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Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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als die Gedanken eines tugendhaften Mannes, höchstens noch die Gedanken einer tugendhaften Frau!« entrüstete sich Rascard, und sein Gesicht wurde rot vor Zorn. In Wahrheit war ihm diese Auslegung nie in den Sinn gekommen. »Fast von ihrer Säuglingszeit an ist sie die Spielgefährtin meines Sohnes gewesen, und in all den Jahren, in denen sie hier lebte, hat es keinen Mangel an Anstandsdamen und Duenas, Gesellschafterinnen und Gouvernanten gegeben. Sie werden Euch berichten, daß wir während der ganzen Zeit nicht zweimal auch nur in einem Raum allein gewesen sind, außer als sie mir die Nachricht vom tragischen Tod meines Sohnes übermittelte, und da, glaubt mir, hatten wir anderes im Kopf.«
    »Das bezweifle ich nicht«, erwiderte Renato verbindlich, »aber auch so ist Erminie in dem Alter, daß sie verheiratet werden sollte. Und wenn sie unter Eurem Dach lebt, kann sie nicht, wie es sich schicken würde, mit einem Mann ihres Standes in die Ehe treten. Oder habt Ihr vor, sie zu degradieren, indem Ihr sie irgendeinem niedriggeborenen Friedensmann oder Diener gebt?«
»Natürlich nicht!« verwahrte sich der alte Herzog dagegen. »Ich hatte die Absicht, sie mit meinem eigenen Sohn zu vermählen, wäre er nur lange genug am Leben geblieben.«
    Darauf folgte ein peinliches und für Rascard trauriges Schweigen. Doch so schnell gab Renato nicht auf.
»Wäre es doch so gekommen! Aber bei aller Achtung für Euren Sohn, einen Toten kann sie nicht heiraten, so traurig die Sache auch ist«, sagte Renato. »Und so muß sie zu ihrer eigenen Familie zurückkehren.«
Rascard traten die Tränen in die Augen, die zu vergießen er bisher zu stolz gewesen war. Er blickte zu dem dunklen Wappen über dem Kamin hoch und konnte sein bitteres Leid nicht länger verbergen. »Jetzt bin ich wirklich allem, denn andere Blutsverwandte habe ich nicht. Die Leute von Storn können triumphieren: Außer mir lebt kein Mann und keine Frau mehr vom Geschlecht der Hammerfells in den Hundert Königreichen.«
»Ihr seid noch kein alter Mann.« Die schreckliche Einsamkeit, die aus Rascards Stimme klang, bewegte Renato. »Ihr könntet wieder heiraten und ein Dutzend Erben großziehen.«
Rascard erkannte, daß Renato die Wahrheit sprach, und doch war er trostlos. Sollte er eine Fremde in sein Haus nehmen und auf die Geburt der Kinder warten, darauf warten, daß sie zu Männern heranwuchsen, nur um Gefahr zu laufen, daß die Blutrache auch sie auslöschte … nein, alt war er vielleicht noch nicht, aber dafür war er entschieden zu alt.
Doch was war die Alternative? Den Storns ihren Triumph zu lassen, zu wissen, daß niemand mehr da wäre, um ihn zu rächen, wenn sie nach seinem Sohn auch ihn ermordeten … zu wissen, daß Hammerfell selbst in StornHände fiele und in den Hundert Königreichen keine Spur der Morays von Hammerfell bliebe.
»Dann will ich heiraten«, erklärte er, von tollkühner Verzweiflung ergriffen. »Welchen Brautpreis verlangt Ihr für Erminie?«
Renato war bis ins Innerste schockiert.
»Das habe ich damit nicht vorschlagen wollen, mein Lord. Sie ist nicht von Eurem Stand, sie ist in Eurem Haushalt eine gewöhnliche leronis gewesen. Es würde sich nicht schicken.«
»Wenn ich die Absicht hatte, sie mit meinem eigenen Sohn zu vermählen, ist sie doch wohl auch standesgemäß für mich selbst. Würde ich auf sie herabsehen, hätte ich doch niemals an eine solche Heirat gedacht«, erklärte Rascard.
»Mein Lord…«
»Sie ist im gebärfähigen Alter, und ich habe keinen Grund, sie für etwas anderes als tugendhaft zu halten. Einmal habe ich in der Hoffnung geheiratet, eine adlige Braut würde mir zu mächtigen Bündnispartnern verhelfen. Wo sind sie jetzt, da mein Sohn tot ist? Diesmal möchte ich nichts anderes als eine gesunde junge Frau; und sie kenne ich als die Spielgefährtin meines Sohnes. Mit ihr wird es besser werden als mit den meisten anderen, und es bleibt mir erspart, mich an die Art einer Fremden gewöhnen zu müssen. Nennt den Brautpreis; ich will ihren Eltern geben, was der Brauch verlangt.«
Lord Renato sah ihn bestürzt an. Ihm war klar, er konnte diese Heirat nicht kategorisch ablehnen, ohne sich einen schrecklichen Feind zu schaffen. Hammerfell war ein kleines Reich, aber Renato wußte, wie mächtig es war. Die Herzöge von Hammerfell regierten schon lange in diesem Teil der Welt.
Er konnte den alten Herzog nur hinhalten und hoffen, er werde sich, während die Klärung rein praktischer Fragen die Sache verzögerte,
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