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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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versetzen, zumindest im Augenblick nicht. Wir wollen schließlich keine Unschuldigen belästigen. Wenn er das allerdings tun sollte, dann werden sich unsere Raumhafen-Behörden mit ihm befassen, das kannst du mir glauben.«
    »Ich bin mir noch nicht im klaren, wie so etwas überhaupt passieren konnte«, zwitscherte der erste Lhari erregt, »oder wie ihm die Flucht gelingen konnte. Die gesamte Mannschaft dieses Schiffes sollte für vierzig Zyklen zum Flechtensammeln verurteilt werden!«
    »Oh, sie sind bereits bestraft worden, Margil!« Der alte Lhari produzierte den leisen Pfeiflaut, der bei dieser Rasse Lachen bedeutete. »Glaub mir, so etwas wird auf keinem Lhari-Schiff mehr vorkommen.«
    »Aber wenn die Sache publik würde, und sei es nur unter den Mentorianern, dann wäre das eine Katastrophe,« sagte der erste Lhari. »Was mir Kopfzerbrechen bereitet, ist die Möglichkeit, daß er mit anderen Kontakt aufgenommen hat, bevor er an Bord ging – falls er an Bord ging. Diese idiotischen Stümper, die ihn entkommen ließen, können nicht einmal sicher sein – «
    »Sprich hier nicht davon!« unterbrach der zweite Lhari in scharfem Tom. »Es gibt Mentorianer in diesem Getümmel, die uns verstehen könnten!« Er wandte sich plötzlich um und sah Bart genau ins Gesicht, und Bart hatte das Gefühl, als blickten die merkwürdig schrägstehenden grauen Augen durch ihn hindurch bis in sein Innerstes. In der Raumsprache sagte der Lhari: »Werr bisst du, jungerr Mann? Wass hasst du hierrr zu tun?«
    »Mein Vater ist Passagier auf dem einlaufenden Schiff,« meinte Bart höflich. »Ich suche den Informationsschalter.«
    »Dorrt oben«, sagte der alte Lhari mit einer Bewegung seiner Klauenhand; dann verlor er sein Interesse an Bart. In seiner eigenen Sprache sagte er zu seinem Begleiter: »Ich bedaure stets solche Vorfälle. Ich hege keinen Groll gegen die Menschen. Vermutlich hat auch dieser Weganer, den wir suchen, Abkömmlinge und eine Gefährtin, die sich über sein Verschwinden grämen werden.«
    »Dann hätte er sich eben nicht in die Angelegenheiten der Lhari mischen sollen«, erklärte der Jüngere hitzig. Als die aufstrebende Rolltreppe das oberste Stockwerk erreicht hatte, verloren sie sich rasch im Gewimmel und entschwanden aus seinem Blickfeld.
    Bart stieß einen bestürzten Pfiff aus, während er von der Rolltreppe trat und in Richtung Informationsschalter ging. Ein Weganer! Irgendein bedauernswerter Kerl von seinem Heimatplaneten hatte Stunk mit den Lhari, und nicht zuwenig! Er spürte ein kaltes unangenehmes Frösteln in seinen Eingeweiden. Der Lhari hatte mit einer Art Bedauern in der Stimme gesprochen, so als handele es sich um eine Fliege, die er totschlagen wollte. Früher oder später kam man nicht an der Erkenntnis vorbei: sie waren einfach nicht menschlich!
    Hier auf der Erde konnte natürlich nicht viel passieren. Man würde den Lhari nicht gestatten, jemandem etwas zuleide zu tun. Doch dann erinnerte sich Bart an seine Vorlesungen über Universumsrecht. Die Lhari-Raumhäfen auf allen Planeten waren rechtmäßiges Hoheitsgebiet der Lhari. Sobald man sich an Bord eines Lhari-Schiffes begab, unterstand man automatisch der Gerichtsbarkeit ihres Weltreichs.
    Tom stieg von einem Laufband herunter und gesellte sich wieder zu ihm. Er sagte: »Das Raumschiff wird pünktlich landen; sie sagten mir da unten, daß es vor wenigen Minuten Funkverkehr mit Luna City hatte. Sollen wir uns etwas zu trinken holen?«
    Es gab einen Erfrischungsstand auf dieser Etage. Sie konnten sich zunächst nicht zwischen Orangensaft und einem Getränk entscheiden, dessen Name auf Lhari ganz schlicht »kalt und süß« bedeutete; sie beschlossen dann, dieses zu probieren. Der Name, so fand Bart, während er daran nippte, war sehr anschaulich: das Getränk war eiskalt, ungeheuer süß und unbeschreiblich wohlschmeckend.
    Tom fragte: »Ob das wohl von den Lhari-Welten stammt?«
    »Ich nehme an, es handelt sich um irgend etwas Künstliches.«
    Tom starrte zögernd auf sein Glas. »Es wird uns doch vermutlich nicht schaden, oder?«
    Bart lachte. »Sonst würden sie es doch hier nicht anbieten! Nein, nein; die Menschen ähneln den Lhari in vielen Dingen. Zum Beispiel nehmen sie die gleiche Nahrung zu sich. Sie atmen die gleiche Luft.« Ihre Körper waren für nahezu identische Schwerkraftverhältnisse geschaffen. Die Lhari waren Warmblütler – man konnte Lhari-Blut und Menschenblut nicht einmal voneinander unterscheiden, außer unter dem
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