Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cobra

Titel: Cobra
Autoren: T Zahn
Vom Netzwerk:
schlimmer, als er erwartet hatte.
    »… lassen Sie mich also die wesentlichen Punkte noch einmal zusammenfassen:
    Cobra Moreau ist es – unter eindeutiger Verletzung ihrer Befehle – nicht gelungen, ihre Identität als aventinische Spionin vor den Qasamanern geheim zu halten.
    Cobra Moreau ist es des Weiteren nicht gelungen, ihre eigene Identität vor ebendiesen Qasamanern zu verbergen, wodurch sie
jede Chance zunichtegemacht hat, sie mit einer ähnlichen List erneut zu überraschen.
    Cobra Moreau hat bereitwillig einen großen Teil ihrer Zeit in unmittelbarer Nähe eines Mitglieds der offiziellen qasamanischen Regierung zugebracht. Sie hat sich ausführlich mit ihm unterhalten und – noch schädigender – wiederholt ihre Cobra-Waffensysteme in seiner Gegenwart demonstriert.
    Cobra Moreau hat die verräterischen Trofts ohne Not entkommen lassen und damit jede Möglichkeit zunichtegemacht, sie zu identifizieren und sich zu vergewissern, ob jegliche Bedrohung durch dieses Bündnis zwischen ihnen und Qasama ausgeräumt ist.
    Und schließlich hat Cobra Moreau, als unmittelbare Folge ihres Tuns, zugelassen, dass die Leichen der anderen Mitglieder in qasamanische Hände gefallen sind, und so den Qasamanern die Möglichkeit gegeben, sie zu untersuchen, während es uns im gleichen Zug unmöglich wurde, sie würdig und gebührend zu beerdigen.
    Somit muss nach Ansicht der unterzeichnenden Mitglieder des Direktorats die Mangus-Mission im Allgemeinen und das Verhalten von Cobra Moreau im Besonderen als Misserfolg betrachtet werden.«
     
    Jin saß auf ihrem alten Sofa am Fenster ihres kleinen Zimmers und starrte in den Sonnenuntergang, als es an der Tür klopfte. »Jin, hier sind dein Dad und Onkel Corwin«, sagte die Stimme ihres Vaters leise. »Dürfen wir reinkommen?«
    »Klar«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. »Ich habe es schon gehört, wenn ihr deswegen gekommen seid. Ich habe mich vor ein paar Stunden ins Netz eingeloggt.«
    »Es tut mir leid«, sagte Corwin, zog einen Sessel in den äußersten Rand ihres Blickfeldes und ließ sich hineinsinken.
    »Darf ich?«, fragte ihr Vater, stellte sich neben sie und deutete auf das Sofa. Jin nickte und nahm die Beine herunter, um Platz für ihn zu machen.
    Justin ließ sich vorsichtig neben ihr nieder. »Wie fühlst du dich?«, fragte er.

    »Wie soll ich mich denn fühlen?«, konterte sie.
    Er seufzte. »Wahrscheinlich genauso wie wir.«
    Sie nickte. »Wahrscheinlich.«
    Ein paar Augenblicke lang war es still im Zimmer. »Hör zu, Jin«, meinte Corwin schließlich. »Du solltest diese Dinge wirklich nicht persönlich nehmen. Priesly hatte es auf mich abgesehen, nicht auf dich. Du warst zufällig nur das bequemste Mittel für den Angriff, den er im Sinn hatte.«
    »Oh, ja. Bequem war ich«, sagte sie erbittert. »Alles, was ich getan habe – alles, was ich gesagt habe -, hat er wie eine Brezel zu irgendwelchen Knoten verdreht. Und alle sind einfach zu Kreuze gekrochen und haben ihm geglaubt.«
    Corwin und Justin sahen sich an. »Na ja, darüber ließe sich noch streiten«, sagte Corwin. »Ich nehme an, du hast aufgehört zu lesen, nachdem die Meinungsberichte und die Endabstimmung eingeblendet wurden?«
    »Es hat mir gereicht, wie Priesly die tatsächlichen Geschehnisse verdreht hat. Ich muss mir nicht auch noch ansehen, was die Öffentlichkeit damit anstellt.«
    »Oh, dann hast du aber wirklich was verpasst«, sagte Justin. Jin sah stirnrunzelnd zu ihm hinüber und stellte fest, dass ein Lächeln in seinen Mundwinkeln zuckte. »Offenbar ist ungefähr fünfzehn Minuten nach Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses ein anonymes Protokoll im Netz aufgetaucht: Angeblich berichtet es über die Diskussionen der Bonzen im Lager der Jects während der letzten Tage. Daraus geht hervor, wie verschiedene Leute, darunter auch Priesly selbst, darüber beraten, wie sich die Geschehnisse auf Qasama am besten für ihre eigenen politischen Ziele verbiegen lassen.«
    Jin starrte ihn an. »Aber wer hätte … etwa ihr zwei?«
    »Wer, wir?«, fragte Corwin, mit seinen großen Augen die Unschuld in Person. »Um ehrlich zu sein, wir haben nichts damit zu tun. Offenbar war ein nicht näher genannter Ject aus Justins Bekanntenkreis der Ansicht, Priesly sei diesmal ein wenig zu weit gegangen.«

    Jin atmete tief durch. Einen kurzen Augenblick lang hatte es sich alles besser angefühlt … »Aber wirklich genützt hat es nichts, oder?«
    Corwin zuckte mit den Achseln. »Hängt davon ab, ob du die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher