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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge
Autoren: Michael Peinkofer
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gezwungen, sich als Freibeuter zu verdingen, wie du weißt. Auf diese Weise finanzierte er Schiff und Mannschaft. Seinen Anteil an der Beute jedoch gab er nicht aus, sondern hortete ihn in deruntersten Kammer des Schiffes. Kurz vor seinem Tod vergrub er ihn auf einer einsamen Insel südlich von Tobago, deren Lageplan er sowohl sich selbst als auch mir eintätowieren ließ. Dieser Schatz, Nick, wartet nur darauf, gehoben zu werden – von dir.«
    »Von mir?« Nick war fassungslos. »Verdammt, Pater, warum rückt Ihr erst jetzt damit heraus?«
    »Ich musste deinem Vater versprechen, niemandem gegenüber ein Wort darüber zu verlieren – außer seinem Sohn. Und wenn ich zu Beginn noch leise Zweifel daran hatte, ob du wirklich Lord Cliffords Erbe bist, so sind sie inzwischen allesamt erloschen. Du bist deinem Vater in vielerlei Hinsicht ähnlich, Nick, und du hast mehr als bewiesen, dass du ein wahrer Graydon bist.«
    Nur einen Augenblick stand Nick unentschlossen da. Dann wandte er sich Jim zu, der am Ruder stand.
    »Mr. Nobody?«
    »Aye, Sir?«, fragte Jim grinsend.
    »Neuer Kurs, Quartiermeister. Süd-Südost bis zum Morgengrauen.«
    »Aye, aye.«
    »Und – Mr. Unquatl?«
    »Ja, Sir?«, fragte der Indianer, den Nick zum Maat befördert hatte.
    »Der Großmast trägt noch keine Flagge.«
    »Aye, Sir«, scholl es zurück, und schon Augenblicke später wurde das Banner des Hauses Graydon mit dem sich windenden Drachen am Großmasttopp aufgezogen. In der Kapitänskajüte der Leviathan hatte Nick die Flagge der Seadragon gefunden, zusammen mit zahllosen anderen Trophäen, mit denen sich Damian Bricassart gebrüstet hatte.
    »Ich danke Euch für alles, was Ihr für mich getan habt, Pater«, sagte Nick zu O’Rorke.
    »Der Herr segne dich, mein Junge. Und jetzt geh endlich zu ihr, verdammt noch mal …«
    Während O’Rorke sich bekreuzigte und Abbitte leistete für die Verwünschung, die ihm so leichtfertig über die Lippen gekommen war, ließ Nick den Blick noch einmal über das Deck schweifen. Er spürte den Wind in seinem Haar und genoss die salzige Brise, und er dankte sowohl dem alten Angus Flanagan als auch seinen wahren Eltern, wo immer sie nun sein mochten. Er war seinem Stern gefolgt und seinem Schicksal begegnet, und er würde es nicht länger zurückweisen, sondern dankbar annehmen, was es ihm bot.
    Die Frau, die er liebte.
    Einen alten Piratenschatz.
    Und ein neues Abenteuer.
    Arh.

Danksagung
    D ie historischen Aufzeichnungen über den Niedergang der spanischen Weltmacht sind widersprüchlich und lassen der Fantasie viel Spielraum – vielleicht ist dies der Grund dafür, dass das Zeitalter der Freibeuter und Bukaniere, obwohl es erst rund 300 Jahre zurückliegt, zu jenen Epochen der Geschichte gehört, in deren Überlieferung sich Fakten und Mythen fast untrennbar verbinden. Was wir heute über jene Zeit wissen – oder vielmehr zu wissen glauben –, geht zum großen Teil auf die populäre Tradition zurück, die von Werken wie Robert Louis Stevensons »Die Schatzinsel« sowie von diversen Hollywood-Streifen entscheidend geprägt wurde. Sowohl den geschichtlichen Kontext als auch den Geist jener klassischen Abenteuer einzufangen und Historie und Mythos zu einem neuen Seemannsgarn zu verspinnen, das spannend und mit einem Augenzwinkern erzählt wird, schien mir eine reizvolle Herausforderung zu sein. So entstand die Idee zu diesem Roman, von dem ich hoffe, dass er Sie gut unterhalten hat. Stevenson hat seinem berühmten Roman einst ein Vorwort »An den zögernden Käufer« vorausgeschickt, in dem er die alten Klassiker von Ballantyne bis Cooper beschwor, welche die Helden seiner Jugend gewesen waren. Entsprechend sollte der vorliegende Roman wohl all jenen gefallen, die Errol Flynn nicht für eine Rasierwassermarke halten und auch inmoderner Zeit nicht aufgehört haben, von mutigen Taten und noblen Idealen zu träumen.
    Mein Dank gilt Stefan Bauer von der Verlagsgruppe Lübbe, der diesem außergewöhnlichen Romanprojekt eine Chance gegeben hat, Angela Küpper für die wunderbare Zusammenarbeit beim Lektorat, Daniel Ernle für die gelungene Kartenillustration, die aus jeder Pore Salzwasser und Pulverdampf atmet. Und natürlich meiner Familie und meinen Freunden, die mit mir nun endlich wieder über andere Dinge sprechen können als über die Schrecken der christlichen Seefahrt. Mein besonderer Dank geht außerdem an Simone Brack für die tatkräftige Unterstützung bei den französischsprachigen Passagen sowie
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