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0829 - Die Hölle der Unsterblichen

0829 - Die Hölle der Unsterblichen

Titel: 0829 - Die Hölle der Unsterblichen
Autoren: Christian Montillon
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Andrew zögerte nicht, jedes nur erdenkliche Risiko einzugehen. Ein letztes Mal fixierte sein Blick die Zeichnung. Er sah drei ineinander liegende Kreise mit gemeinsamem Mittelpunkt, die von einem Doppelstrich durchschnitten wurden.
    Dasselbe Symbol, das Andrew, Zamorra und Nicole - wie bitter war es, dass Dianas Name in dieser Aufzählung fehlte - in Samila gefunden hatten und das ihnen den Weg in die Hölle der Unsterblichen weisen würde. Irgendwie.
    Er war bereit.
    Das Ende konnte kommen!
    ***
    Château Montagne
    Andrew Millings wachte in Schweiß gebadet auf, einen gequälten Schrei auf den Lippen. Der Traum war so realistisch gewesen… wirklichkeitsnaher als jeder andere Traum, den er bisher erlebt hatte. Sogar intensiver als seine Todesvision vor einigen Wochen. [1]
    Er sah die Bilder immer noch vor sich - den jungen Mann, dessen Gesicht und Hände von Schmutz überzogen waren und in dessen Haaren sich Würmer wanden. Er mochte höchstens zwanzig Jahre alt gewesen sein. Andrew erinnerte sich an jede Einzelheit seines Gesichtes, die braunen, tot blickenden Augen, die bleiche Haut, den offen stehenden Mund mit den faulenden, lockeren Zähnen…
    Doch vor allem sah er den Zettel. Einfaches weißes Papier, ohne Linien, wie man es überall kaufen konnte. Darauf in Grau, wohl mit einem Bleistift hastig skizziert, das Symbol. Daneben die blutrote Botschaft. Andrew vermeinte sogar, noch den stechenden, süßlichen Geruch des Blutes in seiner Nase zu verspüren.
    Zumindest das letzte war unmöglich. So intensiv der-Traum auch gewesen sein mochte - er war nicht wirklich real!
    Andrew konnte das Blut nicht gerochen haben, weil es nur die Ausgeburt seiner Phantasie war, oder möglicherweise das Ergebnis einer magischen Reaktion, die sich in seinem Verstand abgespielt hatte. Dennoch vibrierten seine Sinne; dennoch roch er und fühlte die bedrückende Atmosphäre wie einen Albdruck auf sich.
    »Es war keine Phantasie«, murmelte Andrew Dieser-Traum war nicht einfach nur ein Traum gewesen! Er war eine Vision, die sich bald erfüllen würde. Andrew war sich absolut sicher.
    Genau wie damals, als er träumte, dass eine Feuerlohe auf ihn zuschoss und er auswich, sodass sie einen anderen Menschen traf. Auch diese Vision war letztendlich Wirklichkeit geworden, so sehr er es auch zu verhindern versuchte.
    Und der Mensch, der deswegen gestorben war, war niemand anderes als Diana Cunningham gewesen.
    Diana, seine Freundin. Die Frau, die er immer noch liebte - auch wenn er diese Liebe eines Tages selbst in Frage gestellt hatte, als er wieder einmal wegen der Wende seines Lebens ins Grübeln gefallen war. Diana war gestorben, weil er ausgewichen war - er selbst hätte tot sein sollen, nicht sie.
    Und das bedeutete nichts anderes, als dass er an ihrem Tod schuld war. Diese Schuld lastete schwer auf seiner Seele, vermischte sich mit der Trauer, der Scham und dem Entsetzen zu dem Vorboten einer unausweichlichen Depression.
    Seit Dianas Ende waren Andrews Tage dunkel, und die Nächte lichtlos schwarz, ohne jeden Funken der Hoffnung. Finstere Träume quälten ihn jedes Mal, wenn er zu schlafen versuchte. Heute war es zum ersten Mal anders gewesen - die-Vision konnte man schwerlich als Albtraum bezeichnen, obwohl ihr etwas Unheimliches anhing.
    Die drohende Botschaft aus Blut… der junge Mann, der zweifelsohne tot gewesen war, und der doch lebte…
    Vor denen, die seine Freunde hätten sein müssen und denen er sich offenbaren müsste, hielt Andrew seinen Zustand geheim. Professor Zamorra und Nicole Duval spielte er den Trauernden vor, der es schaffen würde, seine Trauer in den Griff zu bekommen. Den anderen Bewohnern des Châteaus ging er aus dem Weg.
    Er verspürte keine Lust, Lady Patricia zu begegnen, die zuletzt gut mit Diana befreundet gewesen war. Noch weniger stand ihm der Sinn nach einer Begegnung mit dem Jungdrachen Fooly oder gar Rhett Saris; wenn er an Patricias Sohn dachte, überlief ihn ein Schauer.
    Rhett war die jüngste Inkarnation des Erbfolgers, der auch Andrew einst zur Quelle des Lebens geführt hatte, wo er seine Unsterblichkeit erlangt hatte - das war vor fast achthundert Jahren geschehen, und Rhett - oder genauer gesagt, der Erbfolger - trug damals noch den Namen Rheged ap Llewellyn. [2]
    Den Mann, der seit Jahrtausenden lebte, indem er stets in seinem eigenen Sohn wiedergeboren wurde, nun als kleines Kind vor sich zu sehen, das sich noch nicht an seine große Lebensaufgabe erinnern konnte, war für Andrew ein
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