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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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klar, daß ihre Trennung auf irgendeine undefinierbare Weise gleichbedeutend war mit dem Ende ihrer Kindheit.
    »Mach’s gut, Tom. Ich – ich hoffe, wir sehen uns wieder.«
    »Ich auch. Du wirst mir fehlen. Du muß mal rauskommen in den Planetenbereich der Capeila«, sagte Tom. »Tschüs, Bart.«
    Erneut drückten sie sich ganz fest die Hände. Dann griff Tom nach seinem Gepäck und verschwand auf einer abwärtsführenden Rampe in Richtung eines abgesperrten Teilbereiches, der beschildert war: ZUTRITT NUR FÜR PASSAGIERE.
    Wieder ertönten Alarmsignale. Das Gleißen verstärkte sich dermaßen, daß sogar Bart seine Augen schloß; aber er öffnete sie wieder, weil er es nicht fertigbrachte, sich dem Schauspiel zu entziehen. Hinter den gläsernen Wänden sah er das Leuchten am Himmel. Es war unerträglich, doch er starrte trotzdem hin und erkannte die eigenwillige Form des Lhari-Raumschiffs.
    Riesenhaft war es und sonderbar, seine Form erschien auf merkwürdige Weise zu zerfließen, es erstrahlte in Farben, die Bart niemals zuvor gesehen hatte und auch nirgendwo wieder so sehen würde. Das Schiff schwebte gemächlich und sanft herab und verharrte schließlich am Boden – gewaltig, lautlos, vibrierend und gleißend; die Farben veränderten sich zu weißer Glut, gingen über in leuchtendes Blau und durchliefen, verblassend, das gesamte sichtbare Spektrum, bis zu den Rottönen. Am Ende hatte es die glasglänzende Lhari-Metallfarbe angenommen. Hoch oben in der Schiffsflanke öffnete sich eine gähnende Luke, von der sich eine lange Gangway herabsenkte. Menschen und Lhari begannen hinabzusteigen.
    Bart rannte die Rampe hinunter und stürzte hinaus in das Gedränge des Landeplatzes. Seine wachsamen Augen, die nach der hochgewachsenen Gestalt seines Vaters Ausschau hielten, bemerkten zu seinem Erstaunen, daß die Gangway von vier typisch gekleideten Lhari überwacht wurde, denen jeweils ein mentorianischer Dolmetscher zur Seite stand. Sie hielten sämtliche dem Raumschiff entstiegene Passagiere an und verlangten Ausweise oder andere Papiere. Er erkannte den alten Lhari, dem er auf der Rolltreppe begegnet war, und es kam ihm zu Bewußtsein, daß er einen weiteren Abschnitt des gleichen verwirrenden Dramas verfolgte. Er hätte liebend gern gewußt, worum es eigentlich ging.
    Er hatte keine Ahnung, wie rasch sein Wunsch in Erfüllung gehen sollte…
    Überall auf dem Gelände des Raumhafens begrüßten die Passagiere kleine Willkommensgrüppchen. Bart sah einen Mann in centaurischer Tracht einem hochgewachsenen Mädchen entgegeneilen und es fest in seine Arme schließen, und er dachte, es hat seinen Vater gefunden. Aber wo ist meiner?
    Die Menge hatte sich inzwischen verlaufen. Robo-Taxis kurvten herein und hielten sich bereit, Leute aus der Menge aufzunehmen und mit ihnen davonzuschweben. Die Luke in der Flanke des Sternenkreuzers schloß sich, doch Bart hatte nirgends die imposante schlanke Gestalt Captain Steeles entdecken können. Ob es am anderen Ende des Raumschiffs einen zweiten Ausgang gab? Voller Besorgnis lief er am Rand der Menschenmenge entlang.
    Einer der Lhari-Wachtposten, die die Papiere prüften, fixierte ihn mit undurchdringlichem grauen Blick, wandte sich aber schließlich wieder ab. Bart fing an, sich ernsthafte Sorgen zu machen. Ein Captain Steele verpaßte doch nicht sein Raumschiff! Andererseits war nur noch ein einzelner ausgestiegener Passagier zu sehen, der nicht bereits von einer verwandtschaftlichen Willkommenstraube umringt war. Er trug zwar Wega-Tracht, aber es war nicht Barts Vater. Es war ein korpulenter rotbackiger kleiner Mann mit einem lockig-grauen Haarkranz, der seinen kahlen Schädel umrahmte. Bart sah zu ihm hin und dachte, vielleicht ist ihm bekannt, ob sich ein weiterer Weganer an Bord befand. Ich könnte ihn fragen -
    Der Lhari-Kontrollbeamte beobachtete den korpulenten kleinen Mann – und mit einem Schlag kam Bart zu Bewußtsein, daß der korpulente kleine Mann ihn, Bart, anstarrte! Er erwiderte das Lächeln des Mannes, wenn auch etwas zögernd; und dann wunderte er sich maßlos, weil der Dicke geradewegs auf ihn zukam.
    »Hallo, mein Junge«, sagte er mit lauter Stimme zu jemandem, der sich wohl direkt hinter Bart befand; er blickte nämlich haarscharf in Barts Richtung. Als dann die beiden Lhari auf ihn zutraten, tat der Dicke etwas Unglaubliches. Er streckte beide Hände nach Bart aus und faßte ihn mit hartem Griff.
    »Na, mein Junge, du bist ja ordentlich gewachsen«, meinte er
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