Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
Die Marsfrau
    KRÖGER-Vertrieb Cottbus
Der vorliegende Roman ist eine neue, bearbeitete Edition des
Romans „Die Marsfrau“ von Alexander Kröger, erschienen in
Erstauflage 1980 im Verlag Neues Leben Berlin.
     
    Copyright 2003
by KRÖGER-Vertrieb Cottbus
Printed in Czech Republic 2003
Lektor: Helmut Fickelscherer
Umschlagsentwurf: K. Brandt, K. Fischer
Umschlagsgestaltung: Klaus Brandt, Hoyerswerda
(www.ArtFantasy.de)
Gesamtherstellung: Finidr, s.r.o.Vimperk, CZ
ISBN: 3-9808213-2-3
Die 1980 in Erstauflage erschienene „Marsfrau“
zählt zu Alexander Krögers Frühwerken. Wie
schon in „Chimären“ greift der Autor in diesem
spannenden, wissenschaftlich-phantastischen
Roman ein Thema mit aktuellen Bezügen
(Genmanipulation, die moralisch-ethische
Verantwortung der Wissenschaftler) auf. In
Sibirien experimentieren Forscher, u.a. auch für ein
Marsprojekt, auf dem Gebiet der gentechnischen
Verschmelzung von pflanzlichen und tierischen
Zellen. Durch das in die Haut von Haustieren
eingelagerte Chlorophyll einer Alge soll
Sonnenenergie genutzt werden. Einer der
Projektbeteiligten hat auf dem Roten Planeten eine
    merkwürdige Begegnung mit einer grüngefärbten,
    nackten Frau, die ein Geheimnis umgibt.
Sylvester Reim zog den Schal, den er um den Mantelkragen
geschlungen hatte, fester und drehte den Kopf so, dass der
frostige Wind mit seinen spitzen Eisnadeln das Gesicht nicht
frontal traf. Er konnte nur wenige Schritte weit sehen. Fast
waagerecht zogen sich Schneeschnüre, die sich zu einem
dichten Vorhang verwoben.
    Sylvester rechtete nicht mit Erg, seinem Chef. Es gab bei
dieser Wetterlage freilich angenehmere Tätigkeiten, als schräg
gegen Wind und Schneetreiben zu laufen und die
Freilandkulturen zu kontrollieren. Was notwendig ist, wird
gemacht, das war seit jeher Sylvesters Devise.
    Allerdings wusste er noch nicht, wie er unter 50 Zentimetern
Schnee den Wachstumsstand erkennen sollte. Nun, im
Augenblick hatte er zu tun, den Weg nicht zu verfehlen. Er
orientierte sich an den dürren Stämmen der Kirschbäume, die
seit zwei Jahren den Weg säumten und die bereits einen Winter
gut überstanden hatten.
    Viel wesentlicher als die Pflanzensuche schien Sylvester die
Frage, wie er die neue Aufgabe anpacken sollte. Von seiner
Verwunderung, diesen Auftrag direkt von der Alten erhalten
zu haben, hatte er sich noch nicht erholt. Er fühlte sich geehrt
und – verwirrt.
    Keiner der Mitarbeiter hatte einen persönlichen Kontakt zu
Ramona-Ros Müller. Das konnte nicht nur daran liegen, dass
sie als stellvertretende Institutsdirektorin auf Autorität bedacht
sein musste. Und so bedeutend war das „Institut für Resistente
Flora“ nun wirklich nicht.
    Die wenigen Male, bei denen Sylvester mehr als einen kurzen
Gruß mit ihr gewechselt hatte, vermittelten ihm den Eindruck,
dass sie arrogant und ziemlich altmodisch war und dass ihr ein
solcher Mitarbeiter wie er im Grunde genommen gleichgültig
blieb. Meist war Erg, Sylvesters Vorgesetzter, ihr
Gesprächspartner. Administrationsebenen überspringt man
nicht.
    Überhaupt gab sich die Alte unnahbar, ja unfreundlich. Und
selbst Erg ging mit Unbehagen zu den Routineberatungen. Sie
war außerdem bekannt für Konsequenz und Unerbittlichkeit.
Kein Wunder, dass sie sich zwar einer gewissen Autorität, aber
keineswegs großer Beliebtheit erfreute, dass sie allenthalben
schnoddrige Witze heimlich begleiteten. Um so größer also das
Erstaunen bei Erg, den Kollegen und vor allem bei Sylvester
selbst, als dieser zu Ramona-Ros gerufen wurde.
    Ihm war bekannt, dass Ramona-Ros Müller kurz vor ihrem
Sechzigsten stand. Sie wirkte nach Sylvesters Empfinden
jedoch bedeutend älter, was dadurch verstärkt wurde, dass sie
füllig war, die Haare in einem strengen Scheitelknoten trug
und fad gekleidet ging.
    Das gegensätzlich zur Körperfülle knochig-schmale Gesicht
zeigte einen herben Zug um den ehemals üppigen, jetzt
fältchenumrandeten Mund. Auf der Oberlippe stand
schwärzlicher Flaum. Aber der Blick wirkte jugendlich lebhaft,
und es schien, als entginge ihm nichts.
    Die Alte war hinter ihrem Leittisch hervorgekommen und
hatte Sylvester einen Platz unter einer großen Zimmerpalme in
der Sesselecke angeboten, wodurch sie ihm sofort, entgegen
aller Voreingenommenheit, sympathisch wurde. Leiter, die stur
hinter ihrem Leittisch sitzen bleiben, konnte Sylvester nicht
ausstehen.
    Ohne Einleitung sagte Ramona-Ros Müller, nachdem sie
Platz genommen hatten: „Mit Erg habe ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher