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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
Autoren: Diana Gabaldon
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Schienen stand, ohne seinen Körper sehen zu können oder zu wissen, dass er nicht mehr daran befestigt war. Er stieß ein atemloses Geräusch aus, das gern ein Schrei gewesen wäre, doch sein Bauch bewegte sich dabei, das spürte er, und plötzlich war ihm sehr viel mehr nach beten zumute.
    » Gratia … Deo!«, keuchte er. Das war es, was Opa immer sagte, wenn er von einem Kampf erzählte oder vom Töten. Das hier war natürlich nicht dasselbe, doch es schienen ihm trotzdem die richtigen Worte zu sein.
    Jetzt konnte er sich wieder ganz spüren, aber er setzte sich trotzdem hin und fasste sich an den Hals, nur um sicher zu sein, dass sein Kopf noch daraufsaß. Seine Haut zuckte ganz seltsam. Wie bei einem Pferd, wenn es von einer Bremse gebissen wird, aber überall. Er schluckte und schmeckte gezuckertes Silber, und erneut keuchte er auf, denn er wusste jetzt, was ihn getroffen hatte. In etwa jedenfalls.
    Es war nicht ganz genauso, wie es gewesen war, als sie alle in die Steine auf Ocracoke geschritten waren. In der einen Minute hatte ihn sein Vater auf dem Arm gehabt, in der nächsten war es so gewesen, als wäre er in beweglichen kleinen Stückchen überall verteilt, wie das verschüttete Quecksilber in Omas Sprechzimmer. Dann war er wieder eins, und Pa hielt ihn immer noch so fest, dass er keine Luft bekam, und er konnte Pa schluchzen hören, und das machte ihm Angst, und er hatte einen komischen Geschmack im Mund, und kleine Stücke von ihm versuchten nach wie vor zu entwischen, aber sie saßen unter seiner Haut fest …
    Ja. Das war es, warum seine Haut jetzt zuckte, und das Atmen fiel ihm leichter, weil er jetzt wusste, was es war. Das war okay, ihm fehlte nichts, es würde gleich aufhören.
    Es hörte schon auf; das Zucken verschwand. Er fühlte sich noch ein wenig wackelig, doch er stand auf. Vorsichtig, weil er ja nicht wusste, wo es war.
    Moment … doch, er wusste es. Er wusste es genau.
    »Das ist ja komisch«, sagte er, ohne es eigentlich zu bemerken, weil er jetzt keine Angst mehr vor der Dunkelheit hatte; sie war nicht so wichtig.
    Er konnte es nicht richtig sehen , nicht mit den Augen, zumindest nicht genau. Blinzelnd versuchte er, sich zu überlegen, wie er es sah, doch er kannte kein Wort für das, was er da tat. So ähnlich wie hören oder riechen oder tasten, aber eigentlich keins davon.
    Aber er wusste, wo es war. Es war genau hier , eine Art … Schauder … in der Luft, und wenn er es ansah, hatte er im Hinterkopf ein hübsches Glitzergefühl wie Sonnenlicht auf dem Meer und die Art, wie eine Kerzenflamme aussah, wenn sie durch einen Rubin hindurchleuchtete. Doch er wusste, dass er das alles nicht wirklich sah .
    Es zog sich quer durch den Tunnel, bis hinauf zu der hohen Decke, das konnte er spüren. Aber es war nicht greifbar, es war so dünn wie die Luft.
    Deswegen hatte es ihn wohl auch nicht verschluckt, wie das Ding in den Steinen auf Ocracoke es getan hatte. Zumindest … glaubte er, dass es das nicht getan hatte, und einen Moment lang sorgte er sich, dass er vielleicht in eine andere Zeit gegangen war. Doch er glaubte es nicht. Der Tunnel fühlte sich unverändert an, genau wie er sich selbst – jetzt, da seine Haut nicht mehr zuckte. Als sie es getan hatten, auf Ocracoke, war ihm sofort klar gewesen, dass alles anders war.
    Eine Minute stand er da, schaute nur vor sich hin und überlegte. Dann schüttelte er den Kopf und drehte sich um, während er sich mit dem Fuß vorantastete. Durch das würde er nicht zurückgehen, komme, was wolle. Er würde einfach hoffen müssen, dass die Tür nicht abgeschlossen war.
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