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Ploetzlich Vater

Ploetzlich Vater

Titel: Ploetzlich Vater
Autoren: Theresa Ragan
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Kapitel 1
     
     
    Derrick Baylor ließ seine Mutter, seinen Vater und seine Geschwister im Garten zurück und betrat das Haus seiner Eltern. Alles, was er wollte, waren ein oder zwei Schmerztabletten und ein paar Minuten Ruhe. Doch als er durch die Seitentür trat, wurde er von derart markerschütterndem Geschrei empfangen, dass er den Schmerz in seinem rechten Knie vergaß. Er lief an der Küche vorbei in Richtung des Geräusches. Jetzt, da ihn niemand sehen konnte, schonte er sein lädiertes Bein. Er war von den besten Spielern der NFL umgenietet worden: Hawk, Sims und Lawson. Aber diese kleine Knieverletzung würde ihn schon nicht die nächste Saison kosten.
    Das entsetzliche Geräusch kam aus seinem alten Kinderzimmer. Er öffnete die Tür und runzelte die Stirn, als er das Kinderreisebett in der Mitte des Raumes sah, in dem er heute Nacht eigentlich schlafen wollte. Er beugte sich über das Baby. Es sah ganz normal aus, es stank auch nicht. Er konnte keine Ursache für das Geschrei erkennen.
    Während er das weinende Kind betrachtete, wurde ihm klar, dass er in letzter Zeit viel über Babys nachgedacht hatte. Und wenn er an Babys dachte, dann gleichzeitig auch an Liebe, Ehe und Maggie. Er wurde bald dreißig. Frauen waren nicht die Einzigen, deren biologische Uhr tickte wie eine Zeitbombe. Als er so auf das Baby hinabsah, hoffte er inständig, dass seine winzige Nichte endlich aufhören würde zu schreien. Nicht weil ihn das Geschrei störte, sondern weil es ihm Angst machte. Hatte sie etwa Schmerzen?
    Bei genauerer Betrachtung waren Babys wirklich furchteinflößend. Sie waren so zerbrechlich und winzig. Hoffentlich kam ihm bald jemand zu Hilfe. Wenn er sie jetzt auf den Arm nähme, würde er sie vielleicht versehentlich verletzen.
    Mit einem Football konnte er umgehen, mit Babys hingegen nicht.
    „Wäääääähhhh!“
    Verdammt.
    Abgesehen von dem dringenden Verlangen nach einer Schmerztablette war er auch ins Haus gegangen, um seinem Adoptivbruder und angeblichen Freund Aaron zu entkommen, ihm und seiner neuen Verlobten Maggie. Maggie : die Frau, die Derrick hätte heiraten sollen, nicht Aaron. In ihrer Kindheit hatte sie gegenüber gewohnt. Maggie war seine Nachbarin, sein Mädchen, seine zukünftige Frau und nicht Aarons.
    Er hatte erst vor Kurzem erfahren, dass Aaron und Maggie so schnell wie möglich heiraten wollten. Offenbar waren sie auch kürzlich zusammengezogen.
    Falls Derrick gedacht hatte, er könnte mit der Situation umgehen, diesem kleinen Fest, das seine Mutter zur Feier der Verlobung der beiden ausrichtete, dann er hatte sich getäuscht. Wenn er die beiden zusammen sah, spannte sich sein ganzer Körper, und er fühlte Dinge, die er lieber nicht fühlen wollte.
    „Wähhh! Wähhhhhhh!“
    Garrett, der zweite von seinen Brüdern, der geheiratet hatte, war als Erster Vater geworden. Er stellte sie alle in den Schatten, denn bei ihm wirkte es so, als sei es ganz einfach, die Richtige zu finden. Doch dem richtigen Partner zu begegnen, war wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen: praktisch unmöglich. Viele seiner Freunde hatten „die Liebe ihres Lebens“ geheiratet und waren jetzt geschieden.
    Das Baby schrie weiter. Ihr Name war Bailey. Es hätte schlimmer kommen können. Sein Bruder und seine Schwägerin hätten sie auch Apple oder Saturn nennen können. Bailey lag auf dem Bauch, was ihre Stimmbänder aber offenkundig nicht beeinträchtigte. „Na, na“, sagte Derrick, während er in das Bettchen griff und ihr ungelenk den Rücken streichelte.
    Sie schrie nur umso lauter.
    „Ein kleiner Schreihals, was?“, fragte er, beugte sich über das Kinderreisebett und überlegte, wie er sie am besten herausheben sollte. Er war das fünfte von zehn Kindern. Er hatte zwar schon eine Menge Babys im Arm gehabt, aber das war schon lange her. Er war einfach aus der Übung.
    Der Kopf des Kindes war etwa so groß wie eine kleine Melone und oben mit einem leichten Flaum bedeckt. Er berührte Bailey dort und zog seine Hand erschrocken zurück, als seine Finger eine kleine Delle ertasteten. Das Geschrei wurde schriller.
    „Ich hab nur versucht, dir zu helfen.“ Er seufzte. „Aber keine Angst, ich hab es kapiert. Du bist ein Mädchen und machst das, was Mädchen nun mal am besten können: rumschreien.“
    „Sehr witzig“, bemerkte eine weibliche Stimme aus Richtung der Tür.
    Er schaute über seine Schulter und sah zu seiner Überraschung Maggie im Türrahmen stehen, die ihn
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