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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)
Autoren: Marita Sydow Hamann
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in den Himmel blickte, senkten sich mehrere gläserne Flugtiere zu ihnen herab. Toras Schrei erstickte in ihrer Kehle, als sie plötzlich menschliche Wesen in den Bäuchen dieser gläsernen Tiere erkannte. Auch sie hatten vier Arme und viel zu große Köpfe …
     
    Die oberen Stockwerke von Turm 4 des Wissenschaftszentrums von Alexandria erstrahlten im hellen Licht der drei Sonnen. An einem der Fenster des kreisrunden Turmes stand Kunar und starrte fasziniert über das schneeweiße Wattemeer, das sich nur wenige Meter unter ihm erstreckte. Gläserne Kuppelgleiter mit merkwürdig anzusehenden Insassen surrten am Fenster vorbei. Das Licht der drei Sonnen brach sich in ihren metallischen Rümpfen und warf tanzende Schatten über die strahlend sauberen Gebäude der Hauptstadt von Euripides.
    Kunar saugte das Wissen über die Errungenschaften dieser hochentwickelten Welt in sich hinein wie ein ausgetrockneter Schwamm. Er und der Archäologe, der sich als Archimedes vorgestellt hatte und mit seinen vier Armen und einem überdimensionalen Kopf einen gewöhnungsbedürftigen Anblick bot, unterhielten sich prächtig. Sie tauschten sich begeistert über die so grundverschiedenen Welten Godheim und Euripides aus. Die katzenähnlichen, braunroten Augen des Euripiden sprühten vor Begeisterung und wechselten gelegentlich ungläubige Blicke mit Sora, die neben Tora in einem der bequemen Sessel saß und an einer unglaublich hässlichen Pflanze herumfingerte. Ein betörend guter Duft verteilte sich im Raum.
    Sora verstand Archimedes unersättliche Neugierde und auch seine Freude über ihre Rückkehr, die ihm die Tore zu neuem Wissen erschloss.
    Archimedes war nun einmal Wissenschaftler und Archäologe mit vollem Herzen und Körpereinsatz.
    Das für seine Kaste typische zweite Paar Arme zeigten dies deutlich. Sie glichen eindeutig einem Spaten und einer Hacke.
    Sora schob nachdenklich den Blumentopf vor sich auf dem Tisch umher und beobachtete Ragnar, der wie ein gefangener Tiger den Raum durchmaß.
    Was würde nun geschehen? Wie würde es weitergehen?
    Das Amulett war erst einmal beschlagnahmt worden.
    Anaximedes hatte keine Zeit vergeudet. Bereits fünf Minuten nach ihrer Ankunft im Wissenschaftszentrum war er auf seinen kurzen Beinen zu ihnen hereingestürmt. Seine wachen Schweinsaugen hatten vor Genugtuung geblitzt, als er Sora verkündete, dass sie ihm das Amulett mit sofortiger Wirkung auszuhändigen hätte. Dabei wedelte er mit einem Schreiben, das das Siegel des Hohen Rates trug, vor ihrer Nase und blickte mit hoch erhobener Glatze zu ihr auf. Sora wusste, was sie nicht vermisst hatte …
    Sie seufzte und beobachtete, wie Ragnar wieder an ihr vorbeimarschierte, Richtung Tür.
    Sie standen unter Hausarrest. Ragnars Ruhelosigkeit färbte auf Sora ab. Sie schob den Blumentopf immer hektischer auf dem Tisch herum.
    Sora war bewusst, dass Vesta lediglich das Gesetz wahrte. In ihrer Anhörung vor dem Hohen Rat war damals eindeutig festgestellt worden, dass das Amulett an Anaximedes und sein Forscherteam auszuhändigen war, falls sich neue Entwicklungen ergeben würden. Sora erinnerte sich gut an Anaximedes Gesichtsausdruck, als sie mit dem begehrten Objekt die Flucht ergriffen hatte. Dann war sie durch den Nebel gegangen.
    Anaximedes musste vor Wut getobt haben.
    Sora seufzte wieder und nahm irritiert wahr, wie Ragnar zum wiederholten Male an ihr vorbeimarschierte. Er trug einen Verband um den Kopf und war sehr blass. Eigentlich sollte er sich auf ärztliche Anweisung hin ausruhen. Der Arzt Galenus hatte eine kräftige Gehirnerschütterung diagnostiziert, die mit etwas Ruhe und euripidischer Medizin gut ausheilen würde. Doch das mit der Ruhe fiel Ragnar sichtbar schwer.
    Galenus …
    Sora hatte Galenus natürlich sofort nach ihrer Freundin Sapfo gefragt. Auch sie arbeitete hier im Wissenschaftszentrum und gehörte der Kaste der Ärzte an. Galenus hatte Sora etwas schüchtern angelächelt und war dann rot angelaufen, als er erklärte, dass er und Sapfo kurz nach ihrem Verschwinden geheiratet hatten, und das Sapfo zur Zeit eine ungewollte Arbeitspause einlegte, da sie schwanger war und es ein paar Komplikationen gegeben hatte. Sapfo befand sich, gemeinsam mit Archimedes Frau Juno, auf einem Erholungsurlaub auf Artemis, einem der zwölf Monde von Euripides. Sie würden in einigen Tagen zurückkehren.
    In ihre Gedanken vertieft, schob Sora die duftende Pflanze über den Tischrand hinaus. Der Topf fiel krachend zu Boden. Archimedes und
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