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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
Autoren: Diana Gabaldon
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und Spreu über den gepflasterten Boden zwischen den Boxen. Er zögerte. Keine Stunde mehr, und es würde in Strömen regnen. Er konnte spüren, wie sich das Unwetter über dem Hochmoor zusammenbraute und alles verfinsterte.
    Den Pferden würde der Regen nichts ausmachen; sie hatten ihre Freude daran. Und der Nebel würde sich verziehen, wenn der Regen kam; er lief kaum Gefahr, sich zu verlaufen.
    » Ihr sollt ihn im Hochmoor treffen, bei der alten Schäferhütte «, hatte Betty gesagt.
    »Aye, gut.« Er wandte sich ab und begann, Kleie und Leinsamen für das Mash abzumessen. Im nächsten Moment hörte er Hanks auf die Leiter zustolpern und drehte sich, um neugierig zuzusehen, ob der Mann wohl herunterfiel und sich den Hals brach. Doch das tat er nicht.
    3. APRIL
    AM ENDE HATTE ES DOCH zu sehr geregnet, um so hoch zu kommen. Jamie war mit seinen Pferden durch den Schlamm der Straße am Seeufer gestapft, war dann mit ihnen durch das flache Wasser gewatet, um den schlimmsten Dreck wieder loszuwerden, dann zurück in den Stall, wo sie trocken gerieben wurden. Einmal hatte er zwar zu den Hügeln hinaufgeblickt, doch der Regen verhüllte das Hochmoor, wo die Ruine der alten Schäferhütte stand.
    Heute war es zwar kalt auf den Hügeln, aber sonnig, und er hatte keine Weidegänger dabei, die ihn behinderten. Augustus dampfte von der Anstrengung des Aufstiegs, und Jamie hielt an der höchsten Stelle des Pfades an, um sich umzusehen und dem Pferd eine Atempause zu gönnen. Hier oben war die Landschaft immer noch winterlich; im Windschatten der Felsen sammelte sich gefrorener Schnee, und an den Felsvorsprüngen hingen tropfende Eiszapfen, doch er spürte die Wärme der Sonne auf seinen Schultern, und weit unter ihm überzog ein grüner Schimmer das Moor, das sie White Moss nannten.
    Er hatte diesen Weg gewählt, der sich der verfallenen Schäferkate von hinten und von oben näherte, um sich zunächst einen Überblick verschaffen zu können. Es gab keinen Grund, einen Hinterhalt oder eine Falle zu vermuten, doch sein Instinkt hatte ihn bis jetzt am Leben erhalten, und er ignorierte das grimmige Murmeln in seinem Ohr nur selten.
    Er war seit Monaten nicht mehr hier oben gewesen, doch im Hochmoor änderte sich außer dem Wetter nur wenig. Unter ihm lag ein kleiner See, dessen Ränder noch mit einer Eiskruste überzogen waren. Das trockene Ried des letzten Jahres bohrte sich schwarz durch die Kruste, denn noch wuchsen keine neuen Gräser nach. Die Hütte lag gleich hinter dem See. Sie war so stark verfallen, dass man sie auf gleicher Höhe mit dem Wasser niemals gesehen hätte und sie nur für einen weiteren Haufen mit Flechten bewachsener Steine gehalten hätte. Doch von oben war das rechteckige Fundament deutlich zu erkennen – und in einer Ecke flatterte etwas im Wind. Segeltuch vielleicht? Er war sich fast sicher, dass dort ein Bündel lag.
    Es bewegte sich nichts außer dem flatternden Leinen und dem Wind im Wintergras. Er glitt von Augustus’ Rücken hinunter und band ihm ein Seil um die Beine, so dass sich der Wallach zwischen den Felsen suchen konnte, was auch immer dort zu finden war. Jamie wanderte ein kurzes Stück über den Hügelkamm, um besser sehen zu können, und als er hinter einem scharfkantigen Felsvorsprung hervortrat, sah er den Mann, der zehn Meter unter ihm auf einem Felsen saß und die Ruine ebenfalls beobachtete.
    Er war dünn; Jamie konnte sehen, dass sich seine Schulterblätter unter seinem Rock abmalten. Er trug einen Schlapphut, doch während Jamie ihn beobachtete, zog er diesen ab, um sich zu kratzen, und ein brauner Lockenkopf mit grauen Strähnen kam zum Vorschein. Der Mann kam Jamie bekannt vor, und Jamie durchforstete gerade sein Gedächtnis nach dem Namen des Mannes, als sein Fuß ein Steinchen lostrat. Es klapperte zwar nur ganz leise, doch das reichte. Der Mann wandte sich um und stand auf, und sein schmales Gesicht erhellte sich. Jamie sah, dass ihm ein Eckzahn fehlte, doch das schmälerte den Charme seines Lächelns nicht.
    »Wenn das nicht der Herr von Lallybroch ist. Welche Freude, dich zu sehen, Jamie!«
    »Quinn?«, sagte er ungläubig. »Bist du das?«
    Der Ire blickte fragend an sich hinunter, betastete seine Brust und blickte wieder auf.
    »Nun, das, was noch von mir übrig ist. Schließlich sind wir alle nicht mehr die, die wir einmal waren – obwohl ich sagen muss, dass du selbst ganz gut aussiehst.« Er betrachtete Jamie beifällig von oben bis unten. »Die Luft hier oben
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