler passierte sein Versteck, blickt sich um, stockte kurz und lief eilig weiter. Guy sah im Augenwinkel eine Bewegung, schnellte herum und legte an. Eine Kugel streifte seinen Oberarm und zog eine schmerzende Furche durch sein Fleisch. Er riss den Revolver herum, folgte der Bewegung mit seinem Körper. Der Schrei einer Frau durchdrang seine Konzentration nur gedämpft. Guy drückte ab, einmal, zweimal, der Händler stürzte getroffen zu Boden.
    Wieder wandte Guy sich der Gestalt hinter seinem Rücken zu und sah, wie sie ebenfalls zu Boden sank. Irgendetwas, an der Art wie sie Arme in die Höhe riss, kam ihm vertraut vor. Vertraut und einzigartig.
     
    Hedwig Lacroix starb um 9.15 Uhr am 40. Jahrestag des großen GAUs. Nicht an den Folgen der magischen Verstrahlung, sie befand sich nur zur falschen Zeit am falschen Ort.
    Es war eine 8mm Kugel aus Kommissär Lacroix' Dienstwaffe, die an einem Stahlträger abprallte, abrupt die Richtung änderte, die Frontalplatte ihres Schädels durchdrang, eine Arterie zerfetzte, das Großhirn zerschnitt wie Butter und im Kleinhirn stecken blieb. Hedwig spürte keinen Schmerz. Zuerst verlor sie die Fähigkeit zu sehen, dann das Gehör.
    Sie hörte nicht das Brechen ihres Schädelknochens, als sie auf das Metallgeländer prallte, sah nicht das Entsetzen in Guys Gesicht, als er sie erkannte, spürte nicht seine Hände, die ihren Körper an sich rissen, seine Lippen, die sich auf ihre pressten.
    Es war still und dunkel, als Hedwig Lacroix für immer die Augen schloss. Die Schutzbrille ihres Mannes hielt sie fest umklammert.

3
     
    Immer wieder ließ er die Trommel des Revolvers rotieren, einschnappen, rotieren, aufschnappen. Betrachtete die verbliebenen Kugeln, die beiden leeren Fächer. Guy lehnte mit dem Rücken am Schlafzimmerschrank, die
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