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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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aufgeräumt und in weithin hörbarem Ton. »Sicher bist du aber nicht zu erwachsen, um deinen alten Vater kräftig in die Arme zu nehmen, oder?« Er zog Bart heftig in eine Umarmung. Bart wollte sich herauswinden und fing stotternd an zu erklären, daß der Fremde sich geirrt habe; der aber packte ihn mit unerwartet festem und schmerzhaftem Griff am Handgelenk. »Bart, hör mir zu!« flüsterte der Fremde rasch und in barschem Ton. »Mach mit, sonst sind wir beide verloren! Verlier nicht die Nerven! Die beiden Lhari beobachten uns, also mach schon und nenn mich Paps, aber hübsch laut, wenn dir dein Leben lieb ist! Denn dein Leben ist in Gefahr – glaub mir das!«

Kapitel 2
     
    Einen Augenblick lang war Bart zu überrascht, um sich zu bewegen oder zu sprechen. Durch die Umarmung des beleibten Mannes aus dem Gleichgewicht gebracht, blieb er völlig steif und stumm, während der Mann in seiner dröhnenden jovialen Stimme wiederholte: »Wie du gewachsen bist!« Danach ließ er ihn los, trat ein bis zwei Schritte zurück und forderte mit drängendem Flüstern: »Sag doch was! Und schau nicht so dämlich!«
    Während der Mann zurücktrat, sah Bart seine Augen. Und die Augen in dem pausbäckigen und gutmütigen roten Gesicht verrieten, daß der Fremde halb verrückt war vor Angst.
    Im Bruchteil einer Sekunde erinnerte sich Bart wieder an die beiden Lhari, die sich über einen Flüchtigen unterhalten hatten. Ihm wurde klar, daß er genau ins Zentrum dieser Affäre hineinkatapultiert worden war. Und in dieser Minute wurde Bart Steele erwachsen. Er handelte rasch, ohne langes Überlegen. Er trat auf den Mann zu, packte ihn bei den Schultern und beobachtete über seine Schulter hinweg, wie jetzt insgesamt, vier Lhari – zwei von jeder Seite – eilends auf sie zukamen.
    »Paps, ich bin wirklich überrascht«, sagte er, wobei er versuchte, seine Stimme nicht in der gleichen Weise zittern zu lassen wie die Schultern des Dicken zitterten. »Es ist schon so lange her, ich hatte beinahe vergessen, wie du aussiehst! Wie – wie geht’s dir denn? Hattest du einen guten Flug?«
    »Alles wie immer«, erwiderte der kleine dicke Mann. Er zitterte heftig und atmete schwer, doch seine Stimme bebte nicht, sie klang laut und fröhlich. »Solider Komfort. Ist allerdings nicht zu vergleichen mit dem alten FLYER.« Der FLYER war das wichtigste interplanetarische Raumschiff, das Barts Vater besaß. »Wie sieht’s denn hier bei dir aus?«
    Schweißperlen standen auf der geröteten Stirn des Dicken, und er umklammerte Barts Handgelenk mit solcher Kraft, daß es Schmerzen verursachte. Bart, der sich verzweifelt bemühte, etwas herauszubringen, sagte hastig und aufs Geratewohl: »Ich bin mit meinem Freund Tom hierhergekommen, der fliegt mit diesem Schiff. Er kehrt heim zur Capella. Wir haben zusammen unser Diplom gemacht – « Er schluckte, doch der Dicke zischte ihm weiter zu: »Rede weiter!«
    »Er – möchte Raumfahrer werden wie ich, Paps. Schade, daß du es nicht zur Diplom Verleihung geschafft hast – «
    Die Lhari hatten sie jetzt umzwingelt und bewegten sich auf sie zu. Der Dicke schluckte ein- oder zweimal heftig, holte tief Luft und wandte sich um. Er sagte: »Wünschen Sie etwas?«
    D6r größte der Lhari – der Alte, den Bart auf der Rolltreppe lachen hören hatte – starrte Bart lange und genau an. Als der Lhari die Raumsprache benutzte, klang es zwar zischend, aber bei weitem nicht so unmenschlich.
    »Dürrften wir Ssie bitten, unss Ihrre Papierre zu rrreichen!«
    »Aber gern«, sagte der Mann ungezwungen, wobei er eine Mappe hervorkramte und sie dem Fremden übergab. Bart bemerkte, daß der Name seines Vaters oben aufgedruckt war. Der Beamte winkte einen mentorianischen Dolmetscher herbei.
    »Welche Farrbe hat dass Haarrr diessess Manness?«
    Der Mentorianer antwortete in der Sprache der Lhari: »Sein Haar ist grau.« Dafür benutzte er das Wort der Raumsprache, denn es gab keine Farbbezeichnungen in der Lhari-Sprache.
    »Das Haar des Mannes, den wir suchen, ist rot«, erklärte der Lhari. Wieder gebrauchte er die Raumsprache für das Wort rot. »Außerdem ist er großwüchsig, nicht rundlich.«
    »Der Junge ist groß und hat rotes Haar«, wandte der Mentorianer ein, worauf der Lhari geringschätzig abwinkte. »Dieser Junge ist zwanzig Jahre jünger als der Mann, der uns beschrieben wurde. Weshalb haben sie uns kein Bild geschickt oder wenigstens den Namen verraten?« Er wandte sich dem anderen Lhari zu und sagte in ihrer
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