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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite
Autoren: Frank Schätzing
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hinter der Südbrücke. Ihm gehört ein Stück davon. Sie könnten es nachprüfen, aber Sie werden keine Zeit mehr dazu haben.«
    »Keine Volksreden. Weiter.«
    »Wahrscheinlich hält er Marmanns Schwester dort gefangen. Ich vermute außerdem, die Werft dient als Treffpunkt zwischen ihm und Marmann. Wenn wir Pech haben, ist alles schon gelaufen.«
    »Du lieber Himmel! Seit wann wissen Sie das?«
    »Seit mir die Erleuchtung kam. Vor wenigen Minuten. Menemen ci, ich habe Sie nicht angelogen. Können Sie nicht wenigstens einmal versuchen, mir zu glauben?«
    »Sie machen mich fertig.«
    »Sie mich auch!«
    »Wo sind Sie jetzt?«
    »Auf der Rheinuferstraße. Höhe Ubierring. Ich werde das Werftgelände in wenigen Minuten betreten, also beeilen Sie sich.«
    »Ich ...«
    »Bitte!« fügte sie hinzu.
    »Wenn Sie mich diesmal wieder verladen, können Sie mit Ihrer Lizenz den Boden aufwischen«, sagte Menemenci. »Gut, ich schicke ein paar Leute hin.«

    »Wie schnell geht das?«
    »Himmel, was weiß ich? So schnell wie möglich. Wir müssen sehen, wer verfügbar ist.«
    »Hinter der Werft ist ein Anbau. Irgendwo da muß Lubold seinen Unterschlupf haben. Ein ehemaliger Großhandel für Tiefseetauchbedarf.«
    Vera schoß unter der Südbrücke hindurch. Sie sah das Tor zu ihrer Linken auftauchen, riß das Steuer herum und schleuderte auf die gepflasterte Zufahrt.
    »Ich mache jetzt Schluß«, sagte sie. »Ich werde zur Straße hin parken. Ein silberner Boxster.«
    »Warten Sie!« rief Menemenci. »Was ... ?«
    »Wünschen Sie mir Glück.«
    Sie schaltete ihn weg.

    17.54 Uhr. Südstadt
    Menemenci feuerte das Handy auf den Beifahrersitz, schlug die Tür zu und ging zurück in die Kneipe, in der sie seit zehn Minuten einen serbischen Zuhälter verhörten.
    »Ihr werdet ohne mich weitermachen«, sagte er.
    Die Polizisten und der Zuhälter sahen ihn an, einer so ratlos wie der andere.
    Menemenci zuckte die Achseln, lief zurück zum Wagen und funkte ins Präsidium.
    »Falls Sie wegen der Detektivin anrufen«, sagte Krantz verlegen,
    »die, ahm ...«
    »Habt ihr verpaßt. Ich weiß.«
    »Moment! Es war nicht die Rede davon, daß wir sie Tag und Nacht bewachen sollen.«
    »Vergessen Sieʹs. Ich habe vor zwei Minuten mit ihr gesprochen.«
    »Was?«
    »Möglicherweise hat sie Lubold aufgespürt.«
    »Ich komme nicht mehr mit.«
    »Trommeln Sie ein Kommando zusammen«, sagte Menemenci.
    »Alte Werft, noch hinter der Südbrücke. Irgendwo in der Bruchbude muß es einen Großhandel für Tauchbedarf geben.«
    »Halt, stop! Die Werft ist riesig! Wo genau?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber ...«
    »Am besten schicken Sie das ganze Revier.«
    »Das geht nicht so einfach.« In Krantzʹ Tonfall machte sich Panik bemerkbar. »Sie sind alle draußen! Wir sind unterbesetzt. Wie viele...?«
    »Egal!« sagte Menemenci ungeduldig. »Wen Sie kriegen können.
    Und, Krantz...«
    Krantz seufzte.
    »Schon klar. Husch, husch, die Waldfee!«

    Menemenci blickte auf die Uhr.
    Wie es sich angehört hatte, schlich Vera Gemini in diesen Minuten durch die Werft. Das Einsatzkommando würde nicht lange auf sich warten lassen, vielleicht aber doch zu lange.
    Er wäre auf alle Fälle schneller.
    Menemenci sah unschlüssig zu der Kneipe hinüber. Dann schwang er sich hinters Steuer und startete den Motor.

17.56 Uhr. Werft
    Nichts war in dem Aufzug.
    Marmann trat unsicher einen Schritt näher.
    »Nur den Koffer«, sagte Lubolds Stimme. »Du bleibst erst mal draußen.«
    »Ich... ich verstehe nicht«, stammelte Marmann. »Du wolltest Nicole...«
    »Den Koffer. Stell ihn in den Aufzug.«
    Getrieben von der Ungeduld in Lubolds Stimme ging Marmann schnell bis in die Mitte der Kabine, stellte den Koffer ab und trat wieder hinaus in die Halle. Die Flügeltüren schlossen sich. Er drehte sich um und sah, wie der Aufzug nach oben geholt wurde. Es ächzte und quietschte, als wühle sich die Kabine wie ein urzeitliches Tier durch die Ablagerungen von Jahrtausenden.
    »Lubold?« sagte er in das Telefon.
    Das Dröhnen des Aggregats stoppte abrupt.
    »Lubold?«
    Er bekam keine Antwort.
    Die plötzliche Stille war schlimmer zu ertragen als alles andere.
    Sein Blick wanderte zu der Stahltreppe.
    Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten.
    Sollte er nach oben gehen?
    Aber Nicoles Schicksal hing davon ab, daß er kooperierte. Falls sie überhaupt eine Chance hatte, dann nur, wenn er Lubolds Anweisungen Folge leistete.
    Also warten.
    Alles würde ein gutes Ende nehmen.
    Alles würde gut!
    Es sei
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