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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Connor
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im Leben für länger als sechs Monate eine Stelle behalten, denkst Du wahrscheinlich. Und obwohl das in gewisser Weise wahr ist, hatte ich in anderer Hinsicht eine Berufung, eine, der ich bis zu meinem Todestag ergeben war.
    Die folgenden Worte sind die wichtigsten, die Du je lesen wirst, mein süßes Mädchen. Ein Dunkles Zeitalter dämmert herauf, und es ist mehr als nur ein Vorbote schlimmer künftiger Geschehnisse. Die Welt, wie Du sie kennst, neigt sich dem Ende zu. Es sind nicht nur Bombenanschläge, Erdbeben, unerklärliche Witterungsverhältnisse und unnatürliche geologische Phänomene. Alles vergeht. Die Zeit ist ein Rad, und das Zeitalter der Technologie dreht sich von uns weg. Bald wird die Magie zurückkehren oder eine Macht, die unsere primitiven Vorfahren so genannt hätten. Von einem gewissen Punkt an verlieren Bezeichnungen ihre Bedeutung. Was geschehen wird, wird geschehen.
    Ich wusste, dass ich das, was prophezeit ist, nicht mehr erleben würde, also habe ich mein Bestes getan sicherzustellen, dass Du überleben würdest. Weil Du es musst. Ich kann nicht mehr sagen, weil Du mir nicht glauben würdest, wenn ich es täte. Manche Dinge musst du einfach selbst sehen.
    Und der Wolf wird beim Lamm weilen und der Leopard beim Böckchen lagern. Das Kalb und der Junglöwe und das Mastvieh werden zusammen sein, und ein kleiner Junge wird sie treiben.
    Vergiss diese Worte nicht. Erinnere Dich an das, was ich Dir in jenen lang vergangenen Sommern in den Wäldern beigebracht habe. Erinnere dich an alles, liebes Mädchen. Auf Deinen Schultern wird eines nahen Tages eine schwere Bürde ruhen, aber ich weiß, dass Du sie tragen kannst. Oh, und noch eines: Wenn der dunkle Mann kommt, um Dich zu holen, hab keine Angst. Es ist, wie es sein sollte.
    Dein Dich liebender Vater
Mitchell P. Barclay
    Jenna wischte sich die Augen und kämpfte dagegen an, vor schierer Wut zu weinen. Wie konnte er es wagen? Nach all diesen Jahren. Dieses alte Lied hatte sie immer wieder gehört, seit sie ein Kleinkind gewesen war. Was sie wirklich tun musste, war, verdammt noch mal aus dieser Hütte heraus und zurück in die Stadt zu kommen.
    »Hast du ihn gelesen?«, fragte sie ihren Entführer.
    Er wirkte gekränkt, dass sie das auch nur für möglich hielt. »Nein, aber ich kann mir ganz gut denken, was darin steht.«
    Jenna hielt ihren Gesichtsausdruck und ihren Tonfall neutral. »Was wird deiner Ansicht nach in Culver geschehen?«
    »Das musst du vielleicht selbst sehen.«
    »Versuch’s trotzdem.« Sie rang darum, ihre Miene einladend wirken zu lassen, obwohl sie eigentlich nur schreien und damit nicht wieder aufhören wollte, bis jemand kam, um ihr zu helfen. Aber wie zu jedem anderen Zeitpunkt in ihrem Leben wusste sie, dass das nicht geschehen würde. Sie würde sich selbst retten müssen.
    »Ich weiß, dass du ein Handy in der Tasche hast«, sagte er.
    Jenna erstarrte und fragte sich, warum er es ihr nicht weggenommen hatte. Als Mason draußen gewesen war und ihr Auto sabotiert hatte, hatte sie es eingeschaltet, aber kein Signal bekommen. Sie hatte die dichten Wälder und das abgelegene Gebiet verflucht. Vielleicht würde sie aber irgendwo Empfang haben. Dann konnten die New US Rangers sie in Big-Brother-Manier aufspüren. Manchmal war es gut , wenn jemand einen aufspüren konnte.
    Ihre Stimme zitterte – und sie verabscheute diese Schwäche –, aber sie fragte: »Willst du es haben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es wird dir nichts nützen.«
    Erleichterung durchflutete sie. Vielleicht kannte er die Gegend nicht so gut, wie er dachte. Wenn sie einen dieser Bäume hinaufkletterte, würde sie vielleicht hoch genug gelangen, um ein Signal zu bekommen.
    »Und warum?«, fragte sie.
    Mason verpasste dem Auflauf den letzten Schliff und schob ihn in den Holzofen. Er hatte die Strickmütze abgenommen. Seine dunklen, kurz geschorenen Haare betonten seine harten Gesichtszüge und die kräftigen Muskeln an Hals und Schultern. Er war kein Mann, den Jenna sich in einer Küche vorstellen konnte. Niemals. Durch die Wärme und den Essensgeruch hatte die Hütte eine beunruhigend gemütliche Atmosphäre angenommen. Aber Jenna wollte nicht warm und behaglich hier bei ihm sitzen. Sie wollte nach Hause.
    »Mittlerweile haben alle Handysignale versagt«, sagte er, und seine Augen waren ernst und dunkel wie eine mondlose Nacht. »Sogar hier.«
    Jenna zuckte die Schultern. »Na und? Sie haben schon einmal versagt, weißt du nicht mehr? Und dann hat die
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