Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
»Hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen Ihr Schwert tragen?«
    Mit einem schuldbewussten Lächeln antwortete Marot: »Entschuldigung, Mister Reith. Ich habe es vergessen; jetzt ist es bei meinem Gepäck. Außerdem hätte ich sowieso nicht viel damit anfangen können. Ich bin kein Held aus einem Roman von Alexandre Dumas, sondern ein friedlicher Wissenschaftler. Es fällt mir schwer, diese mittelalterlichen Waffen ernst zu nehmen.«
    »Nun sehen Sie ja, was passiert, wenn Sie es nicht tun.«
    »Was hätte es mir schon groß genützt, als dieser Affenmensch den Strick durchhieb?«
    »Wenn Sie mit dem Schwert nach ihm gestoßen hätten, dann wäre er zu beschäftigt gewesen, um den Strick durchzuhauen. Ich hoffe nur, es macht Ihnen nichts aus, die nächsten Tage kalt zu essen und unter freiem Himmel zu schlafen. Ganz zu schweigen davon, dass wir das Zeug verloren haben, das wir brauchen, um uns in Krishnaner zu verwandeln. Ich hatte es extra eingepackt.«
    Marot stieß einen Seufzer aus. »Okay, ich gebe zu, ich habe einen Fehler gemacht. Sind Sie jetzt glücklich? Und was das kalte Essen angeht, ich werde schon nicht davon sterben. Wenigstens habe ich noch meine Langlebigkeitspillen.«
    Die Langlebigkeitspillen oder auch kurz LPs genannt, auf die Marot anspielte, waren ein allgemein gebräuchliches Mittel zur Verlangsamung des Alterungsprozesses bei Menschen. Nahm man sie von der frühesten Kindheit an regelmäßig ein, erhöhte sich die Lebenserwartung nahezu um das Dreifache. So wirkte zum Beispiel Reith trotz seiner mehr als vierzig terranischen Lebensjahre von seinem Aussehen und seiner körperlichen Konstitution her kaum älter als dreißig. Marot fuhr fort:
    »Warum greifen uns die Geschwänzten ohne Grund an?«
    »Weil die schwanzlosen Krishnaner Jagd auf sie machen, um sie als Sklaven zu verkaufen. Deshalb ist für sie der einzige gute Schwanzlose nur ein toter Schwanzloser.«
    »Wir können doch unsere verloren gegangene Ausrüstung in Mishe ersetzen, oder?«
    »Ich hoffe«, sagte Reith. »Vielleicht hilft es uns, dass ich mit den Rittern von Qarar auf gutem Fuß stehe, Sie wollen, dass ich mit meiner nächsten Touristengruppe zu ihnen komme, damit die Republik Mikardand kräftig Steuern von ihren Geschäftsinhabern einnehmen kann. Aber neue Ausrüstung zu bekommen, wird einige Zeit dauern.«
     
    Stunden später deutete Reith auf eine Anhöhe. »Dort oben ist eine gute Stelle zum Übernachten. Es ist weit genug weg vom Sumpf und von den Blutegeln.«
    Sie führten ihre Ayas die Anhöhe hinauf, durch dichte farnartige grüne und scharlachfarbene Vegetation, und banden sie an. Reith sammelte Reisig und steckte es mit seinem hölzernen Kolbenfeuerzeug an. Marot sagte:
    »Ich finde, die Behörden sollten uns wenigstens Streichhölzer erlauben. Manchmal treiben die ihre Technologieblockade wirklich ins Absurde. Dieser schottische Ingenieur, der uns die Kopien von seinen Landkarten gab – wie hieß der doch gleich? Strashan?«
    »Kenneth Strachan.« Reith sprach den Nachnamen so aus, dass er sich auf ›Aachen‹ reimte. »Manche sagen Stracken; andere sagen Stroohn. Aber Ken, der so eine Art Berufsschotte ist, lässt bei dem ›ch‹ so richtig das Zäpfchen schnarren - chchch . Was ist denn mit ihm?«
    »Er hielt mir einen Vortrag über die Unsinnigkeit und Ungerechtigkeit der Technologieblockade. Er sähe am liebsten, wenn sie verschwände.«
    »Ich weiß. Er ist der Ansicht, wenn die Krishnaner Atombomben entwickeln und ihren Planeten in die Luft jagen, ist das ihr Problem. Aber seit dem Gorschakow-Skandal ist die offizielle Linie in diesem Punkt härter denn je.«
    »War das die Geschichte mit diesem paranoiden Sicherheitsoffizier, der die Missionarin betrunken machte und ihr, als sie wieder aufwachte, erzählte, sie sei seine Frau? Und sie dann verfolgte, als sie zu irgend so einem Naturkult auf eine Insel flüchtete?«
    »Genau die. Aber das wirklich Schwerwiegende an der Sache, der eigentliche Skandal, war nicht so sehr der persönliche Konflikt zwischen den beiden, sondern vielmehr die Tatsache, dass Gorschakow eine Schusswaffe bei sich trug. Das ist so ziemlich der schlimmste Verstoß, den man sich gegen die Vorschriften des Interplanetarischen Rates leisten kann.«
    »Wie ist es denn rausgekommen? Meine Informanten haben darüber kein Sterbenswörtchen verlauten lassen.«
    »Kein Wunder; war ja auch die dickste Blamage, die Novorecife bisher erlebt hat. Zwei andere Terraner flohen zusammen mit dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher