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Die Freude am Leben

Die Freude am Leben

Titel: Die Freude am Leben
Autoren: Emile Zola
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Fiktives in Zolas Roman »Die Freude am Leben«
    »Die Rosen von Arromanches« heißt der erste Teil eines Romans über den zweiten Weltkrieg von Armand Lanoux, »Wenn das Meer zurückweicht«. In diesem Roman schildert Lanoux den qualvollen Entwicklungsgang eines jungen Amerikaners, der 1944 mit der Befreiungsarmee an der normannischen Küste landete und seither unter dem Banne dieser Kriegserlebnisse steht. Jahre danach kehrt er als Tourist an diesen Ort des einstigen Grauens zurück, und nun erst vermag er in der Konfrontation mit der so gänzlich veränderten Realität der französischen Alltagsgegenwart seine eigenen Kriegserlebnisse, ja das Phänomen des Krieges selbst geistigmoralischpolitisch zu bewältigen. Die Wiederbegegnung mit den einstigen »Befreiten« befreit ihn von den Schatten der Vergangenheit und gibt seinen Blick frei für die Zukunft und das Leben.
    Ein psychologischer Roman, der Roman eines Bewußtseinsprozesses? Lanoux ging es um mehr als nur um eine psychologische Studie, das Schicksal eines einzelnen. Krieg oder Frieden, die großen Fragen der Menschheit, ihre Zukunft standen zur Diskussion, nicht zuletzt die Zukunft des französischen Volkes selbst, dessen Schicksal so oft in der Geschichte dieser Nation auf dem Boden dieser Normandie ausgespielt worden war, auf diesem Küstenstrich zwischen Arromanches und Calais. Und die »Rosen von Arromanches« sind nicht nur Symbol des Lebens schlechthin; Arromanches, der Schauplatz der Handlung, wird zum Kreuzwegsymbol des französischen Schicksals ...
    Auch Zolas Roman spielt in der Nähe von Arromanches, an dem gleichen nördlich davon gelegenen Küstenstrich; auch für das Leben seiner Menschen haben Meer und Landschaft symbolische Bedeutung, aber eine Bedeutung, die ihnen, losgelöst von dem geschichtlichen Beziehungsgefüge des gewählten Schauplatzes, allein aus der privaten Geschichte der in dem Roman agierenden Menschen zufließt. Die »privatisierte« Symbolik entspricht der »privatisierten« Darstellung in diesem Thesenroman. Der Schauplatz ist zufälliges Akzidens, nicht inhaltlich bedingtes Agens. Der vor der Niederschrift der »Freude am Leben« gerade abgeschlossene Kaufhausroman »Paradies der Damen« mußte in Paris spielen und konnte nicht in einem beliebigen Provinzstädtchen angesiedelt werden, denn Paris war das Zentrum der sozialökonomischen Umwälzungen. Für diesen Thesenroman jedoch war die Wahl des Schauplatzes nicht vorgegeben. Ursprünglich wollte Zola ihn in irgendeinen kleinen Ort irgendwo in Frankreich verlegen. Vom Meer als Hintergrund war keine Rede, obwohl das Meer ihn seit Jahren zu beschreibender Gestaltung reizte. 1875 schon, als er sich nach Fertigstellung des Romans »Seine Exzellenz Eugène Rougon« in SaintAubin surMer erholte, fertigte er Skizzen von »jedem neuen Anblick des Meeres« an, »für eine große beschreibende Passage von ungefähr zwanzig Seiten«, die er »in einem seiner Romane unterbringen« wollte. Der Gedanke, die Handlung dieses neuen Romans an die normannische Küste nach Bonneville, dem kleinen Fischerdorf nördlich von Arromanches, zu verlegen, kam Zola erst sehr spät während des letzten Abschnitts seiner Vorbereitungsarbeiten, die sich diesmal – allerdings mit einigen Unterbrechungen – über Jahre hinzogen.
    »Die Freude am Leben« gehört zu den Büchern, die weder in der, ersten Liste der »RougonMacquart« von 1868 noch in der von 1869 und auch nicht in der beträchtlich erweiterten Liste von 1872 vorgesehen waren, sondern vielmehr erst im Zuge der Gesamtausarbeitung des Zyklus aufgenommen wurden, offensichtlich mit der Absicht, das Gesamtgemälde der »Natur und Sozialgeschichte einer Familie unter dem Zweiten Kaiserreich« entweder durch die Hinzunahme neuer sozialer Phänomene zu erweitern oder durch kontrastierende »Lichteffekte« zu bereichern. Zu letzteren gehören – als »Kontrastromane« zum »Totschläger«, zur »Erde« und zu »Nana« – »Ein Blatt Liebe«, »Der Traum« und »Die Freude am Leben«. Im ersten Plan für dieses Buch, der nach den neuesten Forschungen von Henri Mitterand auf die Mitte des Jahres 1880 datiert werden muß, heißt es ausdrücklich: »Wenn ich Pauline als Hauptfigur wähle, so kann sie das radikale Gegenteil von Nana werden, denn nach meiner Verteilung der Temperamente ist sie deren antithetisches Pendant. Wenn sich Nana allen gegeben hat, so wird Pauline sich nur einem einzigen geben ... so wird sie die ›Tugend‹ verkörpern, wie
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