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Die Freude am Leben

Die Freude am Leben

Titel: Die Freude am Leben
Autoren: Emile Zola
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Nana das Laster verkörpert hat, als ein Produkt.« »Nana« war 1880 erschienen, die Buchveröffentlichung der »Freude am Leben« erfolgte aber erst 1884. Dazwischen wurden die entscheidenden literaturtheoretischen Sammelbände publiziert, u.a. »Der Experimentalroman« (1880), »Literarische Dokumente« und »Der Naturalismus im Theater« (1881); ferner der Novellenband »Die Abende von Médan« (1880); in der »RougonMacquart«Reihe die Romane »Ein feines Haus« (1882) und »Paradies der Damen« (1883).
    Die tatsächliche Ausarbeitung des vorliegenden Romans »Die Freude am Leben« erfolgte erst zwischen Ende April und Ende November 1883, also drei Jahre nach dem Abschluß des Romans »Nana«. Am 29. November 1883 begann der Vorabdruck im »Gil Blas«. Doch schon im April 1880 hatte Zola, offensichtlich im Hinblick auf diesen Roman, Fernand Xau erklärt: »Ich möchte einen intimen Roman machen mit wenig Personen, mit einer großen Einfachheit des Stils geschrieben, in dem ich versuchen möchte, von der Beschreibung loszukommen. Es soll eine Art Reaktion gegen meine früheren Werke sein.« (Hervorhebungen R. Sch.)
    Was waren die Gründe für die mehr als dreijährige Verzögerung in der Ausführung dieses Plans?
    Die bisher zitierten Überlegungen Zolas bieten dafür keinen Anhaltspunkt. Sein Wunsch, nach den großen historischen und sozialen Studien, nach der gewaltigen Bewegung von Menschenmassen und Sachkomplexen, von komplizierten Intrigen und endlosen Beschreibungen zur Abwechslung eine »intime«, »einfache« Geschichte zu erzählen, entspricht der Wellenbewegung seiner ganzen bisherigen Reihe, in der auf die Höhen der »livres forts« die Täler der »livres intimes« folgen. Ein Grund mehr, die Ausarbeitung des neuen Romans sofort aufzunehmen. Ebenso konnte seine Absicht, die Hauptfigur »Nana« zu kontrastieren, nur durch die unmittelbare Nachfolge dieses neuen Buches verwirklicht werden.
    Eigentlich gab es nur eines: zum Notizbuch zu greifen und die Dokumentation so rasch wie möglich zusammenzutragen. Aber eine Dokumentation wofür? Beschreibungen sollte es keine geben, der Stil sollte so einfach wie möglich sein und nicht mit Fachausdrücken aufgeputzt werden, die Handlung auf wenige Personen beschränkt bleiben, die Charaktere nicht durch das Milieu determiniert erscheinen, die Hauptfigur schließlich selbst die Tugend in Person verkörpern. Schon Balzac hatte in seinem Vorwort zur »Menschlichen Komödie« festgestellt, daß sich »Engel« recht wenig zu Hauptakteuren dramatischer Handlungen eignen. Mit der Darstellung der »Tugend an sich« war kein Roman zu machen. Das Laster als Kontrapunkt? Das war ja Zolas tägliches Brot in allen seinen sozialkritischen Romanen. Also etwas anderes. Ein Buch, in dem »gute und anständige Menschen in ein Drama geraten, das die Idee der Güte und des Leids entwickelt« (Hervorhebung R. Sch.). Die Thematik war gefunden. Eine moralphilosophische Thematik. Dafür bedurfte es keiner aufwendigen Sachdokumentation, sondern menschlicher Erfahrung, des Hineinhorchens in das eigene Innere, des Nachdenkens über den Sinn des Daseins. Und gerade das war offensichtlich auch ein Bedürfnis für den nunmehr Vierzigjährigen, der im Zenit seines Lebens stand, auf der Höhe seines Ruhms, und gerade dadurch eine kurze Zeit innerlich unsicher wurde, nervös, zerrissen. Viele Jahre später hat Zola bestätigt, daß dieser Roman »einige seiner eigenen inneren Ängste« in der Gestalt Lazares, der Verkörperung des »Leids«, wiedergebe. – Und die Frage nach der Funktion des Leids im menschlichen Dasein rückte auch sehr rasch in den Vordergrund: »Um die Größe des Buches zu sichern, muß die Idee des Leids dominieren.« (Hervorhebung R. Sch.) Die Gestalt der tugendhaften Pauline, der »AntiNana«, der Verkörperung der Güte, trat zurück; ihr Gegenspieler, der Lazare unseres Romans, gewann an Bedeutung. Die Fixierung seines Charakters erfolgte schrittweise: »Albert [der ursprüngliche Name wurde später gegen den durch die biblischen Reminiszenzen soviel symbolträchtigeren Namen ›Lazarus‹ ausgewechselt – R. Sch.] ist die Angst und das Nichts, das Jenseits, ein durch die Furcht vor dem Tode verpfuschtes Leben.« Also ein psychisch auffälliger, zerrissener Charakter. Und dieser Gedanke an den Tod, die Angst vor dem Tode kehrt in diesem ersten Plan immer wieder: »Ich werde selbstverständlich die Angst vor dem Tode beibehalten, die ständige Sorge vor dem Jenseits
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