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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Connor
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Um die Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts brach die Energieversorgung zusammen. Ohne Vorwarnung. Religiöse Mitbürger nannten das die Apokalypse oder die Endzeit, aber es gab keinen blutigen Regen und keine Heuschreckenplage.
    Es begann in Osteuropa. Das Land wurde dunkel; alle Sender und Satelliten verstummten vollkommen. Niemand wusste, was geschehen war. Die Nachrichten hörten einfach auf. In Nordamerika spekulierten viele über Kernschmelzen in Atomkraftwerken oder Massenvernichtungswaffen.
    Als Nächstes traf es die östlichsten Städte der westlichen Hemisphäre – als würde ein dunkler Wind über den Atlantik fegen. Die Elektrizitätswerke und nuklearen Schaltanlagen hörten einfach auf zu funktionieren und wurden zu trägen Blöcken toter Materie. Obwohl die Techniker Tag und Nacht arbeiteten, konnten sie die Geräte nicht reparieren. Flugzeuge stürzten vom Himmel, wenn sie zu landen versuchten. Autos mit Computerchips wurden zu gigantischen Briefbeschwerern, während ältere Modelle nicht betroffen waren.
    Da die gewohnten Energiequellen ausgefallen waren und eine Katastrophe drohte, strömten die Menschen auf der Suche nach Antworten auf die Straßen. Sie fanden stattdessen Gewalt.
    Eine Herrschaft des Mobs begann.
    Es wurde schwierig, Erdöl zu raffinieren. Der Ausbruch des ersten Ölkriegs leitete ein Zeitalter der Propheten ein, die allesamt Geschichten zu bieten hatten, um den Wahnsinn zu erklären.
    Glas zersplitterte, Gebäude brannten. Volkswirtschaften gingen zugrunde, nur um im Schwarzmarkthandel wiedergeboren zu werden. In der Stadt, die nie schläft, rief die Regierung das Kriegsrecht und nächtliche Ausgangssperren aus. Die Truppen der Nationalgarde trafen kampfbereit ein. Die Bevölkerung rebellierte und verlangte Antworten. Manche gaben Terroristenzellen die Schuld, als die Spannungen eskalierten. Die Häufigkeit von Hassdelikten vervierfachte sich, und das US-Militär tötete auf amerikanischem Boden die eigenen Bürger.
    Die Ostküste verlor den Kontakt zum Rest des Kontinents. Dann erklärten die Staaten westlich des Mississippi sich für unabhängig und überließen die geplagten Bewohner der Ostküste ihrem Schicksal. Solange sie konnten, taten die Neuen Vereinigten Staaten so, als wäre alles in Ordnung. Die Menschen gingen ihrem Tagewerk nach und glaubten, dass das Chaos sie nicht berühren könnte.
    Aber die Welle folgte mit unentrinnbarem Tempo. Niemand konnte vor dem Wandel davonlaufen.
    Das hereinbrechende Dunkle Zeitalter veränderte die Welt und die Lebensweise der Menschen. Überlebende rafften an sich, was sie nur tragen konnten, und drängten nach Westen, aus der toten Zone hinaus. Politiker konnten keine Antworten geben. Das Militär kämpfte weiter, setzte alte Waffen ein und bewachte bedeutungslose Grenzen. Die Leute gierten verzweifelt nach Neuigkeiten und Hoffnung, schalteten ihre Radios an und suchten die Gesellschaft anderer Stimmen in der Dunkelheit. Schrumpfende menschliche Bevölkerungen versuchten, einander zu finden, nur um von skrupellosen Straßenbanden in den Hinterhalt gelockt zu werden. Plünderer wie die einflussreiche O’Malley-Organisation und andere Freibeuter, denen es nur um Profit ging, waren in größeren Gebieten erfolgreich.
    Dann begannen die ersten Verwandlungen – von Menschen in Monster –, und die Welt wandelte sich erneut, diesmal für immer.

1
    »Keine Bewegung!«
    Der heiße Atemstoß in ihrem Nacken brachte Jenna dazu, ihre Schlüssel hochzuwerfen und dann fallen zu lassen. Pfefferspray baumelte von ihrem Schlüsselring. Es war ein Scherzgeschenk gewesen, aber als sie diese raue, heisere Stimme hörte, verlor sie völlig die Kontrolle über ihre Feinmotorik. Ein Schauer lief ihr die Wirbelsäule hinauf.
    Etwas wurde ihr in den Rücken gestoßen. Eine Pistole? Jenna rührte sich kein bisschen.
    Ihre Antwort war ein nervöses Quieken: »Ist das ein Überfall? Ich habe nicht viel Bargeld da.«
    Lügnerin .
    Ihr Vater hatte immer darauf bestanden, dass sie mindestens fünfhundert Dollar für Notfälle im Haus aufbewahrte. Er hatte nichts von Banken, Dispokrediten und der Regierung gehalten. Klar, er hatte zu Recht eine Zeit vorhergesagt, in der Fähigkeiten die echte Währung sein würden, und auch, dass das gesamte Finanzsystem der Welt zusammenbrechen würde. Aber Schwierigkeiten hatten sich an ihrem Vater festgebissen wie Zecken an einem Hund, und so teilte sie seine Weltanschauung nicht. Er hatte ständig obskure Prophezeiungen
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