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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
Autoren: Diana Gabaldon
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aus nächster Nähe. Das reichte ihm. Er fühlte sich jetzt völlig ruhig. Es würde nicht lange dauern.
    »Du erzählst mir jetzt haarklein, was passiert ist, du dreckiger kleiner Perverser«, flüsterte Fraser, und sein Atem, der nach Ale roch, strömte heiß über Greys Gesicht. Er schüttelte Grey. »Jedes Wort. Jede Geste. Alles .«
    Grey bekam gerade eben genug Luft, um zu antworten.
    »Nein«, sagte er entschlossen. »Dann bring mich lieber um.«
    Jem, der entführt wurde und in einem Arbeitstunnel unter einem Staudamm gefangen ist, fährt mit der Schienenbahn der Arbeiter in die Dunkelheit, ganz gleich, was ihn dort erwarten mag …
    Er musste sich jetzt dem Ende des Tunnels nähern. Jem erkannte das an der Art, wie sich die Luft in sein Gesicht drückte. Das Einzige, was er sehen konnte, war das kleine rote Licht auf dem Armaturenbrett des Wagens – sagte man bei einem Zug auch Armaturenbrett dazu?, fragte er sich. Er wollte nicht anhalten, weil er dann aus dem Zug aussteigen und es mit der Dunkelheit aufnehmen musste. Doch auf Dauer würde ihm nicht viel anderes übrig bleiben.
    Er zog sacht an dem Hebel, der den Zugwagen steuerte, und er wurde langsamer. Noch langsamer. Noch ein kleines Stückchen, dann rastete der Hebel ein, und der Zug blieb mit einem kleinen Ruck stehen, der ihn stolpern ließ. Er fasste an den Rand der Kabine.
    Ein elektrischer Zug verursachte keine Motorengeräusche, doch die Räder ratterten natürlich über die Schienen, und der Zug machte im Rollen leise Quietschgeräusche. Als er angehalten hatte, hörten auch die Geräusche auf. Es war wirklich sehr still.
    »Hey!«, sagte er laut, weil er nicht hören wollte, wie sein Herz schlug. Das Geräusch hallte als Echo wider, und er blickte erschrocken auf. Mama hatte gesagt, der Tunnel wäre sehr hoch, über zehn Meter, doch er hatte nicht mehr daran gedacht. Die Vorstellung, dass diese große Leere über ihm hing, die er nicht sehen konnte, beunruhigte ihn sehr. Er schluckte und stieg aus der kleinen Kabine aus. Dabei hielt er sich mit einer Hand an der Kante fest.
    »Hey!«, rief er der unsichtbaren Decke entgegen. »Sind da oben vielleicht Fledermäuse?«
    Stille. Er hatte so sehr auf Fledermäuse gehofft. Er hatte keine Angst vor ihnen – in dem alten Turm auf ihrem Grundstück lebten Fledermäuse, und er saß an schönen Sommerabenden gerne da und sah ihnen bei der Jagd zu. Doch er war allein. Allein bis auf die Dunkelheit.
    Seine Hände schwitzten. Er ließ das stählerne Führerhaus los und schob beide Hände in seine Jeans. Jetzt konnte er sich auch noch atmen hören.
    »Mist«, flüsterte er. Danach ging es ihm besser, also sagte er es noch einmal. Vielleicht sollte er ja stattdessen lieber beten, doch noch war ihm nicht danach zumute.
    Mama hatte gesagt, es gäbe eine Tür. Am Ende des Tunnels. Sie führte in den Maschinenraum, in dem man die großen Turbinen anheben konnte, wenn sie repariert werden mussten. Ob die Tür wohl abgeschlossen sein würde?
    Plötzlich begriff er, dass er sich von dem Zug entfernt hatte und er nicht mehr wusste, ob er auf das Ende des Tunnels zusteuerte oder in die Richtung, aus der er gekommen war. In Panik stolperte er mit ausgestreckten Händen hin und her, um den Zug zu suchen. Er fiel über die Schiene und landete mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Boden. Eine Sekunde lag er da und sagte »Mist-Mist-Mist-Mist- Mist !«, weil er sich beide Knie und die Handflächen aufgeschürft hatte, doch eigentlich fehlte ihm nichts, und jetzt wusste er ja, wo die Schiene war, so dass er ihr folgen konnte, ohne sich zu verlaufen.
    Er stand auf, wischte sich die Nase ab und schlurfte langsam vorwärts. Alle paar Schritte trat er gegen die Schiene, um sich zu vergewissern, dass er sie nicht verlor. Er glaubte, sich vor der Stelle zu befinden, an der der Zug stehen geblieben war, daher war es eigentlich auch nicht so wichtig, in welche Richtung er ging – entweder fand er den Zug oder das Ende des Tunnels. Und dann die Tür. Falls sie verschlossen war , konnte er vielleicht …
    Eine Art elektrischer Schock fuhr geradewegs durch ihn hindurch. Er keuchte auf und fiel rückwärts hin. Sein einziger Gedanke war, dass ihn ein Laserschwert wie das von Luke Skywalker getroffen hatte, und im ersten Moment dachte er, es hätte ihm den Kopf abgeschnitten.
    Er konnte seinen Körper nicht spüren, und er stellte sich vor, dass sein Körper blutend in der Dunkelheit lag, während sein Kopf genau hier auf den
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