Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
tun.«
    »Danke«, murmelte Krantz und legte auf. Dann rief er Menemenci über Funk.
    »Ich habe mit München telefoniert«, sagte er. »Es gibt wie immer eine gute und eine schlechte Nachricht.«
    »Nur die gute«, sagte Menemenci. Er war auf dem Weg zur Vernehmung in der Südstadt wegen der Messerstecherei. Seit sie die Detektivin wieder auf freien Fuß hatten setzen müssen, war seine Laune unter Null gesunken.
    »Also, wir haben den Sender«, begann Krantz zögernd. »Er war in dem Feuerzeug.«
    »Na toll! Wo habt ihr ihn erwischt?«
    »Im Vier Jahreszeiten. Insofern hat die Frau nicht gelogen. Allerdings ...«
    »Ja?«
    »Lubold war nicht da.«
    »Was?«
    »Und auch kein blauer BMW. Ein Taxi hat das Feuerzeug abgeliefert, so ein Taxi ohne Dings obendrauf, also ein Funkmietwagen.
    Der Fahrer hatte den Auftrag, eine Aktenmappe ins Vier Jahreszeiten zu bringen.«
    »Das kann nicht wahr sein«, stöhnte Menemenci.
    »Das Feuerzeug war drin. Sonst nichts. Bezahlt worden ist der Fahrer vorher. Muß das Geschäft seines Lebens gewesen sein.«
    Menemenci stieß eine Reihe mehrsilbiger Flüche aus.
    »Konnte er den Mann beschreiben, der ihm den Auftrag gegeben hat?«
    Krantz nahm seine Notizen zur Hand.
    »Mittelgroß, schlank, braune Haare, kurzgestutzter Vollbart. Deckt sich mit der Beschreibung, die wir von der Gemini haben. Seine Anweisungen lauteten, die Mappe an der Rezeption zu hinterlegen und zurückzufahren.«
    »Und das Zimmer? Hat Lubold denn überhaupt ein Zimmer gebucht?«
    »Ja. Auf den Namen Simon Bathge.«
    Menemenci schnaubte vor Wut. Krantz hielt den Hörer ein Stück vom Ohr.
    »Vielleicht sollten wir die Detektivin noch mal zwischennehmen«, schlug er vor.
    »Vielleicht?« blaffte Menemenci. »Ganz sicher! Schleppt sie verdammt noch mal aufs Revier. Ich sehe zu, daß ich hier so bald wie möglich wegkomme. Und, Krantz ...«
    »Ja?«
    »Husch, husch die Waldfee!«
    Krantz beendete das Gespräch und starrte ins Nichts.
    »Fette Sau«, murmelte er. »Blöde Fettsau. Du blödes fettes Stück Scheiße.«
    Dann verständigte er die nächste Streife.

17.44 Uhr. Marmann
    Lubolds Stimme dirigierte ihn über die Severinsbrücke und dann auf die Rheinuferstraße.
    Marmanns Gedanken waren in völligem Aufruhr. Lubold austricksen zu wollen mit seinen geborgten Schlägern, lächerlich! Um ein Haar hätte er Nicoles letzte Chance verspielt. Wie hatte er nur eine Sekunde lang glauben können, Lubold mit solchen Gangstermethoden beizukommen?
    Er hätte es besser wissen müssen.
    Unsicher spähte Marmann in den Rückspiegel. Er war sicher, daß Lubold ihn seit dem Moment, da er das Terminal verlassen hatte, begleitete. Möglicherweise fuhr er vor ihm her. Vielleicht war er hinter ihm. Dreimal während der Fahrt hatte Marmann telefonierende Männer in Autos an sich vorbeiziehen sehen. Jedesmal war er zusammengeschreckt, bis er sich sagte, daß Lubold unsichtbar bleiben würde. Ein Phantom, das im Zweifel an mehreren Orten zugleich und nirgends sein konnte, wie er es bei ZERO perfektioniert hatte.
    Marmann wußte, daß Lubold kein Zauberer war, sondern einfach nur sehr strukturiert vorging. Er kontrollierte andere, weil er sich selbst zu kontrollieren vermochte. Er war extrem schnell. Nichts entging ihm.
    Im Grunde machte es keinen Unterschied, ihn in der Wüste von Kuwait oder in der Stadt zum Feind zu haben.
    Die Ampel vor Marmann sprang auf Rot. Er bremste und fragte sich, wie weit er noch würde fahren müssen.
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte Lubold, als könne er sogar seine Gedanken lesen. »Du mußt gleich abbiegen.«
    »Wo?«
    »Etwa hundert Meter hinter der Ampel öffnet sich zum Rhein hin eine Durchfahrt. Dort beginnt die Alte Werft. Erinnerst du dich an meine erlesenen Geschäftsräume?«

    »Nein.«
    »Entschuldige, das Gedächtnis. Ich wußte nicht mehr, ob du seinerzeit dagewesen bist. Offenbar nicht. Egal, du kannst die Bauten nicht übersehen, sie sind groß und ziemlich verfallen. Fahr unter dem Tor hindurch und die dahinterliegende Straße entlang. Sie verläuft in einer Rechtskurve und führt dich direkt zum Rheinufer.«
    Marmann wartete auf Grün, trat aufs Gas und reihte sich links ein.
    »Ich sehe die Einfahrt«, sagte er.
    »Gut.«
    »Es ist jede Menge Gegenverkehr. Warte ... jetzt.«
    Er steuerte den BMW unter dem geschwungenen Tor hindurch.
    Die Straße dahinter war kopfsteingepflastert und in schlechtem Zustand. Straße war ohnehin übertrieben. Der Knick kam schon nach wenigen Metern, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher