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Storm: Thriller (German Edition)

Storm: Thriller (German Edition)

Titel: Storm: Thriller (German Edition)
Autoren: James Patterson
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1
    Monate waren vergangen, seitdem Kyle Craig einen Menschen getötet hatte. Früher war er der Typ gewesen, der immer alles sofort haben musste. Aber die Zeiten hatten sich geändert. Wenn die Jahre in der Hölle der Einsamkeit im Hochsicherheitsgefängnis von Florence, Colorado, für etwas gut gewesen waren, dann dafür, dass sie ihn das Warten gelehrt hatten.
    Geduldig saß er im Flur der Wohnung seines Opfers, die Waffe im Schoß, den Blick hinaus auf die Lichter des Hafens von Miami gerichtet, und wartete. Er hatte es nicht besonders eilig, genoss die Aussicht, fing womöglich sogar endlich an, das Leben zu genießen. Auf jeden Fall machte er eine ausgesprochen lässige Figur – ausgewaschene Jeans, Sandalen, ein T-Shirt mit der Aufschrift BETRACHTEN SIE DAS ALS LETZTE WARNUNG.
    Um 2.12 Uhr wurde ein Schlüssel ins Türschloss gesteckt. Kyle stand sofort auf und drückte sich mit dem Rücken an die Wand, stand stumm und regungslos da wie eine Statue.
    Der Mann, um den es ging, Max Siegel, betrat pfeifend die Wohnung. Kyle erkannte sogar die Melodie, ein altes Liedchen aus seiner Kindheit … aus Peter und der Wolf . Die Stelle mit den Streichern – Peters Jagdmotiv. Pikant, pikant.
    Er wartete, bis Mr. Siegel die Tür zugezogen und die ersten Schritte in die immer noch dunkle Wohnung gemacht hatte. Dann richtete Kyle den roten Laserpunkt auf den Rücken des Mannes und drückte ab. »Guten Abend, Mr. Siegel«, sagte er. »Schön, Sie kennenzulernen.«
    Die Salzlösung, die in gleichmäßigem Strom in Siegels Körper eindrang, transportierte eine Spannung von fünfzigtausend Volt. Siegel stöhnte auf und biss dann die Zähne zusammen. Erst verkrampften sich seine Schultern, dann wurde sein gesamter Körper steif, und er stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden.
    Kyle zögerte keine Sekunde. Rasch wickelte er Siegel eine Nylonschnur um den Hals und schleifte ihn immer im Kreis über den Boden, bis die Salzlösung aufgewischt war. Anschließend schleppte er ihn hinter sich her bis ins Badezimmer am anderen Ende der Wohnung. Siegel war zu schwach, um Widerstand zu leisten. Alle Kraft, die ihm geblieben war, brauchte er für die Schnur. Schließlich wollte er nicht erdrosselt werden.
    »Wehren Sie sich nicht«, sagte Kyle irgendwann. »Es hat überhaupt keinen Zweck.«
    Im Badezimmer hob Kyle ihn in die übergroße Wanne und knotete beide Enden der Schnur an den verchromten Armaturen fest. Das war zwar nicht unbedingt nötig, aber so behielt Siegel den Kopf oben, und Kyle konnte ihm ins Gesicht sehen.
    »So ein Ding haben Sie wahrscheinlich noch nie gesehen, stimmt’s?«, sagte er und deutete auf die merkwürdige Waffe, die er mitgebracht hatte. »Ich weiß, dass Sie schon eine ganze Weile untergetaucht sind, aber eines können Sie mir glauben: Die Dinger, die werden noch von sich reden machen.«
    Das Gerät sah aus wie eine riesige Wasserpistole, und im Grunde genommen war es das ja auch. Normale Elektroschocker hielten dreißig Sekunden lang durch, maximal. Aber dieses Schätzchen ließ einfach nicht nach, dank des Zehn-Liter-Tankrucksacks, den er sich auf den Rücken geschnallt hatte.
    »Was … was wollen Sie?«, presste Siegel schließlich als Reaktion auf diesen ganzen Wahnsinn hervor.
    Kyle holte eine kleine Digitalkamera aus der Tasche und fing an, Fotos zu machen. Frontalansicht, linkes Profil, rechtes Profil.
    »Ich weiß, wer Sie sind, Agent Siegel. Nehmen wir das einfach als Ausgangspunkt, okay?«
    Verwirrung zeigte sich auf dem Gesicht des Mannes. Dann Angst. »O Gott, das muss alles ein furchtbarer Irrtum sein. Ich heiße Ivan Schimmel!«
    »Nein«, sagte Kyle und fotografierte munter drauf los – Augenbrauen, Nase, Kinn. »Sie sind Max Siegel, und Sie arbeiten für das FBI . Seit sechsundzwanzig Monaten sind Sie im verdeckten Einsatz. Sie haben sich in das Buenez-Kartell eingeschlichen und sich langsam emporgearbeitet, bis man Ihnen die Abwicklung von Lieferungen anvertraut hat.
    Und jetzt, während alle Welt nach Kolumbien schaut, schmuggeln Sie Heroin von Phuket und Bangkok nach Miami.«
    Er ließ die Kamera sinken und blickte Siegel in die Augen. »Die Relativierung jeglicher Moral will ich in diesem Zusammenhang einmal außer Acht lassen. Das große Ziel ist ja letztendlich die spektakuläre Verhaftung am Schluss. Hab ich nicht recht, Agent Siegel?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden!«, schrie der Angesprochene. »Hier, bitte! Sehen Sie in meiner Brieftasche nach!« Er hatte
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