Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
Festungsbaukunst aus der Zeit vor der Erfindung des Schießpulvers, einer riesigen Akropolis gleich auf einem Hügel über der Stadt. Die seitlichen Hänge des Hügels waren so weit abgetragen worden, dass sie fast senkrecht abfielen, und mit massivem Mauerwerk verkleidet.
    Im Innern der Zitadelle fanden sich Reith und Marot in einem Labyrinth aus riesigen grauen schmucklosen Häusern, allesamt aus grob behauenem Stein gebaut. Hier lebten die Wächter – die Garma Qararuma, die ritterliche Kaste von Mikardand – und gingen ihren Pflichten nach. Die Grautöne der Röcke und Hosen der Ritter kontrastierten mit den schmutzfarbenen Grau- und Brauntönen der Kleider der Gemeinen. Scharen von Gemeinen gingen in der Zitadelle ihrem Tagwerk nach; sie fegten die Straßen oder verrichteten andere niedrige Tätigkeiten. Sie trugen weite kurze Jacken, die Frauen trugen Röcke, die Männer ein dreieckiges Tuch, das wie eine übergroße Windel gebunden war.
    Die Frauen der Ritterkaste flanierten frei durch die Straßen in wadenlangen, hellen Kleidern, die auf der Vorderseite so geschnitten waren, dass die blaugrünen Brustwarzen freilagen. Eine solche Dame, wie beschrieben gewandet, zusätzlich gestylt jedoch mit einem dazu absolut nicht passenden Hut, bei dessen Komposition augenscheinlich ein terranisches Modell Pate gestanden hatte, kam jetzt freudig erregt auf die beiden Reisenden zugerauscht. Sie war hübsch auch nach terranischen Maßstäben, trotz ihrer platten krishnanischen Züge, ihrer olivgrün schimmernden Haut und der zwei federartigen Antennen, die wie ein Paar zusätzlicher Augenbrauen zwischen den eigentlichen Brauen über der Nasenwurzel hervorsprossen. Sie sagte auf Mikardandou:
    »Seid gegrüßt, edler Herr! Seid Ihr nicht Meister Reith aus Novorecife?«
    »Ja«, antwortete Reith. »Und Ihr seid die Lady – eh – Gashigi?«
    »Die bin ich fürwahr! Wie galant von Euch! Und wer ist der andere Ertsu?«
    »Der gelehrte Doktor Marot.« Reith wechselte auf Englisch über. »Professor, darf ich vorstellen, Lady Gashigi, eine alte Freundin.«
    »Enchante, Madame!« flötete Marot, machte eine tiefe Verbeugung und küsste Gashigi die Hand. Sie schien ein wenig verblüfft, jedoch absolut nicht pikiert.
    »Er hat feine terranische Manieren«, sagte sie. »Spricht er unsere Zunge?«
    »Er ist dabei, sie zu lernen.«
    Gashigi hielt Reith ein Zigarrenetui hin. Reith sagte: »Nein, danke. Ich rauche doch nicht, wenn Ihr Euch erinnert.«
    Gashigi bot Marot eine Zigarre an, der dankend annahm. Sodann zog die Dame ein kleines Gerät hervor, das aussah wie eine lauflose Steinschlosspistole. Als sie den Abzug betätigte, schnellte ein Hammer herunter und sandte einen Funkenregen in eine mit Zunder gefüllte Vertiefung. Eine Flamme loderte auf, mit welcher sie Marots und ihre Zigarre anzündete. Alsdann schüttelte sie die restliche Glut heraus, zog ein Schächtelchen mit Zunder aus ihrem Retikül und füllte das Feuerzeug wieder auf.
    »He!« rief Reith. »Darf ich mir das Gerät bitte einmal anschauen?« Er inspizierte das Feuerzeug. »Ich habe so eines noch nie gesehen.«
    »Einer unsrer Gemeinen hat es ersonnen«, erklärte sie stolz. »Zur Belohnung wurde er in den Stand eines Ritters von Qarar erhoben.«
    Reith gab ihr das Feuerzeug zurück. »Ihr seid so hübsch wie eh und je, wie ich sehe. Wo habt Ihr diesen Hut her?«
    »Den?« Sie lächelte. »Von einer Putzmacherin in der Stadt. Sieht er terranisch aus?«
    »Ja. Deshalb fragte ich.«
    »Wisst Ihr nicht, dass terranische Mode zur Zeit bei uns in höchstem Schwange ist? Der Großmeister ist sehr wütend darüber. Er erlässt ständig neue Dekrete, in denen er uns Garmiya das Tragen terranischer Mode verbietet, mit der Begründung, es wäre eine schamlose Beleidigung unserer Tradition. Aber er wird schon sehen, mit welchem Erfolg er verfügen kann, was eine Frau tragen darf und was nicht! Wir haben doch nicht weniger Rechte als die Weiber der Gemeinen, die anziehen, was immer ihnen gefällt!«
    »Was gibt es Neues bei Euch, Lady Gashigi?«
    »Ich bin jetzt Haupt der Sparabteilung der Bankverwaltung und kann also gute Ratschläge in monetären Angelegenheiten geben. Aber ’s sind keine finanziellen Dinge, welcherhalben ich mich Eurer erinnere, Fergus!« (Sie sprach den Namen ›Far-goss‹ aus.) »Oh, wie lebhaft ich mich unsrer einen rauschenden Nacht entsinne! Gäbe es da nicht eine gewisse Schwierigkeit, würde ich Euch und Euren Gefährten abermals einladen, mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher