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Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)

Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)

Titel: Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)
Autoren: Simone Keil
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Baby«, sagte er. Es gab keinen Grund eine alte Frau zu beunruhigen, das Leben war schwer genug. »Ich brauche Ihren schönsten Strauß, Frau Lehmann, für die schönste Frau.«
    »Gibt es einen besonderen Anlass, Herr Hauptkommissär?«
    »Oh ja, den gibt es. Jeden Tag.«
    Frau Lehmann lachte auf. »Frau Lacroix hat großes Glück«, sagte sie. »Mein Frieder ist nun schon vor fast zwanzig Jahren gegangen.« Sie schüttelte den Kopf und fasste zwei Sträuße roter Rosen zusammen. »Aber er hat nicht leiden müssen, das haben mir die Ärzte versichert. Er hat nicht leiden müssen.« Sie nickte immer wieder, als wollte sie sich ihre Aussage bestätigen.
    Lacroix biss die Zähne zusammen. Friedrich Lehmann war im staatlichen Hospiz gestorben. Er hatte sich buchstäblich die Seele aus dem Leib gehustet. Guy hatte einige der Strahlenkranken sterben sehen und er wusste, wozu die Einrichtungen wirklich da waren. Ärzte gab es kaum, die armen Schweine in den völlig überbelegten Schlafsälen wurden am Leben gehalten, solange es möglich war, um möglichst viele Blausteine zu sammeln. Angehörige hatten keinen Zutritt, um die »Ruhe der Sterbenden« nicht zu stören.
    Alles hatte sich verändert nach dem großen GAU, auch die Menschen. Schlimme Ereignisse brachten immer das Beste im Menschen zum Vorschein – und das Schlechteste.
    Guy nahm den Strauß entgegen und drückte Frau Lehmann einige Scheine in die Hand.
    »Nicht doch, Herr Hauptkommissär!«, rief sie entrüstet. Doch er hatte sich bereits abgewandt und seinen Weg fortgesetzt.
     
    Wenige Minuten später öffnete Fräulein Weber ihm die Haustür. Sie nahm ihm Hut und Mantel ab und lief in die Küche, um eine Vase zu holen.
    »Du bist pünktlich!« Hedwig kam aus dem Wohnzimmer, sie war bereits für den Abend angekleidet. Guy sah sie stumm an. Perlen schimmerten in ihrem roten Haar. Ihre Augen leuchteten aufgeregt, die kleinen Fältchen vom Lächeln vertieft, der weiße Hals von einem schlichten Collier betont.
    Sie betaste ihre Frisur und sah an sich herunter. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Guy legte die Blumen auf die Kommode, nahm seine Frau in die Arme und küsste sie. »Ich bin der glücklichste Mann auf der Erde«, sagte er dann. »Was findest du nur an mir?«
    »Du bist dumm«, antwortete sie. »Wie kann jemand, der so klug ist, gleichzeitig so dumm sein?«
    Guy drückte seine Nase in ihr Haar und atmete den Duft nach frischen Limonen ein. »Ich bin eben vielseitig. Ist das der Grund, warum du mich liebst?«
    »Natürlich«, sagte sie. »Und weil du im Smoking so eine fantastische Figur abgibst. Also los«, sie deutete auf die Wanduhr, »zieh dich um, sonst verpassen wir die Ouvertüre.«
    Guy verzog das Gesicht, als sie sich aus seinen Armen wand und ihn unbarmherzig zur Treppe schob. »Fügen Sie sich in Ihr Schicksal, Herr Kommissär. Jeder bekommt, was er verdient.«
    »Du bist grausam«, sagte er lachend und stapfte die Treppe hinauf.
     
    Nachdem der letzte Ton verklungen war, herrschte vollkommene Stille im Cölner Opernhaus. Die Primadonna hatte die Augen geschlossen. Guy hielt den Atem an und Hedwig drückte seine Hand so fest, dass es weh tat. Dann brandete Applaus auf. Guy blieb auf seinem Stuhl sitzen, beobachtete die Menschen, die begeistert von ihren Sitzen sprangen, und spürte den Tönen nach, die trotz des Lärms noch immer in ihm nachklangen. Dann erhob er sich ebenfalls und fiel in die frenetischen Beifallrufe ein.
    Hedwig strahlte ihn an. Sie war glücklich. Und Guy war froh, dass er endlich ihrem Drängen nachgegeben und eine Vorstellung mit ihr zusammen besucht hatte. Die Musik, aber vor allem Edda Felices Stimme, hatten eine Seite in ihm berührt, die er viel zu tief in sich verschlossen hatte.
    Der Vorhang fiel zum wiederholten Male. Die Primadonna stand immer noch an ihrem Platz und neigte nur gelegentlich den Kopf, als perlten der Applaus, die Jubelrufe, die allgemeine Verzückung von ihr ab wie ein Frühlingsschauer von frischen Trieben. Sie schwankte ein wenig. Zwei Männer tauchten von der Bühnenseite auf, überreichten ihr ein riesiges Bouquet. Sie hakten sie ein und führten sie von der Bühne, obwohl das Publikum noch immer tobte.
     
    »Vollkommen«, sagte Hedwig, als sie im Foyer standen und Guy ihr in den Mantel half. »Professor Küpperbusch hat die vollkommene Stimme geschaffen. Es ist zu traurig.«
    »Traurig?« Guy drückte Hedwigs Hand, führte sie die Eingangsstufen hinab. »Traurig ist nur, dass du mich erst
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