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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge
Autoren: Michael Peinkofer
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Führung. In wilder Flucht führte er sie an der Erdspalte entlang und gelangte zu einer Reihe baufälliger Gebäude, die in ihren Grundfesten erschüttert waren und jeden Augenblick einzustürzen drohten.
    Hals über Kopf jagten die Bukaniere die Straße hinab, während es rings um sie barst und dröhnte und heiße Flammen aus den Häusern züngelten. Nick legte einen Arm um Elena, als könnte er sie so vor der Naturgewalt schützen, und während die Insel von einer Reihe weiterer Erdstöße erschüttert wurde, rannten und wankten sie weiter durch die Gassen. Trümmer stürzten herab und verfehlten sie nur um Haaresbreite, und ein Pirat, der sich im Chaos verlaufen zu haben schien, stellte sich ihnen mitblankem Säbel entgegen. Ein herabstürzender Balken erschlug ihn, noch ehe Nick oder sonst jemand reagieren konnte. Durch eine lodernde Flammenwand hindurch erreichten sie endlich den Pier.
    Atemlos stürzten sie aus der Gasse – nur um zu sehen, dass die Barkassen bereits abgelegt hatten. Unter dem Kommando von Scarborough und Benson ruderten sie der Prosecutor entgegen.
    »Scarborough!«, brüllte Nick vom Ufer aus und winkte, und tatsächlich schaffte er es, die Aufmerksamkeit des Offiziers auf sich zu lenken. Aber Scarborough winkte nur zurück und bedeutete ihm, dass er und seine Leute selbst sehen mussten, wo sie blieben.
    Mit einer Verwünschung auf den Lippen blickte sich Nick um. Zu seinem Erschrecken sah er, dass sich die Erdspalte, die Uferbank und Marktplatz teilte, auf drei, vier Yards verbreitert hatte. Der gesamte Pier drohte abzubrechen und im Meer zu versinken – und mit ihm alles, was sich darauf befand.
    Nick hörte Pater O’Rorke um ein gnädiges Ende beten, aber er weigerte sich zu glauben, dass dies das Ende sein sollte. Er hatte nicht all das gewagt, hatte nicht Niederlagen erlitten und sich wieder aufgerafft, nicht die Hölle des Wundfiebers durchlebt, nicht auf Leben und Tod gekämpft, um nun in einer Erdspalte zu verschwinden. Er musste einen Ausweg finden, nicht nur um seiner selbst willen, sondern auch für Elena und seine Kameraden.
    Sein Blick fiel auf einen brüchigen Steg, an dem eine Schaluppe vertäut war, die wie ein Korken im Wasser auf und ab sprang. Selbst wenn sie es schafften, das Boot zu erreichen und damit vom Ufer abzulegen – die Prosecutor würden sie nicht mehr rechtzeitig erreichen. Aber wie Nick sah, gab es noch einen zweiten Dreimaster, der in der Bucht ankerte …
    »Folgt mir!«, rief er seinen Gefährten zu und lief zum Kai, als eine Serie neuerlicher Erdstöße die Insel erzittern ließ. Schäumend schoss Gischt an der Kaimauer empor, stark genug, um einen erwachsenen Mann in die Fluten zu reißen.
    »Was hast du vor?«, rief Nobody Jim atemlos. »Wir werden die Prosecutor nicht mehr einholen.«
    »Wer spricht von der Prosecutor ?«, gab Nick ungerührt zurück. »Ich will die Leviathan .«
    »Die Leviathan? Bist du übergeschnappt? Der verdammte Kahn ist verflucht.«
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    Da musste auch Jim passen, und die Gefährten setzten ihre verzweifelte Flucht fort. Der Boden unter ihren Füßen bebte dabei, und sie mussten mehrmals über Risse im Boden springen, die sich unmittelbar vor ihnen auftaten. Auch in der Kaimauer, die das Gelände davor bewahrte, zum Wasser hin abzurutschen, waren bereits Risse entstanden, und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sie nachgeben und in der schäumenden Flut versinken würde.
    Die Erschütterungen erfolgten jetzt so heftig und rasch aufeinander, dass Nick und seine Freunde sich kaum noch aufrecht halten konnten. Immer wieder stürzten sie, rafften sich erneut auf und liefen weiter, sich dabei vor Gesteinsbrocken abschirmend, die wie Geschosse durch die Gegend flogen. Das Brausen, das in der Luft lag, war so infernalisch, dass selbst Kanonendonner dagegen verblasste. Das Weltgericht schien über Port Royal und seine Bewohner hereingebrochen zu sein.
    Durch das von Rauch und Staub durchsetzte Halbdunkel, durch das kein Sonnenstrahl mehr drang, erreichten die Bukaniere endlich den Steg. Über das wankende Holz zu setzen, in das Boot zu springen und die Leine zu kappen, war eins, und selbstElena legte mit Hand an, als es darum ging, das Gefährt vom Ufer abzustoßen und in die Bucht hinauszurudern. Die Schaluppe hatte die Kaimauer kaum verlassen, als diese von den zerstörerischen Kräften gesprengt wurde, die an ihr zerrten. Gleichzeitig brach das Ufer vollends auseinander, und das dem Meer
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