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Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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den alten Mann auf dem eisigen, nassen Pfad sacht mit der Nase an. Dann witterte es andere Tiere seiner Art. Sie kamen den steilen Weg herunter, den der alte Mann so mühsam emporgeklommen war. Das Chervine hob den Kopf und wieherte leise, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, denn das bedeutete Futter, Ruhe und Befreiung vom Sattel.
    Rascard, Herzog von Hammerfell, vernahm das Wiehern. Er hob die Hand und brachte den kleinen Zug, der ihm folgte, zum Halten.
    »Hör doch, was ist das?« fragte er den Friedensmann, der hinter ihm ritt. In dem trüben Licht des Unwetters konnte er gerade noch das reiterlose Tier und die zusammengesunkene Gestalt auf dem Weg erkennen.
    »Bei den Dunklen Göttern! Es ist Markos!« rief er aus. Ohne daran zu denken, wie gefährlich es war, sprang er aus dem Sattel, eilte den steilen, schlüpfrigen Weg hinunter zu dem Verwundeten und kniete neben ihm nieder. »Regis! Lexxas! Bringt Wein und Decken!« rief er, beugte sich über den alten Mann und zog vorsichtig den Mantel zur Seite. »Er lebt noch«, fügte er leise hinzu, kaum imstande, es zu glauben.
    »Markos, alter Freund, sprich zu mir! Oh, ihr Götter, wie bist du zu einer solchen Wunde gekommen! Waren es die Schurken von Storn?«
    Der Mann auf dem Boden öffnete die Augen. Der Blick war mehr von Verwirrung denn vom Schmerz getrübt, als sich eine Gestalt über ihn beugte und ihm eine Flasche an den Mund hielt: Er schluckte, hustete qualvoll und schluckte von neuem. Doch der Herzog hatte den blutigen Schaum auf seinen Lippen bemerkt.
    »Nein, Markos, versuch nicht zu reden.« Er nahm den offensichtlich Sterbenden in die Arme, und Markos, seit vierzig Jahren mit ihm verbunden, hörte die Frage, die der Herzog von Hammerfell nicht laut aussprechen mochte.
    Was ist mit meinem Sohn? Was ist mit meinem Alaric? Oh, ihr Götter, ich habe ihn dir als meinem zweiten Ich anvertraut… Ein Leben lang hast du dieses Vertrauen nicht enttäuscht…
    Und das Band trug ihn zu den Gedanken des halb bewußtlosen Mannes.
Auch diesmal nicht. Ich glaube nicht, daß er tot ist. Die Männer von Storn waren über uns, ehe wir sie gesehen hatten… ein einziger Pfeil für jeden… Fluch sei ihnen allen…
Herzog Rascard entfuhr ein Schmerzensschrei.
»Zandrus Dämonen sollen sie packen! Oh, mein Sohn, mein Sohn!« Er hielt den Gestürzten in seinen Armen und spürte das Leid des alten Mannes so deutlich wie die Pfeilwunde, die brannte, als sei sein eigener Körper durchbohrt worden.
Nein, mein alter Freund, der du mir mehr bist als ein Bruder, dich trifft kein Vorwurf… ich weiß doch, daß du ihn mit deinem Leben verteidigt hast …
Die Diener schrieen auf vor Bestürzung über das Leid ihres Herrn. Er brachte sie mit einem strengen Befehl zum Schweigen.
»Hebt ihn hoch – paßt auf! Seine Wunde braucht nicht tödlich zu sein; ich mache euch dafür verantwortlich, wenn er stirbt! Die Decke über ihn -ja, so. Und noch ein bißchen firi … vorsichtig, daß er nicht erstickt! Markos, wo liegt mein Sohn? Ich weiß, du würdest ihn nicht allein lassen…«
»Der ältere Sohn von Lord Storn – Fionn – hat ihn mitgenommen…« Das harte, rasselnde Flüstern verstummte wieder, aber Herzog Rascard hörte die Worte, die Markos vor Schwäche nicht mehr aussprechen konnte. Ich dachte, es gehe wirklich über meine Leiche … dann kam ich wieder zu Bewußtsein und wollte dir die Nachricht bringen, und wenn es mit meinem letzten Atemzug wäre…
Mit Riesenkräften hob der Stallmeister Lexxas den Verwundeten hoch. »Du wirst nicht sterben, alter Freund«, sagte der Herzog sanft. »Setzt ihn auf mein Tier – vorsichtig, wenn ihr die Luft dieser Welt weiterhin atmen wollt. Jetzt zurück nach Hammerfell… so schnell es geht, denn es wird dunkel, und wir sollten vor Einbruch der Nacht in der Burg sein.«
Vorsichtig traten sie den Rückweg zum Gipfel an. Der Herzog, der seinen ältesten Gefolgsmann stützte, sah das Bild in Markos’ Geist, bevor dieser erneut das Bewußtsein verlor. Sein Sohn Alaric lag quer über Fionns Sattel, einen Storn-Pfeil in der Brust, das letzte Opfer einer Blutrache, die seit fünf Generationen zwischen Storn und Hammerfell tobte, einer so alten Fehde, daß sich keiner mehr an ihre eigentliche Ursache erinnerte.
Aber Markos, wenn auch schwer verwundet, lebte noch. War es nicht möglich, daß auch Alaric noch lebte, vielleicht sogar freigekauft werden konnte?
Ich schwöre es, wenn er stirbt, werde ich keinen Stein von Stornhöhe auf dem
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