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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten
Autoren: Michael White
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einen Handel abschließen. Wenn ich da ein zweites Mal auftauche, muss ich eines von diesen berühmten Angeboten machen, die man nicht ablehnen kann.'
     
    Eine kurze Pause am anderen Ende der Leitung, dann hört er wieder diese bezaubernde Stimme.
     
    'Ich werde dir etwas zukommen lassen. Benutze es mit Bedacht, und du wirst Erfolg haben. Ansonsten...'
     
    ***
     
    Ansonsten geht es mir wie der lieben Mel, denkt er. Kyle liegt im Bett, seinen Laptop neben sich, das fahle Leuchten des Bildschirms die einzige Lichtquelle im ansonsten dunklen Zimmer. Er spielt mit einem leeren Wasserglas herum, aber es ist mehr ein Versuch sich abzulenken. Wenn er einen Job macht, trinkt er nicht. Eine alte Angewohnheit, die ihm schon mehr als einmal den Hals gerettet hat. Auch wenn er jetzt einen Schluck gebrauchen könnte.
     
    Er überlegt, ob er seine Kontakte in der Firma anzapfen soll, nur – was soll er fragen? Jeder Versuch, etwas über seine unsichtbare Auftraggeberin herauszufinden würde dazu führen, dass er sich selbst ans Messer liefert. In so einem Schlamassel hast du nicht mehr gesteckt, seit dich die interne Abteilung in die Mangel genommen hat, denkt er. Und damals bist du gerade noch davon gekommen. Weil du ein paar Gefallen einfordern konntest.
     
    Seitdem hatte er sich hübsch bedeckt gehalten, zumal er von dem Geld, das ihm seine Nebentätigkeiten eingebracht hatte, gut leben konnte. Dazu noch von Zeit zu Zeit ein kleiner Job nebenbei, vermittelt von Leuten, denen er vertrauen konnte und ansonsten Dienst nach Vorschrift. Und jetzt diese Nummer.
     
    Das ist kein normaler Auftrag, denkt er. Diesmal geht es um seinen Hals. Das sagt ihm sein Instinkt. Und auf den hat er sich noch immer verlassen können. Mit diesem Gedanken gleitet er in einen unruhigen Schlaf.
     
    ***
     
    Ein Klopfen reißt ihn aus seinen unruhigen Träumen. Kyle greift nach seiner Waffe und wirft einen schnellen Blick auf die Uhr. Es ist immer noch früh am Morgen. Er gleitet vom Bett herunter, schleicht sich zur Tür und öffnet sie mit einem Ruck.
     
    Ein Umschlag aus billigem braunem Papier fällt ihm vor die Füße. Ohne die Umgebung aus den Augen zu lassen nimmt er ihn an sich, zieht sich wieder in sein Zimmer zurück und verriegelt die Tür.
     
    Er setzt sich auf den Bettrand, öffnet den Umschlag und zieht ein Foto heraus, an das eine Werbeanzeige geheftet wurde. Das Gesicht auf dem Foto sagt ihm nichts. Auf der Rückseite ein Datum, ein Name und eine handschriftliche Notiz. Für Lee. Die Zeitungsanzeige ist die eines Gebrauchtwagenhandels. Kyle verzieht den Mund. Das soll alles sein?
     
    Er runzelt die Stirn, gibt den Namen des Typen in seinen Laptop ein – und pfeift leise durch die Zähne. Das Gesicht auf dem Foto gehört einem Ex-Killer, der sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat. Ein weiterer Check des Datums in Kombination mit dem Namen im System bleibt ergebnislos. Kyle flucht leise und wirft das Foto neben sich auf das Bett. Was auch immer du mit diesem Typen gemein hast, Kleine – ich werde es bald herausfinden.
     
    ***
     
    Nachdem er eine ausgiebige Dusche genossen hat, betrachtet sich Kyle eine lange Zeit im Spiegel und betastet die Stelle unter seinem Auge. Fast glaubt er, die Messerklinge wieder spüren zu können, und seine Hand zuckt zurück.  
     
    Wie bekommt er es hin, mit Lee ein Gespräch zu führen, ohne dass sie gleich wieder auf ihn losgeht? Und was ist, wenn sie schon längst über alle Berge ist? Seufzend schlingt Kyle das Badetuch um seine Hüfte, tritt ins Zimmer zurück – und erstarrt, als er in die Mündung einer Pistole blickt, die auf ihn gerichtet ist.
     
    Kyle lacht leise auf, geht zum Bett hinüber und setzt sich mit einem Seufzer Lee gegenüber auf die Bettkante.
     
    'So schnell sieht man sich also wieder. Wie hast du mich gefunden?'
     
    Lee lächelt dünn.
     
    'So viele Absteigen gibts hier in der Gegend nicht. Die Schönheitskur beendet, mein Hübscher?'
     
    Kyle fährt sich einmal mit der Linken durch die nassen Haare.
     
    'Nicht ganz. Aber das kann ich ja später nachholen.'
     
    'Dann können wir ja übers Geschäftliche reden', sagt Lee. 'Ich nehme an, dass du das immer noch möchtest. Oder liege ich da falsch?'
     
    'Nein, tust du nicht.'
     
    'Dann ist ja alles gut. Also, ich höre. Und zwar genau sechzig Sekunden. Die Uhr läuft.'
     
    Kyle atmet einmal tief durch.
     
    'Also - ich vertrete die Interessen einer Person, deren Namen keine Rolle spielt. Diese Person möchte,
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