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Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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verstehen?« fragte Rascard trocken.
»Als einen Segen, als einen Fluch, als alles, was Euch gefällt, verdammt noch mal«, erwiderte Renato zornig, sammelte seine Habseligkeiten ein und verließ die Halle.
Rascard legte den Arm um Erminie und lachte.
»Er war so wütend, daß er vergessen hat, einen Brautpreis zu verlangen. Ich fürchte, du entfremdest dich deiner Familie, wenn du mich heiratest, Erminie.«
Sie lächelte ihn an. »Eine solche Familie ist mir entfremdet lieber als freundlich. Wenigstens werden uns viele unangenehme Verwandtenbesuche erspart bleiben.«
»Wenn er nur so lange bleibt, daß er bei unserer Hochzeit die Rolle des Verwandten übernehmen kann, mag er gehen, wohin es ihm beliebt – zur Hölle, wenn Zandru ihn einlassen will. Und möge der Teufel an seiner Gesellschaft mehr Vergnügen haben als wir«, stimmte Rascard ihr zu.
III
    Zu Mittsommer fand die Hochzeit von Herzog Rascard und Erminie Leynier statt. Für den Adel des Berglands war es eine kleine Feier, denn die Verwandten der Braut weigerten sich zu kommen, ausgenommen ein knappes Dutzend von Lord Renatos Friedensmännern, die zeigen sollten, daß Erminie mit Zustimmung ihrer Sippe in das Haus Hammerfell einheiratete. Weniger als das wäre ein Skandal gewesen, aber es war offensichtlich, daß Renato diese Pflicht widerwillig erfüllte, und die frischgebackene Herzogin von Hammerfell erhielt von ihrer Familie nur wenige Geschenke. Als wolle er sie für diesen Geiz entschädigen, übergab der alte Herzog seiner jungen Frau all die berühmten Schmuckstücke des Herzogtums. Die wenigen entfernten Verwandten Hammerfells, die der Zeremonie beiwohnten, waren verstimmt, denn sie hatten gehofft, in Ermangelung eines Erben oder eines nahen Verwandten werde der Titel und das Land des Herzogs einem von ihnen zufallen. Diese neue Heirat mit einer jungen Frau, von der zu erwarten war, daß sie Kinder gebären werde, machte all ihren Hoffnungen ein Ende.
    »Kopf hoch«, sagte einer der Landsleute des Herzogs zu einem anderen. »Es braucht die Situation gar nicht zu verändern. Rascard ist nicht mehr jung; diese Ehe könnte durchaus kinderlos bleiben.«
    »So viel Glück werden wir nicht haben«, gab der andere zynisch zurück. »Rascard sieht seit dem Tod seines Sohnes zwar älter aus, als er ist, aber er ist in voller Kraft, nicht älter als fünfundvierzig, und selbst wenn es nicht so wäre, kennst du doch das alte Sprichwort: Ein Gatte von vierzig wird vielleicht nicht Vater werden, ein Gatte von fünfzig aber bestimmt.« Höhnisch auflachend setzte er hinzu: »Traurig ist es nur für die junge Frau. Sie ist hübsch und gesund und verdient einen besseren Ehemann. Ich könnte in Versuchung geraten, hier einen Posten anzunehmen, um sie in den langen Winternächten zu trösten.«
    »Ich bezweifle, daß du viel Glück haben würdest«, erwiderte der erste. »Sie scheint mir ein anständiges Mädchen zu sein und den alten Kerl ehrlich zu mögen.«
    »Als Vater – das will ich gern glauben«, antwortete der zweite. »Aber als Mann?«
So wie dieses verliefen auch die anderen Gespräche. Erminie war eine sehr gute Telepathin, und da ihre Barrieren an die Gesellschaft derart vieler Menschen nicht gewöhnt waren, mußte sie dies alles mit anhören, ohne zu verraten, daß sie es gehört hatte. Sie brauchte ihre ganze Kraft, um ihre Entrüstung nicht zu zeigen – und das an ihrem Hochzeitstag! Der Zeitpunkt kam, zu dem die Frauen sie in das Brautgemach führen sollten – es waren zum größten Teil ihre Dienerinnen, denn keine ihrer Tanten und Cousinen hatte die lange Reise auf sich genommen. Erminie war den Tränen nahe und hatte nicht die geringste Lust zu dem üblichen Spiel, zu protestieren und sich zu wehren, als sie aus dem Raum geführt wurde, auch auf die Gefahr hin, beschuldigt zu werden, sie habe nicht die schickliche Keuschheit einer Braut gezeigt.
In dem Gemach war es kalt und zugig, obwohl es Mittsommer war. Erminie wurde mit dem durchscheinenden Nachtgewand, das traditionell für die Zeremonie des Zubettbringens war, bekleidet. (Nach altem Brauch sollte man sehen können, ob die Braut gesund und frei von verborgenen Entstellungen und Mängeln war.) Sie wartete, zitternd vor Kälte, und versuchte die Tränen zurückzuhalten – Rascard sollte doch nicht denken, sie gehe mit Widerwillen in die Ehe. So streng er wirkte, sie wußte sehr wohl, daß er eine sanfte Seite hatte, und sie war der Überzeugung, eine gute Partie zu machen, ganz gleich,
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