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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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seine Papiere und beauftragte mich, dich zu warnen – «
    Bart schüttelte den Kopf. Das alles war zu phantastisch und unglaubwürdig. »Es klingt mir zu ungeheuerlich«, sagte er. »Wie kann ich wissen, ob es die Wahrheit ist?«
    Der Mann fischte ein leeres Blatt Papier aus seiner Tasche. Bart starrte es an, während er es in seinen Händen hin- und herwand. »Was, in allen – «
    »Halte es ins Sonnenlicht.«
    Bart erfüllte ihm den Wunsch, und nach etwa einer Minute erschienen zarte blaßrosa Schriftzüge auf dem gelblichen Papier. »Die Lhari können keine Farben erkennen«, sagte der Mann, »und der Kontrast ist auch nicht groß genug, um verschiedene Grauschattierungen wahrzunehmen. Unsichtbare Tinte.«
    Die Schrift war so blaß, daß Bart Mühe hatte, sie zu entziffern. Bart, stand dort. Ich lasse Dir über meinen Freund Geld und Verhaltensmaßregeln zukommen. Folge ihm. Komm nicht nach Hause. Vater.
    Bart hielt ihm das Stück Papier entgegen. »Das klingt nicht nach meinem Vater«, erklärte er hitzig, »es sieht nicht nach seiner Handschrift aus. Jeder könnte es geschrieben haben.« Seine Hand lag über den Steuerknöpfen des Robo-Taxis. »Wir gehen geradewegs zur Polizei. Man wird Sie nicht an die Lhari ausliefern, aber dort können Sie erklären, wie Sie in den Besitz der Papiere meines Vaters gelangt sind.«
    »Du hitzköpfiger kleiner Narr, du gottverdammter Idiot«, sagte der Dicke und lehnte sich erschöpft zurück. »Dafür haben wir keine Zeit! Stell mir Fragen! Ich kann beweisen, daß ich mit deinem Vater bekannt bin!«
    »Wie hieß meine Mutter vor ihrer Heirat?«
    »Mein Gott«, sagte Briscoe, »ich habe deine Mutter nie zu Gesicht bekommen, ich kannte ihn schon, bevor du geboren wurdest. Bis er mir jetzt davon erzählte, wußte ich nicht einmal, daß er geheiratet hatte. Ich habe dich auch nur deshalb erkannt, weil du ihm wie aus dem Gesicht geschnitten bist.« Er schüttelte hilflos den Kopf; sein Atem ging pfeifend.
    »Schau«, sagte er, »ich bin ein kranker Mann, ich werde bald sterben. Ich möchte lediglich das ausrichten, weswegen ich hier bin, einfach deshalb, weil dein Vater mir einmal das Leben gerettet hat, als ich noch jung und gesund war, und mir noch zwanzig gute Jahre schenkte, bevor ich alt und fett und krank wurde. Für mich gibt’s kein Gewinnen oder Verlieren. Ich würde es sowieso nicht mehr miterleben, wenn die Lhari dich zur Strecke brächten.«
    »Reden Sie doch nicht so komisch«, sagte Bart, den ein eigenartiges Frösteln überlief, als er in das rote Gesicht des Mannes blickte. In den Augen des Fremden war ein überaus merkwürdiger Ausdruck. »Wenn Sie krank sind, bringe ich Sie zum Arzt.«
    Briscoe hörte nicht einmal hin. »Moment«, meinte er plötzlich. »Dein Vater hat etwas Bestimmtes gesagt. Er trug mir auf: sage Bart, ich habe mich auf die Suche nach der achten Farbe begeben. Bart weiß, was ich damit meine.«
    »Das ist totaler Irrsinn«, erwiderte Bart. Es sagte ihm rein gar nichts… und dann stellte sich auf einmal die Erinnerung ein.
    Er war noch klein gewesen – seine Mutter hatte zu dem Zeitpunkt noch gelebt. Sie hatte in ihrem Geist nach Erinnerungsfetzen über ihre wenigen Einsätze auf Lhari-Schiffen geforscht und dabei von einem Element gesprochen, das als Treibstoff für die Delta-Triebwerke Verwendung fand. Sie hatte gesagt: »Es hat eine ganz eigentümliche Farbe, eine, die ihr noch nie gesehen habt. Könnt ihr euch eine Farbe vorstellen, die weder rot ist noch orange, weder gelb noch grün, weder blau noch indigo noch violett, und auch keine Mischfarbe? Also, eine Farbe des Spektrums ist es nicht. Es ist tatsächlich eine achte Farbe.«
    Und mit einem Schlag war Bart überzeugt: nur sein Vater konnte diese Formulierung benutzt haben. Einmal hatte er geäußert: »Eines Tages werden wir wissen, was es mit dieser achten Farbe auf sich hat. Und dann haben wir das Geheimnis des Delta-Antriebs der Lhari gelüftet!«
    »Ich merke, daß es dir etwas sagt«, meinte Briscoe. »Wirst du jetzt tun, was ich dir sage?«
    »Was soll ich denn tun?« fragte Bart.
    »Innerhalb der nächsten zwei Stunden werden sie diesen Planeten nach dir durchkämmen«, erklärte Briscoe grimmig. Schwer atmend hielt er inne und fuhr dann fort: »Die Behörden hier auf der Erde könnten dich zwar schützen, aber du würdest niemals mehr an Bord eines Lhari-Schiffes gelangen – was bedeutet, du müßtest den Rest deines Lebens hier verbringen. Du mußt also hier raus, bevor
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