Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
das Leinen prasselte. Tags zuvor hatte er drei Männer verloren, und seine Stimmung war niedergedrückt; die Nachricht von der Geburt des Kindes hatte ihn getröstet.
    Auch für Hal war sie wahrscheinlich ein Trost gewesen. Grey hatte erst kürzlich und durch puren Zufall erfahren, dass Hals erste Frau Esmé, die mitsamt ihrem Kind im Kindbett gestorben war, von einem Freund seines Bruders verführt worden war, Nathaniel Twelvetrees, und dass Hal Twelvetrees daraufhin bei einem Duell getötet hatte. Er konnte sich vorstellen, dass sein Bruder damals völlig von Sinnen gewesen war. Wie lange danach war er Minnie begegnet?
    Am anderen Ende des Gartens blitzte es in der Treibhaustür auf. Minnie persönlich, und er trat instinktiv zurück, obwohl sie ihn nicht sehen konnte. Sie blickte nachdenklich zum Himmel, dann zum Haus. Doch noch regnete es nicht, und sie kehrte in das Treibhaus zurück. Im nächsten Moment kam Hal mit dem Papier in der Hand aus der Küchentür und folgte ihr.
    Er war zutiefst verblüfft über das, was ihm Hal erzählt hatte – nur dass Hal es ihm erzählt hatte, überraschte ihn nicht sonderlich. Sein Bruder war ein äußerst verschlossener, beherrschter Mensch, doch wenn ein fest verschlossener Kessel den Siedepunkt erreicht, strömt Dampf heraus. Soweit Grey das wusste, gab es nur drei Menschen, denen Hal sich anvertraute – und dazu zählte nicht einmal seine Mutter.
    Es waren Grey, Harry Quarry – einer der Regimentsobersten – und Minnie.
    Was also, so fragte er sich, brachte Hal so zum Kochen? Etwas, das mit Minnie zu tun hatte? Doch Grey hatte bei seinem Eintreffen mit ihr gesprochen, und nichts hatte darauf hingedeutet, dass etwas im Argen war.
    Er blickte auf, weil Regentropfen an das Fenster prasselten und unten Schreie ertönten; ein plötzlicher Schauer war über den Garten hinweggetrieben, und das Kindermädchen rettete sich ins Haus, während Dottie entzückt krähte und dem Regen zuwinkte. Er steckte den Kopf ins Freie, um den Regen zu spüren, und lächelte über die duftende Frische der Luft und die Regenspritzer auf seiner Haut. Er schloss die Augen und vergaß die Gedanken, Spekulationen und Sorgen, erfüllt von der Freude, einfach nur zu atmen.
    »Was zum Teufel machst du da, John?«
    Widerstrebend zog er den Kopf ein, schloss das Fenster und kniff die Augen zu, um sich das Wasser von den Wimpern tropfen zu lassen. Hal starrte ihn missbilligend an, das Blatt in der Hand. Eine dunkelrosa Kamelie hing ihm wie betrunken im Knopfloch.
    »Ich genieße den Regen.« Er wischte sich über das Gesicht und schüttelte sich ein wenig; sein Haar war feucht, genau wie sein Kragen und die Schultern seines Rocks. »Konnte dir Minnie helfen?«
    »Ja.« Hal klang überrascht über dieses Eingeständnis. »Sie sagt, es ist weder ein Code noch eine Chiffre.«
    »Und das soll helfen? Was ist es denn, wenn es weder ein Code noch eine Chiffre ist?«
    »Sie sagt, es ist Gälisch.«
    GÄLISCH . BEIM KLANG DIESES WORTES durchlief Grey ein merkwürdiges Gefühl. Gälisch war die Sprache der Menschen im schottischen Hochland. Es klang wie keine andere ihm bekannte Sprache – und da es so barbarisch war, überraschte es ihn zu erfahren, dass es in der Schriftform existierte.
    Hal betrachtete ihn nachdenklich. »Du musst es doch in Ardsmuir oft gehört haben?«
    »Gehört, ja. Die Gefangenen sprachen fast alle Gälisch.« Grey war kurze Zeit Gefängnisverwalter von Ardsmuir gewesen; es war für ihn genauso sehr Exil wie beruflicher Posten gewesen, weil er dadurch knapp einem Skandal entgangen war. Er dachte aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht gern an diese Zeit zurück.
    »Konnte Fraser Gälisch?«
    O Gott , dachte Grey. Nicht das. Alles, nur das nicht .
    »Ja«, sagte er dennoch. Hin und wieder hatte er gehört, wie sich Jamie Fraser mit den anderen Sträflingen in seiner Muttersprache unterhielt, deren Worte so rätselhaft und fließend klangen.
    »Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    »Das ist schon länger her.« Grey bemühte sich, die knappe Antwort unbeteiligt klingen zu lassen. Er hatte seit über einem Jahr nicht mehr mit dem Mann gesprochen.
    Jedoch nicht unbeteiligt genug; Hal trat vor ihn hin und betrachtete ihn aus nächster Nähe, als sei er ein ungewöhnlicher chinesischer Krug.
    »Er ist doch noch in Helwater, oder nicht? Reitest du hin und fragst ihn nach Siverly?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Ich würde nicht auf ihn pinkeln, wenn er im Begriff wäre, in den Flammen der Hölle zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher