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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten
Autoren: Michael White
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irgendwann einfach nach Hause gehen und ihr altes Leben wieder aufnehmen kann. Doch das wird nur ein Traum bleiben. Ihre Verfolger holen auf, mit jedem Tag und jeder Nacht, die vergeht. Sie weiß es, und Pete weiß es auch. Bald wirst du an eine Kreuzung kommen, an der du dich entscheiden musst, denkt sie. Und Dein Weg wird nicht der sein, den die anderen wählen werden.
     
    Lee fummelt eine Zigarette aus ihrer Packung hervor und lässt sie zwischen ihren Fingern hin und her flippen, eine endlose Reise, hin und zurück, ohne Ziel. Das Leben ist ein Kreislauf, so hat sie ihre Mutter gelehrt, und natürlich hatte sie Recht, wie in so vielen Dingen.
     
    Vielleicht betrittst du den Kreis irgendwann wieder, denkt sie. An einem anderen Ort, in einem anderen Körper, womöglich in einer anderen Welt, die friedlicher ist als die, in der wir leben müssen. Denn in dieser ist ihre Mutter aus gewaltsam dem Kreislauf herausgerissen worden.
     
    Lee schließt die Augen und zerquetscht die Zigarette in ihrer Linken.
     
    Was, wenn du früher zurückgekommen wärst und die Wagen gesehen hättest, die aus der Wüste kamen? Du hättest sie warnen und ihr hättet zusammen fliehen können. Ihr Vater hätte einen Weg gefunden sie alle zu verstecken. Die Mörder hätten sie nie gefunden. Ihr Vater kannte in der Wüste jeden Stein und jedes Versteck. Alles wäre gut geworden, alles wäre noch wie -
     
    'Ist hier noch frei?'
     
    'Ja klar, ist ein freies Land.'
     
    Kaum das Lee die Worte ausgesprochen hat, bereut sie sie auch schon wieder. Sie verzieht leicht abweisend den Mundwinkel, während sie einen Blick auf den Mann wirft, der ihr gegenüber Platz nimmt. Mitte dreißig, dunkelblond, mit einem Haarschnitt, der bestimmt ein Heidengeld gekostet hat. Tadellos sitzender beiger Anzug, weißes Hemd, braune Krawatte, alles perfekt aufeinander abgestimmt. Ein mieses Gefühl breitet sich in ihre Magengrube aus.
     
    'Was willst du denn in diesem Laden?', sagt sie. 'Bist du dir sicher, dass du nicht die falsche Tür erwischt hast?'
     
    Sie schaut dem Kerl direkt in seine blauen Augen. Der Mann lächelt sie freundlich an.
     
    'Sieht man mir so deutlich an, dass ich hier nicht hingehöre?'
     
    'Ja. Tut man.'
     
    'Nun, das ist in der Tat keine Überraschung. Aber ich vergesse gerade meine guten Manieren. Mein Name ist Kyle. Kyle McCarson. Aber du kannst mich einfach Kyle nennen, ok? Ich bin kein Freund von Förmlichkeiten, und wenn ich mich hier so umsehe denke ich, dass ich damit nicht so falsch liege.'
     
    Für einen Moment treffen sich ihre Augen, wässriges Blau und schillerndes Grün, ein trüber Himmel und ein Meer voller Untiefen. Das folgende Schweigen dauert nur Sekunden, fühlt sich aber an wie eine Ewigkeit.
     
    'Da hast du wohl Recht. Und nein, tust du nicht. Kyle Niemand. Hier legt in der Tat Niemand Wert auf Förmlichkeiten.'
     
    Lee wendet ihren Blick nicht von ihrem Gegenüber ab, als sie eine Zigarette aus der Packung nimmt und sie anzündet.
     
    ‚Was willst Du von mir? Spucks aus, die Show geht gleich los, und ich will nichts verpassen.‘
     
    Kyle räuspert sich und beugt sich leicht vor.
     
    'Ok, ich fasse ich kurz. Es gibt da jemanden, dessen Interessen ich vertrete. Diese Person möchte sich gerne einmal mit dir unterhalten.'
     
    'Und wer soll das sein?'
     
    Lee stößt ein wenig Rauch zur Decke und lehnt sich zurück.
     
    'Das kann ich dir leider nicht sagen', sagt Kyle. 'Meine Aufgabe ist es lediglich, den Kontakt herzustellen.'
     
    'Ich soll mich also mit jemandem treffen, den ich nicht kenne, einfach mal so zu einem netten Plausch treffen. Gib mir doch mal einen Grund, warum ich das tun sollte. Du hast genau dreißig Sekunden. Wenn Du mich überzeugst, schön. Wenn nicht…'
     
    Lee lächelt, und Kyle strafft sich ein bisschen.
     
    ‚Ok, machen wir es kurz. Ich kann Dir bei der Suche nach den Leuten helfen könnte, die deine Familie - '
     
    'Was weißt du über die Sache mit meiner Familie?'
     
    Lee drückt die Zigarette aus, ohne den Blick von Kyle abzuwenden.
     
    'Nun, das besprechen wir doch besser unter vier - '
     
    Weiter kommt Kyle nicht, denn urplötzlich greift jemand von hinten seinen Arm und presst seine rechte Hand auf den Tisch, während er gleichzeitig eine kalte Pistolenmündung in seinem Nacken spürt. Kyle versucht sich aus dem Griff zu befreien, aber es ist zwecklos.
     
    'Na, wen haben wir denn da? Das sieht doch ganz nach einem neugierigen Bullen aus, der seine Nase in unsere
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