Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Mikroskop. Bei der schrecklichen Zerstörung des Orion-Raumhafens vor sechzig Jahren hatten die Mediziner festgestellt, daß menschliche Blutplasma für verletzte Lhari verwendet werden konnte und umgekehrt, obwohl reguläre Bluttransfusionen ein Risiko darstellten.
    Und trotzdem waren die Lhari bei all ihrer Ähnlichkeit mit den Menschen einfach anders.
    Bart labte sich an seinem Drink, wobei er sich in dem Spiegel hinter dem Erfrischungsstand betrachtete; er sah einen aufgeschlossenen Teenager, der älter als siebzehn wirkte. Er war muskulös und geschmeidig, dank fünf Jahren Sport und Akrobatik auf der Raumfahrt-Akademie; er hatte lockiges rotes Haar und graue Augen, und er war beinahe so groß wie ein Lhari. Wieder fragte er sich, mit einem winzigen Anflug von Aufregung, wird Paps mich erkennen? Ich war noch ein Kind, als er mich vor fünf Jahren hier zurückließ, und nun bin ich erwachsen.
    Tom wandte sich ihm zu und grinste ihn an: »Was willst du jetzt machen, nachdem wir unsere sogenannte Ausbildung abgeschlossen haben?«
    »Was glaubst du wohl? Mit Paps zur Wega zurückkehren, auf einem Lhari-Kreuzer, und in unserem Raumfahrtunternehmen WEGAPLANET mitarbeiten«, erklärte ihm Bart. »Weshalb hätte ich mich sonst mit Astrogation und Mathematik herumplagen sollen?«
    »Du bist ein Glückspilz«, meinte Tom neidvoll, »dein Vater besitzt ein Dutzend Raumschiffe! Er muß doch fast so reich sein wie ein Lhari!«
    Bart schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht«, erwiderte er. »Die interplanetarische Raumfahrt ist heutzutage Kleinkram. Alle wichtigen Handels- und Touristenlinien sind in den Händen der Lhari.«
    Das war für alle ein wunder Punkt. Vor Jahrtausenden waren die Menschen von der Erde ausgeschwärmt, zunächst zu den Planeten, dann zu den näherliegenden Fixsternen, im Schneckentempo dahinkriechend in ihren Raumschiffen, die niemals Lichtgeschwindigkeit übertrafen. Sie hatten geglaubt, dies sei die absolute Grenze, und nichts im Universum könne sich über diese Grenze hinausbewegen. Man brauchte Jahre, um von der Erde zum nächsten Stern zu gelangen.
    Aber sie hatten es geschafft. Von den näherliegenden Fixsternen aus hatten sie Kolonisierungsschiffe durch die gesamte Galaxis gesandt. Ein paar verschwanden und wurden niemals mehr entdeckt. Doch einige kamen durch, und in wenigen Jahrhunderten hatte sich die Menschheit über Hunderte von Sternen verbreitet.
    Und dann kamen die Menschen zum erstenmal mit dem Volk der Lhari in Berührung.
    Das Universum war gewaltig, mit zahllosen Millionen von Sternen. Es verwunderte nicht, daß die Lhari, die selbst erst seit einigen Jahrhunderten Raumfahrt betrieben, noch niemals mit Menschen zusammengetroffen waren. Sie waren begeistert, auf eine weitere intelligente Rasse gestoßen zu sein, und es war außerordentlich gewinnträchtig.
    Handel und Ware der Menschen beschränkten sich zumeist noch auf die Planeten innerhalb des jeweiligen Sonnensystems.
    Raumschiffe mit L-Beschleunigung, die zwischen den Fixsternen verkehrten, waren äußerst rar – und unerhört kostspielig. Die Lhari kannten jedoch den Delta-Antrieb, und damit veränderte sich alles – fast von einer Stunde auf die andere. Durch den vielhundertmal Lichtgeschwindigkeit übertreffenden Delta-Antrieb wurde die Jahre dauernde Reise zwischen Wega und Erde auf ungefähr drei Wochen reduziert, und das zu einem Preis, den sich jedermann leisten konnte. Die Menschheit war in der Lage, im gesamten Universum zu verkehren und Handel zu treiben – aber nur auf Gnaden der Lhari, mit Lhari-Raumschiffen. Die Lhari hatten ein absolutes, unantastbares Monopol in der interstellaren Raumfahrt. Bart sah Tom mit bitterem Lächeln an und sagte: »Die Lhari machen natürlich das ganze Geschäft. Sie sind die reichste und arroganteste Rasse im gesamten Universum!«
    »Das ist der wunde Punkt«, meinte Tom. »Selbst wenn wir den Delta-Antrieb hätten, würde er uns nichts nützen. Die Menschen ertragen ihn nur unter Narkose.«
    Bart nickte gedankenverloren. Die Lhari-Schiffe flogen innerhalb eines Sonnensystems mit normaler Geschwindigkeit, so wie die interplanetar verkehrenden Raumfahrzeuge. Dann, an den Grenzen des unendlichen leeren Raums zwischen den Sternen, wechselten sie zum Delta-Antrieb über; zunächst jedoch wurde jeder Mensch an Bord nach dem Kälteschlafverfahren in Narkose versetzt und somit sichergestellt, daß der Körper die Delta-Phase überstand.
    Bart trank sein Glas leer und wandte den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher